Der Verschlüsselungs- und Zugangsspezialist Kudelski ist im ersten Halbjahr während der Coronapandemie unter die Räder gekommen. Der Umsatz brach ein. Das Unternehmen rutschte noch tiefer in die roten Zahlen.
Um Gegensteuer zu geben, griff das Unternehmen in mehreren Ländern zu Kurzarbeit, um die Kosten vorübergehend zu senken. Das führte dazu, dass lag der ausgewiesene Personalbestand – insbesondere durch kurzarbeits-bedingt – um 489 Vollzeitstellen tiefer als Anfang Jahr. Das sei eine vorübergehende Reduktion um 14 Prozent, gab Kudelski am Donnerstag bekannt.
Davon seien am meisten Österreich (179) und die Schweiz (102) betroffen. Auch in Amerika und Asien setzte Kudelski die Schere bei den Angestellten an.
Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 20 Prozent auf 320,1 Millionen Dollar. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) schmolz auf 4,9 Millionen Dollar zusammen nach 15,5 Millionen Dollar im Vorjahressemester.
Erwartungen weit verfehlt
Unter dem Strich erlitt Kudelski einen Reinverlust von 27,1 Millionen Dollar. Damit wurde das Defizit gegenüber dem Vorjahr noch ausgeweitet, als ein Reinverlust von 20,4 Millionen Dollar angefallen war.
Die Markterwartungen hat das Unternehmen so weit verfehlt. Analysten hatten gemäss der Nachrichtenagentur AWP im Schnitt mit einem Umsatz von 384,3 Millionen und einem Reingewinn von knapp 1 Million Dollar gerechnet. An der Schweizer Börse stürzte die Aktie in den ersten Handelsminuten um über 11 Prozent ab.
Das Unternehmen hat Coronakredite von 22,2 Millionen Dollar erhalten. Weitere kleinere Kredite habe man sich im zweiten Halbjahr gesichert.
TV-Geschäft unter Druck
Bei der grössten Sparte Digital TV, die Verschlüsselungskarten für Satelliten- oder Kabelsender produziert, hat Kudelski einen Umsatzrückgang von 19 Prozent auf 154,7 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Und dies, obwohl die Menschen während der Absperrmassnahmen in der Coronakrise zu Hause sassen und viel mehr Fernsehen schauten. Hierbei griffen sie offenbar vor allem zu den Streaminganbietern wie beispielsweise Netflix.
Um der Konkurrenz durch die Streaminganbieter zu begegnen, hätten die Satelliten-, Telekom- und Kabelanbieter ihre Zahlschranken für mehrere Monate gesenkt, schrieb Kudelski. Darüber hinaus seien viele Projekte, die für dieses Jahr geplant gewesen seien, entweder verzögert oder annulliert worden.
Ausserdem habe eine Reihe von Kunden eine Befreiung von monatlichen Support- und Wartungszahlungen verlangt, um ihre Betriebskosten zu senken. Und das Geschäft habe darunter gelitten, dass viele Läden namentlich in Italien während der Corona-Absperrungen geschlossen gewesen seien. Der EBITDA der Sparte sank um 3 Millionen auf 36,9 Millionen Dollar.
Grosskunden verschieben Aufträge
Bei Skidata, das Zugangssysteme für Parkhäuser oder Skilifte herstellt, tauchte der Umsatz wegen der Coronakrise um 24 Prozent auf 121,6 Millionen Dollar. Die Sparte erlitt einen operativen Verlust von 4,5 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 4,7 Millionen vor einem Jahr. Grosse Kunden, vor allem Flughäfen, Shoppingcenter und Sportstadien hätten neue Projekte oder Modernisierungen verschoben.
Das Servicevolumen sei im April und Mai um fast ein Viertel eingebrochen, weil während des Lockdown viel weniger Parkhäuser benutzt wurden. Ende Juni hätten sich die Servicevolumen in Europa auf 90 Prozent des Vorjahresniveaus erholt, in anderen Regionen seien es 75 Prozent. Die wegen Corona ergriffenen vorübergehenden Sparmassnahmen hätten zwar die Kosten gesenkt, aber auch zu Verzögerungen bei der im Dezember angekündigten Restrukturierung der Sparte geführt, schrieb Kudelski weiter.
Bei Cybersicherheit sank der Umsatz um 13 Prozent auf 63,2 Millionen Dollar. Der operative Verlust vergrösserte sich um 0,8 Millionen auf 11,5 Millionen Dollar. Während der Coronakrise hätten die Mitarbeite wegen der Einschränkungen weniger mit ihren Kunden persönlich in Kontakt treten können, was vor allem in Amerika auf die Verkäufe gedrückt habe, schrieb Kudelski.
Die kleinste Sparte Internet der Dinge (IoT) machte 1 Millionen Dollar Umsatz und konnte den operativen Verlust um 2,6 Millionen auf 8,9 Millionen Dollar verringern.
Ausblick gesenkt
Den Ausblick strich Kudelski zusammen. Neu erwartet das Unternehmen im Gesamtjahr noch einen EBITDA von 45 bis 55 Millionen Dollar. Bislang hatte die Firma 70 bis 90 Millionen angepeilt.
Bei Digital TV werde im zweiten Semester ein höherer Umsatz als im ersten erwartet, nachdem Kunden Projekte, die fürs erste Halbjahr geplant gewesen seien, in die zweite Jahreshälfte verschoben hätten. Da die Kosten nicht signifikant steigen sollten, dürfte Digital TV auch einen höheren Gewinn einfahren als im ersten Halbjahr.
Auch bei Cybersecurity werde ein höherer Umsatz als in der ersten Jahreshälfte erwartet. Das operative Ergebnis sollte sich substantiell verbessern. IoT sollte ebenfalls mehr Einnahmen erzielen und den Verlust reduzieren. Und Skidata sollte sich von den negativen Corona-Auswirkungen erholen. Der Umsatz dürfte steigen und das Betriebsergebnis verbessern. Die Rentabilität werde allerdings das für 2020 mit der Restrukturierung angepeilte Ziel nicht erreichen.
(awp/tdr)