Vergessen Sie «Wolf of Wall Street», wenn Sie sich in Ihrem Bild des bösen Bankers bestätigt sehen wollen. Es reicht die Lektüre des heute veröffentlichten Untersuchungsberichts der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht. Über ein Jahr ermittelte die Finma gegen die UBS und ihre Banker wegen des Verdachts auf Devisenbetrug. Über Tausende von Chat-Konversationen von Händlern untersuchten die Aufseher. Nun wird das ganze Ausmass der Verfehlungen bekannt.

Finma-Chef Mark Branson sprach in der Telefonkonferenz am heutigen Vormittag vom «schwersten Fall marktverbreiteter Manipulation» überhaupt. Wiederholt und über längere Zeit hätten Mitarbeitende der UBS in Zürich zumindest versucht, die Referenzwerte für Devisen zu manipulieren. Die Banker arbeiteten dabei gegen die Interessen ihrer eigenen Kunden und zum eigenen Vorteil, dies «in untolerierbarer Weise».

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Risikofreie Spekulation auf Kundenkosten

Oft sprachen sich die UBS-Händler in ihren Aktionen mit anderen Banken ab. En détail lösten sie zum Nutzen der UBS, die ihr globales Devisengeschäft von Zürich aus leitet, aktiv sogenannte Stop-Loss-Aufträge von Kunden aus. Grundsätzlich werden bei solchen automatisierten Aufträgen Verkäufe oder Käufe getätigt, wenn Kurse sich unter oder über bestimmte Referenzwerte bewegen. Dies kann zu weiteren Verkäufen oder Käufen bei anderen Investoren führen – was die beobachtete Kursentwicklung noch verstärkt.

Damit kann eine Bank wie die UBS laut Experten relativ gut vorhersagen, in welche Richtung die Kurse ausschlagen. Diesen Informationsvorsprung nutzt die Bank und geht früh selbst Wetten ein. Ähnlich läuft das sogenannte Front-Running ab, das UBS-Banker ebenfalls betrieben.

UBS-Banker gaben vertrauliche Kundeninfos weiter

Dabei nutzen Banken ihren Vorsprung an Informationen, die sie von anderen Brokern oder Analysten erhalten, ebenfalls aus und agieren als erste Investoren. Auch dies in Erwartung, dass andere Marktteilnehmer nachziehen oder um automatische Transaktionen auszulösen.

Daneben spekulierten die UBS-Banker mithilfe von sogenannten Partial Fills risikofrei auf Kosten des Kunden. Dabei werden Kundenaufräge nur teilweise durchgeführt. Die Gewinne aus diesen Devisengeschäften wurden den Investoren offenbar nur teilweise gutgeschrieben.

Boni bis zu siebenfach höher als Fixgehalt

Damit nicht genug: Offenbar gaben die Banker der UBS auch vertrauliche und identifizierende Kundeninformationen an Aussenstehende weiter und täuschten Kunden vereinzelt bei den Gewinnspannen von bankinternen Produkten.

Die Schuld schiebt die Finma jedoch keineswegs nur den Bankern alleine zu. So habe die UBS ihre Risiken ungenügend beurteilt. Gleiches gilt für die interne Kontrolle. Das erfolgsbezogene Anreizsystem erhöhte die Probleme noch: So machten die variablen Lohnbestandteile der Händler «im Durchschnitt das Dreifache des Grundgehalts aus». In der Spitze lagen die Boni bei den untersuchten Schweizer UBS-Händlern beim Siebenfachen des Fixgehalts, so Branson in der Telefonkonferenz.

Devisenhandel: Finma entzieht dem Menschen das Vertrauen

Als Strafe zieht die Finma daher die ungerechtfertigten Gewinne inklusive vermiedener Kosten von 135 Millionen Franken von der UBS ein. Laut Branson sei es die grösste Finma-Strafe jemals. Dem Banker als Mensch wird das Vertrauen entzogen: So verpflichtet die Finma die UBS, mindestens 95 Prozent des globalen Devisenhandels zu automatisieren. Das dürfte bei der Bank zu weiteren Stellenkürzungen führen.

Zur Zeit der Untersuchungen habe der Automatisierungsgrad bei rund zwei Drittel gelegen, sagte Branson heute. Mit der höheren Automatisierungsquote würde das Risiko künftiger Manipulationen vermieden. Seit Beginn der Ermittlungen hat sich bei der UBS offenbar schon viel getan: Heutet liegt der Automatisierungsgrad bereits bei gut 90 Prozent.

Auch schreibt die Finma der UBS nun ihre Gehaltsstruktur vor: So sind die Boni der Banker im globalen Devisen- und Edelmetallhandel in den kommenden beiden Jahren auf 200 Prozent des Grundgehalts beschränkt. Betroffen davon sind bei der UBS geschätzt rund drei Dutzend Mitarbeitende. Bei anderen Investmentbankern der UBS in der Schweiz muss eine höhere Vergütung gesondert überprüft und genehmigt werden.