Der Name ist seit 137 Jahren ein Magnet für Kinder und Eltern. Und für Gotten und Göttis ebenso: Der Schweizer Spielwarenhändler Franz Carl Weber hat seit seinem Gründungsdatum 1881 jeden Sturm gemeistert. Jetzt stehen der Spielwaren-Legende mit schweizweit 19 Filialen – im Volksmund «Franzki» genannt – entscheidende Tage ins Haus.  

Französische Besitzerin am Ende

2006 wurde Franz Carl Weber an die französische Firma Ludendo verkauft. Als Ludendo jüngst in finanzielle Schwierigkeiten geriet, wurde dem hiesigen Management klar: Man müsste die Firma in einem Management-Buy-Out (MBO) vom bisherigen Eigner zurückkaufen können. Wie und mit welchen Investoren sich dies erreichen lässt, dürfte in den nächsten Tagen bekannt werden.  

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Um auch in der angestrebten Eigenständigkeit weiterhin erfolgreich zu bleiben im Spielwarengeschäft, müsste Franz Carl Weber (FCW) aber fitter werden im Online-Geschäft. Jetzt macht FCW-Chef Yves Burger einen wegweisenden Schritt in diese Richtung.  

Digitec-Co-Gründer und Nationalrat Marcel Dobler steigt ein  

Wie Akten aus dem Handelsregister zeigen, wurde jüngst in Baar die Firma FCW Group gegründet. Im Verwaltungsrat neben Burger: Marcel Dobler, einst Teil des Gründertrios des Schweizer E-Commerce-Champions Digitec und heutiger FDP-Nationalrat. Der Zweck: «Beteiligung an und Finanzierung von anderen Unternehmen im In- und Ausland, die insbesondere im Bereich der Produktion von und des Handels mit Spielwaren tätig sind.»  

Dobler, der 2014 bei Digitec ausstieg und danach in die Politik wechselte, gilt als einer der wenigen Rockstars des Schweizer E-Commerce. 2001 gründete der Ostschweizer zusammen mit zwei Compagnons den Online-Händler, der sich in der Folge gegen die gesamte etablierte Konkurrenz durchsetzte. Heute steht die Firma, die zu 70 Prozent der Migros gehört, unangefochten an der Spitze des Schweizer Elektronikgeschäfts. 

Marcel Dobler: Der FDP-Nationalrat ist einer der drei Digitec-Gründer.

Besonders interessant für FCW: Digitec schaffte es, mit ihren Preisen euoropaweit konkurrenzfähig zu sein. Das ist nicht unwesentlich im Spielwarengeschäft, das seine Umsätze hauptsächlich in der Vorweihnachtszeit erzielt. Eine Zeit, die immer stärker online-getrieben funktioniert und durch «Black-Friday»- und «Cyber-Monday»-Aktionen zusehends unter Margendruck gerät.  

Schweizerische Investorengruppe  

Wie sich Dobler konkret einbringen wird bei FCW, ist aktuell nicht bekannt. Der Politiker und E-Commerce-Pro weilt in den Ferien und war für Handelszeitung.ch nicht zu sprechen.

Wenn Dobler zurück ist in der Schweiz, dürfte der Deal – sofern nichts Unerwartetes geschieht –gelaufen sein, wie FCW-Chef Yves Burger andeuten lässt: «Der traditionsreiche Schweizer Spielwarenspezialist Franz Carl Weber soll durch eine mehrheitlich schweizerische Investorengruppe übernommen werden.» Der wichtigste Schritt scheint dabei getan: «Die Investorengruppe hat beim französischen Handelsgericht eine Offerte für die Übernahme der bestehenden Geschäftsstrukturen der Franz Carl Weber AG abgegeben.»