Obwohl Herr und Frau Schweizer bei Befragungen betonen, «Schöner Wohnen» sei ihnen sehr wichtig, nimmt die Wohnungseinrichtung mit 3% der Ausgaben der privaten Haushalte nicht gerade eine überragende Stellung ein. Die Schweiz scheint möbliert zu sein. Und wenn die Gesamtkonjunktur lahmt, hinkt auch der Möbelabsatz. Weil man die Anschaffung von neuen Möbeln meist ohne spürbaren Verlust an Lebensqualität aufschieben kann bis die Konjunktur wieder anzieht.
Wurden in der Schweiz 2001 noch für 2,86 Mrd Fr. Möbel gekauft, ging diese Zahl in den beiden Folgejahren um 3 bzw. 4% zurück, bevor sie 2004 um 1,6% auf 2,706 Mrd Fr. anstieg. Im laufenden Jahr 2005 wurden bis Ende August 2,8% mehr Wohnungseinrichtungen gekauft als im Vorjahr. Das lässt für 2006 einen Umsatzanstieg zwischen 1% und 2% erwarten.
Label Swissness gilt als sexy
Die rund 50 Herstellerbetriebe der Schweizer Möbelindustrie erleben diese Zyklen genau gleich. Der Anteil der importierten (etwa 70%) und der im Lande produzierten Möbel (etwa 30%) bleibt seit Jahren unverändert. Hingegen steigern die Schweizer Möbelhersteller ihre Exporte jährlich. Swissness gilt auf europäischen Märkten bei Möbeln als sexy. Das dahintersteckende hochwertige Design, die überdurchschnittliche Qualität und die Zuverlässigkeit helvetischer Möbelbauer sind auch in schwierigen Zeiten für anspruchsvolle Märkte attraktiv.
Trends, die in der Möbelbranche schon heute spürbar sind, werden sich in den nächsten Jahren verfestigen:
- Die Preissensibilisierung (Schnäppchenjagd) hält an, auch weil der Preis von vielen Anbietern so penetrant in den Vordergrund gestellt wird, dass er sich zum ausschlaggebenden Kaufkriterium entwickelt.
- Die Nutzung des Internets und von Plattformen wie eBay und anderen nimmt zu, ohne dass hier in naher Zukunft die grossen Umsätze abgewickelt werden. Die Chance der Möbelindustrie liegt darin, ihre Marken bei Konsumenten bekannt zu machen. Die Chance des stationären Handels, den Möbelkäufern Vorteile zu bieten, die ein elektronisches Medium nicht bieten kann.
Zukunftschancen
Schweizer Möbelhersteller haben international Chancen, wenn sie ihre traditionellen Stärken wie Innovationsfähigkeit, Qualität, Flexibilität, hohe Kundenorientierung und Zuverlässigkeit weiter ausspielen. Im eigenen Land gelten Schweizer Möbelhersteller wegen dieser Stärken meist als die zweckmässigeren Partner des Handels, da die geografische Nähe sich zusätzlich zu allen positiven Faktoren als wichtige Grösse in punkto Kundennähe und Schnelligkeit auswirkt.
Helmut Hillen, Direktor, Verband der Schweizer Möbelindustrie SEM, Lotzwil.