Die Vermögensverwaltungsgruppe Julius Bär übernimmt die Kundenbeziehungen der israelischen Bank Leumi in der Schweiz und in Luxemburg. Leumi steht in der Affäre um unversteuertes Geld vor einer Einigung mit den amerikanischen Behörden, während Julius Bär nach wie vor keine Neuigkeiten dazu nach aussen dringen lässt.
Julius Bär werde nicht die Rechtseinheit der Bank Leumi in der Schweiz kaufen, sagte Julius-Bär-Konzernchef Boris Collardi am Montag während einer Telefonkonferenz. Die Bank Leumi, wie Julius Bär eine so genannte Kategorie-1-Bank im Steuerstreit, bleibe damit Ansprechpartner der Amerikaner.
Wohl aber wandern 6 Milliarden Franken Kundengelder von Leumi Schweiz zum Zürcher Traditionshaus. Beide Banken hätten eine strategische Partnerschaft vereinbart und würden sich gegenseitig Kunden zuweisen, wurde weiter mitgeteilt. In Luxemburg beabsichtigt Julius Bär den Kauf des Leumi-Ablegers, bei dem eine Milliarde Franken angelegt sind.
«Frage von Monaten»
Von der Bank Julius Bär kamen am Montag weiterhin keine Neuigkeiten zur Situation in den USA. Die Bank steht in Verhandlungen, um die Angelegenheit um unversteuerte Vermögen von US-Bürgern bereinigen zu können. «Es ist aber eine Frage von einigen Monaten, nicht Jahren», sagte Bankchef Collardi.
Die Einigung der Credit Suisse mit den USA auf eine Bussenzahlung von rund 2,5 Milliarden Franken hat laut Collardi die Situation deblockiert. Allerdings sei die Situation für jede der noch zwölf Banken, die mit ihrer Kategorie-1-Einstufung einzeln mit den USA verhandeln, eine andere, sagte Collardi zum wiederholten Male.
Analysten hatten jüngst die Prognosen für eine Busse erhöht, welche Julius Bär wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung ins Haus stehen dürfte: Einzelne Schätzungen sprechen von einer Milliarde Franken. Julius Bär hat dafür bisher kein Geld zurückgestellt.
Starker Neugeldzufluss
Im ersten Halbjahr hat Julius Bär den adjustierten Konzerngewinn, der für die operative Leistung der Bankengruppe steht, um zehn Prozent auf 288 Millionen Franken gesteigert. Das ist etwas mehr, als Analysten vorausgesagt hatten. Gemäss Rechnungslegungsstandard IFRS stieg der Gewinn um gut die Hälfte auf 179 Millionen Franken.
Die Höhe der verwalteten Vermögen stieg um acht Prozent oder 20 Milliarden Franken auf 274 Milliarden Franken. Sechs Milliarden Franken davon stammten aus einem Zukauf in Brasilien. 7,5 Milliarden Franken sind Netto-Neugeldzuflüsse, etwa so viel wie zuvor im gesamten Jahr 2013 und ebenfalls mehr als erwartet, denn laut der Nachrichtenagentur awp hatten die Experten mit 5,6 Milliarden Franken gerechnet.
Schlussphase der Merrill-Lynch-Übernahme
Die Überführung von Kundengeldern der US-Bank Merrill Lynch geht laut Boris Collardi in die Schlussphase. Als Julius Bär im August 2012 den Kauf des ausseramerikanischen Merrill-Lynch-Privatkundengeschäfts ankündigte, visierte die Bank die Übernahme von 57 bis 72 Milliarden Franken Kundenvermögen an.
Bis Ende Juni hat Julius Bär 54 Milliarden Franken herübergeholt. Konzernchef Collardi sagte am Montag, er erwarte bis zum Abschluss der Merrill-Lynch-Integration im nächsten Jahr 60 Milliarden Franken. Damit liegt die Bank wie schon seit längerem erwartet am unteren Ende der von ihr selbst gesetzten Zielspanne.
(sda/ccr)