Daniel Loeb ist es gewohnt, sich an Firmen zu beteiligen. Doch dieser Deal ist auch für seine Verhältnisse gross: Der aktivistische Investor hat einen Anteil in Höhe von 1,3 Prozent an Nestlé gekauft – im Wert von 3,5 Milliarden Dollar. Noch nie ist sein Hedgefonds Third Point eine derart grosse Beteiligung an einem börsennotierten Unternehmen eingegangen. Third Point ist achtgrösster Aktionär des Nestlé-Konzerns, und er stellt Forderungen: Nestlé soll den 23-prozentigen Anteil am französischen Konzern L'Oréal verkaufen, um die Erlöse in Aktienrückkäufe zu stecken.

Dass Loeb mit seiner Strategie beim Schweizer Lebensmittelgiganten Erfolg haben könnte, zeigen seine vergangenen Investments. Der Amerikaner ist damit reich geworden, sich mit dem Management seiner Beteiligungen anzulegen und Veränderungen durchzuboxen.

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Druck machen bei Sotheby's

Zuletzt hatte ein Bericht über den Einstieg von Third Point bei Philips den Aktienkurs des Medizintechnikkonzerns beflügelt. Besonders aggressiv ging Loeb auch beim Auktionshaus Sotheby's vor. Im Oktober 2013 kaufte er 9,3 Prozent der Anteile. Gleichzeitig schrieb er einen Brief an die Geschäftsführung und forderte den Rücktritt von CEO William Ruprecht. Das Unternehmen sei ein «altes Meistergemälde», das dringend restauriert werden müsse. 2014 hatte Loeb Erfolg: Er erhielt die Erlaubnis, seine Anteile auf bis zu 15 Prozent anzuheben. Gleichzeitig zog er mit zwei Mitstreitern in den Verwaltungsrat des Unternehmens ein, Ruprecht verliess die Spitze des Unternehmens.

Ähnliche Umbrüche bezweckte Loeb bei Yahoo. Hier liess er 2012 – wieder in einem Brief an den Verwaltungsrat – auffliegen, dass der Lebenslauf von CEO Scott Thompson Fehler aufwies. Dieser habe nie den angegebenen Abschluss in Informatik gemacht. Thompson trat zurück, Loeb nahm im Verwaltungsrat Einsitz. Mittlerweile hat Loeb seine Anteile an Yahoo - mit einem Gewinn von rund einer Milliarde Dollar - wieder verkauft.

Im Jahr darauf attackierte Loeb den japanischen Elektronikkonzern Sony und forderte die Abspaltung der Unterhaltungssparte. Mittlerweile hat sich Loeb allerdings auch hier zurückgezogen. Nach seinen Kampagnen in den USA und Japan hat Loebs Hedgefonds den Fokus nun auch auf Europa gelegt. Man sehe hier gute Investment-Möglichkeiten.

Investment beim deutschen Energiekonzern Eon

Erste Schritte hat Loeb schon gewagt: Im April investierte Third Point in die zweitgrösste italienische Bank UniCredit – wegen der niedrigen Bewertung, der kürzlichen Rekapitalisierung und des neuen CEO. Weiter hält der Hedgefonds einen Teil am deutschen Energiekonzern Eon. Das Business sei «missverstanden am Markt und preiswert», hiess es.

Daniel Loeb hat es mit solchen Aktionen zu sehr viel Geld gebracht. Das US-Magazin Forbes beziffert sein Vermögen auf 2,9 Milliarden US-Dollar. Er habe in den vergangenen Jahren zum Teil besser abschneiden können als seine Hedgefonds-Konkurrenten. So habe sein wichtigster Fonds im Jahr 2016 eine Rendite von 6,1 Prozent erzielt.

Der Name seiner Firma kommt übrigens von seiner grossen Leidenschaft - dem Surfen: Loeb wuchs in Santa Monica im US-Bundesstaat Kalifornien auf, dort lässt sich gut Wellenreiten. Third Point, so der Name seines Unternehmens, bezieht sich auf einen Ort am Strand von Malibu, der bei Surfern beliebt ist.

Schon als Schüler als Investor aktiv

Loeb liebt nicht nur das Surfen, sondern war auch schon früh als Investor aktiv: Bereits als Schüler handelte er mit Aktien, als Student soll er mit Investments ebenfalls gut verdient haben. Loeb studierte erst an der Universität Berkeley in Kalifornien, dann an der Columbia-Universität in New York.

Dass nicht immer alle Investments gut ausgehen, das lernte er bereits als Student. So hatte er zwar als Columbia-Student rund 120'000 Dollar verdient, verlor allerdings seinen gesamten Einsatz, nachdem er in ein Unternehmen investierte, das medizinische Atemgeräte herstellt, diese allerdings schwere Mängel aufwiesen.

Loeb arbeitete nach der Universität unter anderem für die Private-Equity-Firma Warburg Pincus, gründete später in New York Third Point mit einem Startkapital von rund 3 Millionen Dollar. Damals war er 33 Jahre alt. Nun verwaltet der 55-jährige Loeb laut Forbes rund 15 Milliarden Dollar.

Mit Nestlé steht Loebs grösster Streich an. Dass der Star-Investor einiges im Hause Nestlé durcheinanderbringen dürfte, scheint ausgemacht. Doch es gibt auch schon Kritik und Zweifel «Ich bin nicht ganz sicher, dass Loeb eine bessere strategische Vision für das Unternehmen hat als das eigene Management», sagte Stephen Macklow-Smith von JPMorgan Asset Management zu Bloomberg TV: «Mit seinem sehr starken Portfolio, besonders mit Nespresso, ist der Konzern recht gut für die Zukunft aufgestellt».