Kahlschlag bei Julius Bär: Wie die Bank am Montagmorgen bekannt gibt, kommt es zu einem Abbau von rund 5 Prozent der derzeitigen Belegschaft. Das sind ungefähr 400 Stellen, wie COO Nic Dreckmann an einer Telefonkonferenz zum Jahresergebnis mitteilte. 

Dabei war das Jahr 2024 auf den ersten Blick ein gutes für Julius Bär: Der Konzerngewinn stieg auf 1,02 Milliarden Franken, was einem Anstieg um 125 Prozent entspricht. Im Jahr 2023 hatte die Privatbank noch eine Halbierung des Gewinns vermelden müssen, dies aufgrund hoher Abschreibungen in Höhe von 606 Millionen Franken auf Darlehen an die insolvente Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko. Rechnet man dagegen die Benko-Verluste aus dem Vergleich raus, so verdiente die Bank im vergangenen Jahr vor Steuern rund 4 Prozent weniger.

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Die Ankündigungen von heute Montag haben auch Auswirkungen an der Börse: Die Julius-Bär-Aktie verliert im frühen Handel rund 10 Prozent und kostet aktuell rund 58.20 Franken. 

Analysten hatten die Ergebnisse indes weniger scharf beurteilt: Die Experten der Investmentbank Jefferies zum Beispiel verweisen zwar darauf, dass der adjustierte Vorsteuergewinn die Erwartungen um 4 Prozent verfehlt habe. «Doch das vielleicht wichtigste Barometer für die Gesundheit der Marke ist die Erholung der Neugelder», hiess es in einem Kommentar. Diese seien im zweiten Halbjahr mit einer annualisierten Rate von 4,4 Prozent gewachsen, was eine klare Erholung gegenüber dem ersten Halbjahr sei, als die Kundengelder nur um 1,7 Prozent zulegten.  

Sparprogramm auf 250 Millionen erhöht

Bei Julius Bär sind aber die hohen Kosten ein anhaltendes Problem. Hund hier setzt der seit dem 9. Januar amtierende CEO Stefan Bollinger (50) nun erste Zeichen: Denn er weitet das laufende Kostensenkungsprogramm 2023-2025 weiter aus. Nachdem die Kosteninitiativen bis Ende 2024 bereits zu Einsparungen von 140 Millionen Franken jährlich geführt hatten, sollen im laufenden Jahr weitere Bruttoeinsparungen in Höhe von 110 Millionen Franken erzielt werden. Die Kostensenkungen sollen damit kumuliert 250 Millionen Franken erreichen. 

Einerseits eben mit rund 400 Entlassungen beim Personal. Andererseits mit der Verkleinerung der Geschäftsleitung von zuvor 15 auf noch fünf Personen – per sofort. Neben CEO Stefan Bollinger umfasst sie COO Nic Dreckmann, Chief Risk Officer Oliver Bartholet, Finanzchefin Evie Kostakis und den Chefjuristen Christoph Hiestand.

Ein Strategie-Update einschliesslich neuer Mittelfristziele will Julius Bär noch «vor Sommer 2025» präsentieren, wie es am Montagmorgen heisst. Noch offen ist auch noch, wer ab April das Amt des Verwaltungsratspräsidenten besetzen wird. Amtsinhaber Romeo Lacher hatte Ende Januar angekündigt, an der Generalversammlung im April nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten.

Gute Börsen lassen Kundenvermögen steigen 

Die von der Privatbank verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) beliefen sich per Ende 2024 auf 497 Milliarden Franken nach 480 Milliarden im Oktober 2024, wie Julius Bär am Montag weiter mitteilt. Gegenüber dem Wert von Ende 2023 lagen die AuM gar um deutliche 16 Prozent höher. Zum Anstieg trug ein Neugeldzufluss von 14,2 Milliarden Franken bei, nachdem die Bank im Jahr davor noch 12,5 Milliarden an neuen Kundengeldern einsammeln hatte können. Vor allem im zweiten Halbjahr beschleunigten sich die Zuflüsse zur Privatbank deutlich. Dazu kam eine positive Performance an den Aktienmärkten sowie ein positiver Währungseffekt.

Die Julius-Bär-Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine unveränderte Dividende von 2,60 Franken je Aktie erhalten. Damit bleibt die Ausschüttung das vierte Jahr in Folge auf dieser Höhe.

(sda/nim/ali)