Ein Erfolgsfaktor der privaten Vorsorge ist neben dem frühzeitigen Beginn des Sparprozesses eine höchstmögliche Effektivität des eingesetzten Vorsorgefrankens. Dabei geht es darum, die zur Finanzierung des Ruhestandes zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich zu nutzen und zu jeder Zeit eine im Verhältnis zum Risiko optimale Rendite zu erzielen. Die Altersvorsorge basiert grundsätzlich auf einem langen Anlagehorizont. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für Investitionen in renditestarke Anlagen wie Aktien.



Am Anfang dieses Anlagezeitraums steht der Vermögensaufbau. Mit dem Näherrücken des Zeitpunkts der Pensionierung oder des Ruhestandes nimmt jedoch die Risikofähigkeit ab, da das für die Altersvorsorge reservierte Kapital seinem Verwendungszweck zugeführt werden muss und damit keinem Risiko mehr ausgesetzt werden sollte. Die Kontrolle des Risikos und des Kapitalerhalts rücken damit vor das reine Renditestreben. Vorsorgegelder sollten daher mit zunehmendem Alter in sicherere, weniger volatile Anlagen umgeschichtet werden. Dieser wichtige Prozess wird in der Praxis oft unterlassen; man denkt ganz einfach nicht daran oder man hofft noch auf zukünftiges Wachstum aufgrund steigender Börsen.



Asset Allocation



Die richtige Asset Allocation ist entscheidend für den Erfolg einer Anlage. Und doch wird der Kapitalaufteilung innerhalb eines Portfolios in vielen Fällen zu wenig Beachtung geschenkt. Zusätzlich wird die Betrachtung der verschiedenen Lebenszyklen (Vermögensverhältnisse usw.) des Anlegers oftmals ausser Acht gelassen, woraus sich falsche Entscheidungen für die Asset Allocation ergeben. Ist ein Anleger nicht seiner Risikofähigkeit und seinem Anlagehorizont entsprechend investiert, können die Folgen dieser Fehldisposition noch Jahre später zu spüren sein. Oftmals ist der entstandene Schaden daraufhin gar nicht mehr wettzumachen.

Mit den nun auch in Europa aufkommenden Lebenszyklus-Produkten ist die Idee verbunden, dass sich mit zunehmendem Alter und in Abhängigkeit der Lebenssituation die Risikopräferenz eines Anlegers verändert. Entsprechend sollte sich die Vermögensallokation eines Anlageproduktes dem sich ändernden Zeithorizont und den Bedingungen der spezifischen Lebensphase eines Investors anpassen.

Die Idee des Life Cycle Investing stammt aus den USA, wo sich aufgrund der Besonderheiten des dortigen Vorsorgesystems ein Anleger aktiv um seine private Vorsorge kümmern muss. Im angelsächsischen Raum werden oft auch die Begriffe wie altersgerechte Vorsorge und Zielpensionierung verwendet, wobei sich letzterer Begriff auf das Ziel der Pensionierung und dem damit verbundenen Umschichten in immer konservativere Anlagen bei Näherrücken des Ruhestandes beschränkt. Treffender ist der Begriff Zieldatum-Ansatz, bei welchem die Art des Ziels offen bleibt und die Betonung nur auf das dynamische Umschichten in konservativere Anlagen während der Laufzeit des Produktes liegt.

Genau bei dieser Überlegung setzt das in der Schweiz noch relativ neue und breiten Kreisen unbekannte Konzept der Life Cycle Funds ein. Im Vordergrund steht dabei das Bedürfnis, auf ein bestimmtes Zieldatum (z.B. Pensionierung) hin ein für einen bestimmten Verwendungszweck (Altersvorsorge) reserviertes Vermögen aufzubauen. Bei diesen Produkten wird eine anfänglich auf Kapitalwachstum fokussierte Strategie kontinuierlich durch eine auf Kapitalerhalt ausgerichtete Asset Allocation abgelöst. Umgesetzt wird dies durch eine bis zum Ablauf- oder Zieldatum des Fonds erfolgende dynamische Umschichtung von renditestarken in weniger volatile Anlageklassen wie Obligationen oder Immobilien. Es können auch alternative Anlagen eingesetzt werden, wenn dies dem Ziel dient.

Der Prozess wird am Beispiel der im Rahmen der Säule 3a eingesetzten Anlagegruppe Swisscanto AST BVG 3 Life Cycle 2025 illustriert, die ihr Zieldatum im Jahr 2025 erreicht (siehe Grafik). Die Anlagegruppe nutzt die im Rahmen der Säule 3a maximal mögliche Aktienquote von 50% bis zehn Jahre vor Erreichen des Zieldatums weitgehend aus. Anschliessend wird diese schrittweise bis auf 0% reduziert. Gleichzeitig wird der Obligationen- und Immobilienanteil erhöht. Diese Anpassung der Portfoliostruktur erfolgt weitgehend unabhängig von der Marktbeurteilung nach im Voraus festgelegten Regeln.

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Kundenbedürfnisse



Der Schweizer Fonds- und Vorsorgemarkt kennt bis anhin noch kaum Life-Cycle-Produkte, sodass die weitere Entwicklung von der Akzeptanz der Anleger wie auch der Vertriebsträger abhängig ist. Angesichts der demografischen Veränderungen und der staatlichen Schuldenlast dürfte die individuelle Vorsorge an Bedeutung gewinnen. Entsprechend besteht beträchtliches Potenzial im Rahmen der privaten Vorsorge. Denn die Schweizer werden sich je länger, je mehr bewusst, dass man dieses Thema nicht mehr nur dem Staat überlassen kann, sondern sich auch selber aktiv darüber informieren muss. Ein Produkt, welches für die Vorsorge den oben erwähnten Automatismus bei der Anpassung an die Risikofähigkeit anbietet, müsste eigentlich einen grossen Markt vorfinden – dieser fehlt im Moment noch.

In Zukunft kann es weiter denkbar sein, bei der Produktentwicklung noch spezifischer auf die Bedürfnisse und Risikopräferenzen des Anlegers einzugehen und weitere Varianten der heutigen Life- Cycle-Produkte zu kreieren. Dies umso mehr, als die Wichtigkeit von (gebündelten oder ungebündelten) strukturierten Produkten zunehmen wird. Die Kundenbedürfnisse werden die Entwicklung des Marktes für Life-Cycle-Produkte in den nächsten Jahren stark beeinflussen. Denn Life-Cycle-Produkte definieren sich per se über die Kundennähe, welche nötig ist, solche Produkte als eine erfolgreiche Form der privaten Vorsorge zu etablieren. Diese Produkte ersetzen auf keinen Fall den Bank- oder Vorsorgeberater. Der Fokus der Beratung kann dadurch jedoch weg von Anlagekategorien und Anlageprozessen, hin zur aktiven Vorsorgeplanung und -beratung gelenkt werden.

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Reto Tarreghetta, Mitglied Geschäftsleitung, Swisscanto-Gruppe.