Luxemburg positioniert sich in der EU als Brückenkopf für Schweizer Banken. In den vergangenen drei Jahren haben eidgenössische Institute ihre Präsenz im Grossherzogtum deutlich ausgebaut. Während das Schweizer Bankgeheimnis ausgehöhlt wurde und Verhandlungen zwischen der EU und der Schweiz über einen beiderseitigen besseren Zugang zu den Finanzmärkten sind ins Stocken geraten sind, sind die Banken mit dem Aufbau ihrer Präsenz in Luxemburg bestrebt, neue EU-Vorgaben zur Finanzmarktregulierung einzuhalten.
Insgesamt haben mindestens ein Dutzend Schweizer Institute ihre Basis in Luxemburg in den vergangenen drei Jahren ausgebaut, geht aus Daten hervor, welche die Luxemburger Finanzmarktaufsicht CSSF veröffentlicht hat.
700 Milliarden Dollar verwaltetes Vermögen
Luxemburg ist bestrebt, sich gegenüber London und Frankfurt als erste Anlaufstelle für Banken und Fondsmanager zu positionieren, die von hier ihre Dienste in der Europäischen Union anbieten. Luxemburg, das sich einst auf sein Bankgeheimnis und die Duldung von Steuervermeidungsstrategien internationaler Konzerne verlassen hatte, hat die verwalteten Vermögen der vor Ort tätigen Gesellschaften zuletzt mit zügiger Umsetzung von EU- Richtlinien und Verordnungen nach oben getrieben. Dazu zählt u.a. auch das als Passport-Registrierung bezeichnete Zulassungsverfahren für Investmentfonds, die dann in allen Mitgliedsländern der EU vermarktet werden können.
Mit einer Fläche von rund 2.586 Quadratkilometern und rund 560'000 Einwohnern ist das Grossherzogtum etwas kleiner als der Schweizer Kanton Tessin, wo rund 350'000 Menschen leben. Finanzfirmen verwalten mehr als 3,5 Billionen Euro in Investmentfonds. In Luxemburg werden nach Angaben von Boston Consulting Group private Vermögen in einer Grössenordnung von etwa 700 Milliarden Dollar (613 Milliarden Euro) verbucht. Zum Vergleich: Derselben Quelle zufolge belaufen sich die in der Schweiz verwahrten Vermögen auf 4,9 Billionen Dollar.
CS will in Luxemburg verbuchten Vermögen verdoppeln
Credit Suisse etwa will die in Luxemburg verbuchten Vermögen binnen drei Jahren verdoppeln, sagt Romeo Lacher, Leiter Private Banking EMEA, im Interview mit Bloomberg. «Es ist ein stabiler Anker in der Europäischen Union.» Steigert Credit Suisse die Assets in Luxemburg, wäre es für die gesamte Branche im Land ein Schub. Weltweit ist CS der viertgrösste Vermögensverwalter und Luxemburg eines der grössten Buchungszentren innerhalb der Region EMEA. Einem Sprecher der Bank zufolge macht diese keine Angaben zu verwalteten Vermögenswerten in einzelnen Ländern.
Am Donnerstag hatte Patrick Odier, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in einer Rede in Zürich vor Journalisten gesagt, Schweizer Banken könnten zur Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland gezwungen sein, wenn offene Fragen in Bezug auf die Europäische Union nicht gelöst werden.
«Wir träumen davon, unsere Dienste innerhalb der EU ohne Einschränkungen anzubieten. In Luxemburg ist das möglich», sagt Nicola Battalora, für Luxemburg zuständiger Manager bei BSI SA aus Lugano.
Aggressiver als andere europäische Finanzplätze
Luxemburg tritt im Wettbewerb mit anderen europäischen Finanzplätzen aggressiver auf, sagt Olivier Marechal, der bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY in Luxemburg die Finanzdienstleister betreut. Hinzu komme, dass die Lebenshaltungskosten niedriger seien als in London. Aber auch die 2017 in Grossbritannien geplante Volksabstimmung über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU wirft ihre Schatten und führt dazu, dass auch Frankfurt als Standort an Profil gewinnt.
Julius Baer Group Ltd., Nummer drei unter den Schweizer Vermögensverwaltern, etwa hat Frankfurt innerhalb der EU als primäres Buchungszentrum gewählt. Ähnliche Überlegungen werden möglicherweise den Ausschlag geben, dass auch die UBS AG ihr Wealth-Management-Geschäft innerhalb der EU in Frankfurt bündeln wird. Eine endgültige Entscheidung sei in der Angelegenheit noch nicht gefallen, sagt Serge Steiner, Sprecher der UBS AG in Zürich.
(bloomberg/ccr)