Und wieder muss ein Chef gehen, weil er Interessenkonflikte nicht sauber deklariert hat. Die Migros Aare trennt sich von ihrem CEO Anton Gäumann. Dieser hat offenbar Aufträge der Migros an seine Ehefrau, eine Rechtsanwältin, nicht vollständig offengelegt, wie die Pressestelle bestätigt.
Man staunt. Dass private Beziehungen manchmal eben auch öffentlich sind, sollte spätestens seit den Devisen-Spekulationen der Frau von SNB-Chef Philipp Hildebrand klar sein. Hildebrand trat zurück, obwohl er als Notenbanker geachtet war. Auch die Beförderung der Frau von Ex-Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz’ in die Geschäftsleitung der Bank war ein Thema. War es das Abschiedsgeschenk des abtretenden Raiffeisen-Chefs? Und damit ein Beispiel mehr für sein allmächtiges Verhalten in der Grossgenossenschaft?
Zuletzt gab Guy Lachappelle seinen Job als Präsident der gleichen Bank ab, als bekannt wurde, dass er bei der früheren Arbeitgeberin Basler Kantonalbank interne Dokumente an eine Liebhaberin herausgab, um bei dieser zu punkten. Die juristischen Ermittlungen wurden mittlerweile – ohne Folgen für Lachappelle – eingestellt. Den Job ist Lachappelle dennoch los. Die Beispiele zeigen, wie heikel eigenmächtiges Handeln an einer Unternehmensspitze sein kann.
Erst recht sollten Aufträge im Namen des eigenen Arbeitgebers an Familienmitglieder alle Alarmglocken läuten lassen. Denn Top-Manager sind immer nur Angestellte und handeln mit dem Geld fremder Leute. Vetternwirtschaft hat hier nichts zu suchen.
Wer weiss, ob es bei der Migros Aare noch andere Gründe für die faktische Entlassung gab: Spekuliert wird bereits allenthalben. Aber nicht offengelegte, relevante Interessenkonflikte sind allemal ein guter Grund für eine Trennung.