Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX Group hat heute morgen angekündigt, die Madrider Börse BME kaufen zu wollen. Die SIX bietet den solzen Betrag von 2,8 Milliarden Euro, was einem Aufpreis von 48 Prozent auf den Durchschnittskurs der letzten sechs Monate entspricht. Offenbar steht die SIX in einem Wettkampf um die BME, denn auch die Börsengruppe Euronext steht in Gesprächen mit Madrid.
Die Transaktion ist gleich doppelt interessant. Einerseits steht sie für die Konsolidierung in der Welt der Finanztransaktionen. Nicht nur haben sich bereits andere Börsen zusammengeschlossen, auch in der Welt der Zahlungsverarbeiter entstehen derzeit neue Giganten. So fusionierte die SIX ihre eigene Sparte für die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen vergangenes Jahr mit der französischen Worldline. Es ist nur konsequent, dass der Konzern auch im Börsenbereich grösser denkt, wenn er international eine Rolle spielen will.
Die Globalisierung, kombiniert mit einer Digitalisierungswelle, hinterlässt hier ihre Spuren. Immer mehr Finanzgeschäfte werden internationalisiert. In der Schweiz wird das nicht immer bemerkt, denn noch schottet sich das Land in vielen Bereichen des Bankings ein wenig vom Ausland ab. Verglichen mit ihren EU-Nachbarn leben die hiesigen Banken oft noch in der «alten» Welt.
Und damit sind wir beim zweiten Punkt. Zwar bestreitet die SIX offiziell, dass diese Expansion nach Spanien in einem Zusammenhang mit der verfahrenen Situation um den EU-Marktzugang der Schweizer Börse steht (Stichwort: Rahmenabkommen). Der Handel mit Schweizer Aktien bleibe «jetzt und für immer» in der Schweiz, betonte SIX-CEO Jos Dijsselhof am Montagmorgen an einer Telefonkonferenz.
Doch es wäre naiv anzunehmen, die SIX sorge sich nicht um die ausbleibende Anerkennung der Äquivalenz der Schweizer Börse durch die EU. Mit dem Kauf der Börse von Madrid hätte Zürich einen Fuss in der EU. Vielleicht ist das nicht der einzige Grund, der für ein solches Investment spricht. Aber er ist mit Sicherheit Teil einer Gesamtabwägung. Und so steht der stolze Aufpreis, den die SIX zu zahlen bereit ist, vielleicht auch ein wenig für die Kosten der verfahrenen Schweizer Aussenpolitik.