Wer eine Uhr von Richard Mille am Handgelenk tragen möchte, braucht genug Kleingeld. 100'000 Franken kosten die Preziosen aus der Manufaktur im Schweizer Jura schnell einmal – selbst aus zweiter Hand. Und besonders elaborierte Zeitmesser der 1999 gegründeten Marke gehen für das Doppelte bis Fünffache über den Ladentisch.

Logisch, dass es öffentliches Aufsehen erregt, wenn ein Politiker eine Richard Mille trägt. Zumal in einem Schwellenland wie Thailand, zumal bei einem Regierungsmitglied wie Vize-Premier Prawit Wongsuwan, der ein monatliches Gehalt von umgerechnet 3600 Dollar bezieht.

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Ermittlungen wegen Verdacht auf Korruption

Wie das «Wall Street Journal» berichtet, schützte General Wongsuwan – einer der Anführer des Staatsstreichs vom Mai 2014 – Ende Januar bei einem öffentlichen Anlass seine Augen mit seiner Hand und enthüllte dabei eine Richard-Mille-Uhr (siehe Bild). Sofort setzten Spekulationen ein, wie er sich eine solche Uhr leisten kann.

Thailändische Netz-Aktivisten durchforsteten das Internet nach weiteren Fotos und fanden so heraus, dass sich der General in den letzten zwei Jahren mit mindestens 25 verschiedenen Luxus-Uhren in der Öffentlichkeit zeigt. Insgesamt, schätzen die Aktivisten, dürfte seine Kollektion einen Wert von rund 1,2 Millionen Dollar haben.

Der General behauptet, die Uhren seien ihm von Freunden ausgeliehen worden. Doch bereits wurden Ermittlungen der nationalen Anti-Korruptionsbehörde eingeleitet. Und der politische Schaden ist angerichtet. Denn General Wongsuwan und seine Junta rechtfertigten 2014 ihren Putsch gegen die damalige Regierung mit dem Versprechen, den Korruptionssumpf in der thailändischen Politik trocken zu legen. Noch steht Premier Prayuth Chan-ocha zu seinem General. Doch die Uhren-Affäre brodelt weiter.

Nicht der erste Richard-Mille-Fall

Vor vier Jahren macht bereits ein anderer asiatischer General Schlagzeilen mit einer Richard-Mille-Uhr. Bei einem Staatsbesuch in Singapur blitze der 100'000-Dollar-Zeitmesser von General Moeldoko auf – und sorgte für Unruhe in Indonesien. Moeldoko versuchte die Wogen an einer Pressekonferenz zu glätten. Er behaupete, die Richard Mille sei eine Fälschung aus China, die er für 430 Dollar gekauft habe. Um sein Argument zu stützen, zerstörte er den Zeitmesser vor  den Augen der Journalisten.

Allerdings war die Richard Mille nicht die einzige Uhr in der Sammlung des indonesischen Generals. Auf Bildern identifizierten Journalisten unter anderem eine IWC-Pilotenuhr für rund 10'000 Franken sowie zwei Modelle von Audemars Piguet für je rund 40'000 Franken. Audemars Piguet arbeitet in der Produktion eng mit Richard Mille zusammen.