Was sind die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Helvetic Airways?
Erst mal gibts konkret für uns keine Folgen, weil wir in dem Land nicht aktiv sind. 

Die Helvetic sollte eigentlich für die Swiss die Flüge in die Ukraine übernehmen.
Das ist richtig, dazu kommt es jetzt natürlich nicht mehr. Es gibt aber politische und wirtschaftliche Folgen für uns alle in der Branche.

Inwiefern?
Also Luftraumsperrungen gab es natürlich früher auch schon, zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Derzeit gibt es Sperrungen in der EU, in der Schweiz und in Russland. Allerdings funktioniert der Luftverkehr in anderen Teilen der Welt weiterhin: Süd- und Nordamerika, Asien – die sind nicht betroffen. Vielleicht indirekt. In Europa jedoch sind Airlines wie zum Beispiel die Finnair sehr betroffen. Deren Geschäftsmodell basierte darauf, über Russland auf direktem Weg nach Asien zu fliegen. Andere Anbieter waren zudem stark in der Ukraine vertreten, so etwa Ryanair. Ob die alle Flugzeuge rausbekommen haben, weiss ich nicht. Dieses Ukraine-Geschäft fällt natürlich weg. Das wird für manche Airlines gewaltige Spuren in der Gewinn- und Verlustrechung hinterlassen.

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Werden Airlines verschwinden?
Schon möglich, dass Fluggesellschaften gezwungen sein werden, den Betrieb einzustellen. Entscheidend ist aber, wie es mit der Gesamtwirtschaft in Europa weitergehen wird. Was die Sanktionen bedeuten, nicht nur für Russland, sondern auch für Europa, inklusive der Frage, wie sich Inflation und Energiepreise entwickeln.

Alle weiteren Folgen von «Handelszeitung Insights» finden Sie hier.

Sie sind Unternehmer, Banker: Was macht Ihnen Sorgen?
Was mir am meisten Sorgen bereitet: Wie schlecht wir – und damit meine ich ganz Europa – auf diese Krise vorbereitet waren. Viele haben auf eine grüne Revolution gesetzt, und nun schlägt die Krise kalt über die Energiepreise zurück. Europa war zudem militärisch schlecht vorbereitet.

Wie bewerten Sie die Rolle der Schweizer Regierung in dieser Krise?
Ich bin froh, dass sich die Schweiz mit humanitärer Hilfe schnell einbringt.

War es aus Schweizer Sicht klug, bei den Sanktionen mitzumachen?
Ich denke, man kann nicht zuschauen, wenn eine Grossmacht einen unabhängigen Staat annektiert und dann sagen: Wir sind neutral.

Wie ist die Helvetic nun aufgestellt? In der Corona-Krise sind Sie kaum geflogen. Mussten Sie Geld einschiessen bei der Helvetic?
Nein, ich musste die Helvetic nicht retten. Es ist alles mit Eigenmitteln finanziert. Aber ich habe auf einen Teil der Leasinggebühren verzichtet.

Wann macht die Helvetic wieder einen Gewinn?
Also ich gehe davon aus, dass es dieses Jahr einen Gewinn gibt.

Ihr wichtigster Kunde ist die Lufthansa-Tochter Swiss. Mussten Sie Swiss in der Krise finanziell helfen?
Die Swiss war in der Corona-Krise nicht in der Lage, die Ticketkosten für nicht genutzte Flugreisen an ihre Kundinnen und Kunden schnell zurückzuzahlen. Obendrein noch die Leasingraten für die Helvetic zu zahlen, hätte natürlich noch mehr Cash-Abfluss bedeutet für die Swiss. Daher haben wir auf einen hohen, substanziellen Millionenbetrag verzichtet, den wir von der Swiss hätten erhalten sollen. So kam das Geld den Swiss-Passagieren zugute.

Trotzdem hat die Swiss im Nachgang nicht so viele Flieger von Ihnen eingesetzt, wie es eigentlich vereinbart war.
Ja, das stimmt. Statt acht Flieger waren es nur vier – auf Druck der Gewerkschaften, wie ich hörte.

Nun bald, im Sommer, sind es wieder sechs Flieger, die Sie für die Swiss betreiben?
Jetzt braucht die Swiss zusätzliche Kapazität und wir liefern sie mit sechs Fliegern. Vielleicht sind es auch mehr.

Im Swiss-Mutterkonzern Lufthansa gibt es eine Debatte, einen Günstigableger zu gründen. Was heisst das für Sie?
Nun warten wir mal ab, ob es dazu kommt. Die Frage bleibt, ob so grosse Anbieter tatsächlich die Kosten so senken können, wie es kleinere Anbieter, wie wir es sind, können.

Sind sie mit der Lufthansa noch direkt im Geschäft?
Nur indirekt über unsere Zusammenarbeit mit der Swiss.

Schweizer Airline

Die Helvetic Airways ist eine Schweizer Regional-Airline, Eigentümer ist das Milliardärsehepaar Martin und Rosmarie Ebner. Die Helvetic ist stark aktiv im Wet-Lease-Markt. Das bedeutet: Sie vermietet Flugzeuge und Personal an andere Airlines wie etwa die Swiss.

Die Helvetic bietet aber auch eigene Flugdestinationen im Chartergeschäft in Kooperation mit Reiseveranstaltern an. Ausserdem gibt es Spezialcharter, zum Beispiel für Sportvereine oder Orchester, wenn diese ein komplettes Flugzeug mieten wollen.

Die Flotte der Helvetic Airways besteht ausschliesslich aus Embraer-Maschinen für die Kurz- und Mittelstrecke. Im Einsatz sind die Embraer-Typen E190, E190-E2 und ab dem Jahr 2021 auch die E195-E2.

Was bringt die Zukunft für Passagiere und Ihre Mitarbeitenden? Bleibt die Maske an Bord?
Das weiss ich nicht. Ich frage mich, wer das bestimmt. Ausserdem ist es ja auch keine grosse Auflage.

Und das Impfen für die Crew?
Ich denke, das Thema hat sich überlebt.

Viele Airlines setzten verstärkt auf Biokraftstoff. Wann sind Sie damit unterwegs?
Ich vermute, die Initiativen der grünen Religion werden schwer zu finanzieren sein. Wir brauchen Flugzeuge, die weniger Kraftstoff verbrauchen. Unsere Flieger brauchen 30 Prozent weniger Kerosin, das ist sehr effizient. Das ist die Zukunft.

Wird Fliegen teurer oder günstiger nach der Pandemie und nach dem Krieg?
Noch günstiger kann es wohl nicht werden. Wir sehen aber, dass das Pricing viel flexibler geworden ist.

Zum Schluss: Sie sagen gern, Sie seien eine junge Firma mit viel Flexibilität. Aber wann gibt es bei der Helvetic eine Gewerkschaft?
Gewerkschaften hätten es uns verunmöglicht, in der Krise schnell zu reagieren. Das haben wir in der Krise bei den anderen grossen Airlines erlebt. Diese unternehmerische Flexibilität wäre so nicht möglich gewesen, um überhaupt überleben zu können. Unsere Mitarbeitenden haben begriffen, dass nur profitable Arbeitgeber gute Arbeitgeber sind.