Die Pharmabranche durchschifft unruhige Gewässer. Viele Firmen haben zwar zahlreiche Arzneien in der Entwicklung. Aber sie kämpfen zugleich mit wachsenden Schwierigkeiten, die neuen Mittel auf den Markt zu bringen und dort gute Renditen zu erzielen. Die Bilanz des vergangenen Jahres fällt enttäuschend aus: Die Medikamenten-Zulassungen sackten deutlich ab.
In den USA genehmigte die zuständige Behörde FDA nur 22 Präparate. Das waren lediglich halb so viele wie 2015 und das niedrigste Niveau seit sechs Jahren. In Europa erhielten 81 verschreibungspflichtige Produkte grünes Licht, nach 93 im vorangegangenen Jahr. Die Statistik der europäischen Aufsicht EMA umfasst - anders als die der FDA - auch Nachahmerpräparate (Generika).
Viele Konzernchefs sehen grundsätzlich günstige Perspektiven für die Medikamentenentwicklung. Optimistisch stimmen sie etwa die jüngsten Fortschritte im Kampf gegen Krebs sowie neue Erkenntnisse über die genetischen Ursachen bestimmter Erkrankungen. In den Jahren 2014 und 2015 gab es einen regelrechten Boom an Zulassungen. Deren Zahl war so hoch wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr.
Renditen unter Druck
Doch nun macht sich eine gewisse Ernüchterung breit, denn die Zahlen für 2016 signalisieren eine Rückkehr zur Normalität. Für die Pharmafirmen bleibt es schwierig, erfolgversprechende Mittel durch lange Testprozesse zu peitschen und am Ende die Zustimmung der Behörden zu bekommen. Hinzu kommt ein zunehmender Gegenwind aus der Politik. In Zeiten angespannter Haushalte stemmen sich Regierungen und Krankenkassen energisch gegen steigende Kosten in der medizinischen Versorgung.
Das trägt dazu bei, dass die Gewinn-Aussichten der Konzerne schwinden. Wie eine Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte ergab, erzielten die zwölf führenden Pharmaunternehmen 2016 auf ihre Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen eine Rendite von lediglich noch 3,7 Prozent. 2010 lag der Wert bei 10,1 Prozent.
Fokus auf seltene Krankheiten
Um attraktivere Erträge zu erwirtschaften, konzentrieren sich Pharma- und Biotechnologiefirmen vermehrt auf seltene Krankheiten. Da es für entsprechende Spezialmedikamente weniger Konkurrenz gibt, können die Hersteller höhere Preise durchsetzen. Manche Behandlungen kosten für einen einzigen Patienten Hunderttausende Euro im Jahr. Analysten erwarten, dass dieser Trend die öffentliche Empörung über die Branche anheizen und weitere Gegenmassnahmen auslösen wird.
Im US-Wahlkampf spielte das Thema bereits eine Rolle. Der künftige Präsident Donald Trump hat versprochen, für eine Reduzierung der Arzneipreise zu sorgen.
(reuters/ccr)