Die Auslegung eines Transportsystems richtet sich nach den Ergebnissen einer wirtschaftlichen Optimierung. Ziel ist es, minimale spezifische Transportkosten zu erreichen, damit der sauberste fossile Energieträger Erdgas konkurrenzfähig gegenüber Substitutionsenergien bleibt. Optimierungsgrössen sind unter anderem die Leitungsdurchmesser (bei Ferngasleitungen bis zu 1,4 m, bei regionalen Netzen 0,2 bis 0,6 m), der Abstand zwischen zwei Verdichterstationen (etwa alle 150 km und deren maximale Betriebsdrücke (bis zu 90 bar bei Überlandleitungen). In der Schweiz wird heute eine Kompressorenstation (maximal 75 bar) bei Ruswil LU betrieben. Der Netzbau erfordert sehr hohe, langfristige Investitionen, die auf einer langen betrieblichen Nutzungsdauer (bis zu 50 Jahre) basieren.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Erdgas wurde erstmals 1969 in die Schweiz importiert. Zuvor produzierten lokale Versorger so genanntes Stadtgas aus Kohle oder durch Benzinspaltung. Erst mit der Umstellung auf Erdgas musste das schweizerische Erdgas-Hochdrucknetz erstellt werden, um die Städte und Gemeinden an die Importstellen anzubinden.

Gute Einbindung in Europa

Es gibt heute insgesamt zwölf Einspeisestellen in die Schweiz. Die wichtigste davon ist Wallbach an der deutsch-schweizerischen Grenze in der Nähe von Rheinfelden AG. Über sie werden 70 bis 80% des schweizerischen Erdgasbedarfs eingeführt. Sie liegt an der Transportroute HollandItalien. Die Transitgasleitung ist das Teilstück, welches durch die Schweiz führt, und zugleich die zentrale Achse der schweizerischen Versorgung. Rund 85% des darin transportierten Erdgases wird von Eni nach Italien durchgeleitet.

Das Transitgassystem verfügt von Wallbach bis zur Kompressorenstation Ruswil (Raum Luzern) über zwei parallel geführte, grosskalibrige Leitungen. Von Ruswil verläuft eine ebenfalls grosskalibrige Leitung durch die Alpen (teilweise in eigens dafür gebauten Tunnels) via Griespass (schweizerisch-italienische Grenze) in den Raum Mailand.

Eine weitere Leitung des Transitgassystems führt von der Grenze Schweiz/Frankreich bei Rodersdorf SO in die Hauptleitung des Transitgassystems bei Lostorf (etwa auf halber Strecke zwischen Wallbach und Ruswil). Sie ist ein Teil der Transportroute für norwegisches Erdgas, welches über die Nordsee, Belgien und Frankreich nach Italien transportiert wird. Sie wurde 2003 in Betrieb genommen und war Teil des letzten grossen Ausbaus des Transitgassystems. Dazu musste auch die Kompressorenanlage in Ruswil entsprechend erweitert werden.

Die Transportkapazität der Transitgasleitung beträgt für den Transit heute etwa 24 Gigawatt und für den Import rund 8 GW. Das entspricht in etwa der energetischen Leistung von 32 Kernkraftwerken des Typs Leibstadt.

Konsequenter Ausbau

Entlang dem Transitgassystem stehen insgesamt sechs so genannte Zollmessstationen. Über diese wird das Erdgas, welches durch das Transitgassystem importiert wird, in die regionalen Hochdrucknetze (Westschweiz, Mittelland und Ostschweiz sowie Zentralschweiz) eingespeist und dann zu den einzelnen lokalen Versorgern transportiert. Die grösseren regionalen Netze sind heute für eine hohe Versorgungssicherheit in sich gut vermascht.

Zusätzlich zu diesen Importstellen ins schweizerische Hochdrucknetz wird auch immer mehr Biogas aus Schweizer Produktion in die Regionalnetze eingespeist.

Mitte der 90er Jahre wurden die regionalen Hochdrucknetze massiv verstärkt und die Kapazität gesamthaft mehr als verdoppelt. Die gesamte Transportkapazität auf dem regionalen Hochdrucknetz liegt heute zwischen 10 und 12 GW. Kontinuierlich werden unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit kleinere Netzverstärkungen realisiert. So kürzlich eine rund 35 km lange Hochdruckleitung der Erdgas Zentralschweiz AG durch das Freiamt. An kalten Wintertagen wird das regionale Hochdrucknetz heutzutage mit 5 bis 6 GW belastet.

Versorgung von GuD-Anlagen

In die Diskussion um die Zukunft der schweizerischen Stromproduktion wird als Zwischenlösung der Einsatz von energieeffizienten und grossen Gas- und Dampf-Kraftwerken (GuD) erwogen. Dies würde natürlich auch eine höhere Nutzung des schweizerischen Hochdruck-Leitungssystems zur Folge haben. Aufgrund von Simulationsberechnungen für verschiedene Lastfälle im Netz steht fest, dass Standorte für grosse GuD-Anlagen (>400 MWel) grundsätzlich überall im Bereich des schweizerischen Hochdrucknetzes möglich sind, ausser im Bündner Rheintal, dem Tessin und im Raum St. Gallen/Bodensee.

Fazit: Das schweizerische Hochdrucknetz ist ausreichend dimensioniert, um Erdgas auch in Zukunft bei steigendem Bedarf weiterhin sicher und zuverlässig zu den Endkunden zu transportieren.

Andreas Bolliger, Leiter Ressort Transport, Swissgas AG, Zürich.