Swatch will den Zukunftsmarkt für Uhren mit Computerfunktion aus eigener Kraft erobern. Einer Zusammenarbeit mit grossen Technologiefirmen bei Smartwatches kann Swatch-Chef Nick Hayek nicht viel abgewinnen. «Uns wird eine Zusammenarbeit von all diesen Firmen angeboten und ich schliesse nicht aus, dass es in bestimmten Bereichen eine Zusammenarbeit gibt oder geben könnte. Aber Swatch Group kann auch Vieles allein», sagte Hayek im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters am Firmensitz in Biel. Kommenden Sommer will der weltgrösste Uhrenhersteller eine neue «Swatch Touch» mit Zusatzfunktion auf den Markt bringen, «die vielleicht Ihre Schritte, Ihren Kalorienverbrauch (...) misst», kündigte Hayek an.

Am Körper zu tragende Computer, zu denen auch Smartwatches gehören, mit denen Nutzer auf ihr Mobiltelefon zugreifen, e-Mails checken oder ihre Fitness überwachen können, gelten als der nächste Technologieschritt und als potenzielle Bedrohung für die traditionelle Uhrenindustrie. Der Markt für solche Geräte dürfte nach Expertenschätzungen bis 2018 auf 93 Milliarden Dollar geradezu explodieren. Davon dürften dann auf Smartwatches zwei Drittel entfallen, meint Andrew Sheehy, Chef-Analyst bei Generator Research. Erst kürzlich verschickte Apple an Medienvertreter Einladungen für ein «spezielles Ereignis» in der übernächsten Woche und schürte Spekulationen, der US-Technologiekonzern wolle die lang erwartete «iWatch» präsentieren. Die Möglichkeit, dass Apple auf den Markt kommt, gilt Börsianern als einer der Gründe dafür, das die Swatch-Aktie dieses Jahr fast 15 Prozent verloren hat und dem europäischen Sektor hinterherhinkt.

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Swatch und Apple wären ein Dreamteam

Swatch und Apple wären nach Ansicht von Analysten ein «Traumteam». Einen Bericht über eine Zusammenarbeit mit Apple zur Entwicklung einer solchen Multifunktionsuhr hatte Swatch im Juli allerdings dementiert. Swatch verkaufe Uhren und nicht Technologie, argumentierten die Schweizer. Es geht um Mode und Marken. «Unsere erste Botschaft für den Kunden ist die Uhr. Wenn sie sie mögen, dann sind sie auch an den Extrafunktionen interessiert», sagte Hayek. «Technologie alleine verkauft sich nicht, nicht in Uhren.» Firmen, die Partnerschaften mit Swatch suchten, wollten auch Zugang zu Marken. «Sie wollen kein beliebiges Massenprodukt sein.»

Technologiefirmen wie Samsung, Sony und LG Electronics bieten bereits Smartwatches an, aber keine von ihnen wurde bisher zu einem durchschlagenden Erfolg. Das zeigt nach Ansicht des Marktforschers Avi Greengart von der IT Research Firma Current Analysis, dass es nicht allein auf die Technologie und den Preis ankommt. Ein Patentrezept habe bisher noch keiner gefunden.

Swatch verfügt über bekannte Marken

Über bekannte Marken verfügt Swatch. Das Sortiment reicht von hochwertigen Uhren wie Blancpain, Breguet und Omega bis hin zu den günstigen Swatch-Produkten. Der Konzern setzte im ersten Halbjahr 2014 rund 4,5 Milliarden Franken (gut 3,7 Milliarden Euro) um.

Über Technologie verfügen die Schweizer ebenfalls: Firmen des Swatch-Konzerns stellen Microchips, Displays und Batterien her. Und das überwiegend für Dritte, darunter auch Hersteller von Mobiltelefonen und Smartwatches. Die Konzernfirma EM Marin arbeite für viele Firmen, ebenso wie der zum Konzern gehörende Batterienhersteller Renata. Aber es gebe keinen Grund, das an die grosse Glocke zu hängen, sagte Hayek. «Das ist nicht unser Kerngeschäft».

(reuters/ccr)