Ein Telefongespräch Anfang April wird die Entscheidung bringen, wie es mit dem Vermögensverwalter GAM weitergeht. Kann sich das derzeitige Management durchsetzen? Oder gewinnt der aktivistische Investor Rudolf Bohli, der drei Verwaltungsräte sowie CEO Alex Friedman ersetzen will?
Zwischen 4. und 7. April wird ein Vertreter des Stimmrechtsvertreters ISS den Hedge-Fund-Manager anrufen und sich dessen Argumente anhören. Danach wird ISS eine Empfehlung formulieren, der rund 50 Prozent der Stimmen an der Generalversammlung am 27. April folgen werden.
Lieber in London als in Zürich
Der Angriff kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die GAM-Führungsgilde angreifbar wirkt. Kennzeichen ist seit je die Führung an der langen Leine – am liebsten vom Ausland aus. So hat CEO Friedman zwar ein Büro am Zürcher Hauptsitz, weilt aber lieber in seinem Office in London, wo auch sein Lebensmittelpunkt ist. Laut Insidern ist er bloss alle vier bis sechs Wochen in der Schweiz. Als Vorbild mag ihm sein langjähriger Präsident Hans de Gier dienen – der liess sich nur ungern von seinem Schloss in Schottland in die Schweiz locken.
Nicht einmal die wenigen Pflichtsitzungen, die er als Präsident des Verwaltungsrats letztes Jahr zu leiten hatte, absolvierte er: An einer der acht Sitzungen fehlte er. Wenige Tage nachdem Bohli GAM mit seinen Vorschlägen kontaktiert hatte, trat de Gier ab. Eine zufällige Koinzidenz, heisst es bei GAM, sei sein Abgang doch seit langem vorgespurt gewesen.
In der Tat hätte der 73-Jährige den Posten – Lohn für 2016: rund 1,3 Millionen Franken – längst räumen müssen, denn die Statuten sehen eine Altersgrenze von 70 Jahren vor. Sein Weggefährte David Solo, lange operative Drehscheibe, trat schon 2014 ab. Der Amerikaner soll seine Zelte in der Schweiz abbrechen und den Umzug in die USA planen, erzählen Vertraute.
100 Millionen Franken Sparpotenzial
Bohli hat Versäumnisse beim ehemaligen und beim derzeitigen Management aufgespürt: Er geht von rund 100 Millionen Franken Sparpotenzial aus, während das Management bis zum Jahr 2019 nur 30 Millionen Franken sparen will. Vor allem im Bereich IT will Bohli massiv sparen, aber auch bei den Mietkosten sowie bei Legal und Compliance.
Der Lohn des CEO – 6,1 Millionen Franken – ist Bohli ebenfalls zu hoch. Er rechnet vor, dass Friedman sich über sechs Prozent des Firmengewinns als Lohn auszahlt. Das Ganze, obwohl GAM unter ihm eine miserable Performance hatte.
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