Die Meldung liess am Montag aufhorchen. Die Klosters-Madrisa Bergbahnen legten eine Finanzierungslücke von fast 2 Millionen Franken offen. Der Anlage am Sonnenhang des Prättigauer Ferienorts drohte das Aus. Jetzt sind die Geldprobleme des Unternehmens vorerst gelöst.

Private Investoren stopfen das Finanzloch: Eine Gruppe rund um Marie-Christine Jaeger aus der Genfer Unternehmerdynastie Firmenich sowie den Ex-Banker Martin Bisang haben mit einem Aktionärsdarlehen ausgeholfen. Es sind die gleichen fünfzehn bis zwanzig Geldgeber, die vor vier Jahren 40 Prozent am Unternehmen übernommen haben. 20 Prozent hält die Gemeinde Klosters-Serneus. Wie viel die Grossaktionäre jetzt genau zahlen, gibt das Unternehmen nicht bekannt. Unklar ist auch, wie sich die Gruppe zusammensetzt. Es sei eine Reihe von prominenten Personen darunter, heisst es bei den Bergbahnen.

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Martin Bisang: Der Zürcher war früher Chef der Bellevue Group (Bild von 2011).

Quelle: Keystone

Ein verbreitetes Phänomen

Klosters-Madrisa ist bei weitem nicht die einzige Schweizer Bergbahn, die sich dank – meist vermögenden – Privatpersonen in Betrieb hält. In Saas-Fee ist der US-Milliardär Edmond Offermann investiert, in Crans-Montana der tschechische Milliardär Radovan Vitek. Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat für das Skigebiet Les-Diablerets sein Portemonnaie geöffnet: Das sind nur einige bekannte Beispiele.

Es sind aber nicht in erster Linie private Investoren, die vermehrt Geld für Bergbahnen sprechen: Vor allem Gemeinden und Kantone engagieren sich, um die touristische Infrastruktur zu sichern. Denn viele der fast 2500 Schweizer Bergbahnen sind in finanziellen Schwierigkeiten und müssen sich sanieren.

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Das Skigebiet: Auf dem Parkplatz der Bahn soll ein Ferienresort entstehen.

Quelle: Keystone

Die Branche blickt auf eine Serie schwieriger Geschäftsjahre zurück. Wegen des hohen Kurs des Frankens war die Zahl der europäischen Gäste deutlich gesunken. Hinzu kamen schwierige Wetterverhältnisse. Der Schnee fiel spärlich oder zu spät in der Saison. Auch das Geschäft veränderte sich: Heutige Schneesportler haben höhere Ansprüche als früher, und die Betriebe müssen mehr in die Infrastruktur investieren, um Gäste anzulocken.

Rote Zahlen trotz eines tollen Winters

Die Klosters-Madrisa Bergbahnen haben in den letzten Jahren meistens nur knapp schwarze oder sogar rote Zahlen geschrieben. Im letzten Betriebsjahr resultierte ein Verlust von über 900'000 Franken. Dies obwohl die Erträge dank des vielen Schnees im Winter 2017/18 deutlich gestiegen sind.

Allerdings erhöhten sich auch die Ausgaben deutlich, weil die Bahnen in den letzten Jahren viel investiert haben: Eine neue Sesselbahn, Schneekanonen, ein neues Restaurant – in den letzten fünf Jahren steckte das Unternehmen rund 50 Millionen Franken in den Ausbau der Infrastruktur: «Die Einnahmen hinkten den Ausgaben hinterher», sagt Präsident Roger Kunz.

«Das ist ein schöne Entwicklung»

Die Bahnen haben die Kosten zu schnell hochgefahren – und sind jetzt froh, dass die Besitzer aushelfen. «Das ist ein schöne Entwicklung», sagt Verwaltungsratspräsident Roger Kunz, der als lokaler Unternehmer selber zu den Grossaktionären gehört. Es seien Personen, die aus Verbundenheit mit der Region Geld sprächen. «Wir sind nicht nur mit Geld, sondern auch mit Herz bei der Sache», sagte Marie-Christine Jaeger, die den Investoren vorsteht, 2014 der «Südostschweiz».

Bergbahnen-Präsident Kunz ist zuversichtlich, dass das Unternehmen langfristig wieder schwarze Zahlen schreibt. Dies hängt auch von der Zustimmung der lokalen Stimmbürger ab: Im November werden sie über das Projekt befinden, mit dem das Familienskigebiet seine Zukunft sichern will: Das Unternehmen möchte ein Ferienresort auf dem heutigen Parkplatz der Madrisa Bahnen bauen. Wo heute die Gäste ihr Auto parkieren, soll ab 2019 ein Hotelkomplex, mehrere Wohnhäuser und ein Parkhaus entstehen. Er sei zuversichtlich, dass die Bevölkerung das Projekt «Ober Ganda» unterstütze, sagt Kunz. «Ich habe ein gutes Gefühl.»