Es war ein schmerzhaftes Kapitel in der Geschichte von Kempinski, das auf Reto Wittwers Abschied als CEO der Luxushotelkette folgte. Fast 20 Jahre lang hatte Wittwer den Posten bekleidet, sein Abschied im Oktober 2014 kam für viele überraschend. Ein Jahr später dann die Vorwürfe: Kempinski beschuldigte den früheren Unternehmenschef, er habe sich unrechtmässig um 6 Millionen Franken aus der Konzernkasse bereichert und erstattete Strafanzeige. Wittwer wehrte sich entschieden, hielt mit einer Gegenanzeige dagegen.
 

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Der Justiz-Streit eskalierte – und fand dann doch ein friedliches Ende. Man einigte sich aussergerichtlich und Kempinski räumte ein, dass die im November 2015 per Medienmitteilung erhobenen Vorwürfe «bedauerlicherweise unglücklich waren und nicht hätten veröffentlicht werden sollen». Reto Wittwer war rehabilitiert.

Wittwer als Urgestein der Luxushotellerie

Für den heute 69-Jährigen war das öffentliche Tauziehen ein tiefer Fall: Als Urgestein der Luxushotellerie hatte er seit Jahrzehnten die Szenerie geprägt, in der Schweiz und international. In seiner Zeit als Chef von 1995 bis 2014 hat er die globale Verbreitung von Kempinski-Hotels angeführt.

Reto Wittwer

Reto Wittwer schafft Verbindungen: Sangay Choden Wangchuck, Königin Mutter von Bhutan und Stefan Roth, Bürgermeister von Luzern (Archivbild von 2015).

Quelle: Keystone

Der Tausendsassa bewegte sich in der Welt der Luxushotels wie nur wenige, spricht sieben Sprachen. Er besitzt einen französischen und einen Schweizer Pass. Seine Ausbildung genoss er einst an der renommierten Hotelfachschule in Lausanne.

Wittwers Firma übernimmt Kempinski-Haus

Jetzt startet der 69-Jährige neu durch. Wittwer hat die «Smart Hospitality Solution» (SHS) gegründet, eine Firma für Management und Investitionen mit Sitz in Dubai, wie «Bilanz» im Herbst berichtete. Er wolle mit den zwei Marken – Blazon im Luxussegment und Contempera im Viersternesektor – Hotels entwickeln, schwerpunktmässig in Afrika, dem Mittleren Osten und Asien, hiess es.

Diese Taktik führt Wittwer nun zurück in vertraute Gefilde: SHS verleibt sich das Kempinski-Hotel Ajman in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein, wie das Branchenportal«CCP Luxury» berichtet. Künftig firmiert das Haus unter dem Namen «Blazon Hotel». Damit übernimmt Wittwer ausgerechnet ein Haus seines früheren Arbeitgebers, um diesen seinen eigenen Stempel aufzudrücken.     

Die Kempinski-Gruppe betreibt 75 Fünfsterne-Häuser in 30 Ländern. Die Wurzeln der Firma liegen in Berlin, ihren Sitz hat sie in Genf. Mit dem Grand Hotel des Bains in St. Moritz, dem Grand Hôtel Kempinski und dem Le Mirador in Mont-Pèlerin VD ist Kempinski auch in der Schweiz vertreten.