Nestlé ist im ersten Halbjahr 2015 schneller gewachsen, hat aber etwas weniger verdient als von Analysten erwartet. Das Wachstum war «breit abgestützt» und schloss alle Kategorien und geographischen Regionen ein. Entsprechend zeigt sich der Konzern zuversichtlich, dass er die früher aufgestellten Ziele für das Gesamtjahr erreichen kann.
Organisch legte der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller von Januar bis Juni um 4,5 Prozent zu (Q1: +4,4), wobei 1,7 Prozent auf internes Realwachstum (RIG) und 2,8 Prozent auf Preisanpassungen zurückzuführen waren. Der Gesamtumsatz betrug 42,8 Milliarden Franken (-0,3 Prozent) und wurde beeinflusst von einem negativen Wechselkurseffekt (-5,8 Prozent), während Akquisitionen per Saldo 1 Prozent zum Umsatz beitrugen.
Alle Regionen tragen Wachstum mit
Die ausgewiesene operative Ergebnismarge der Gruppe erreichte unverändert 15 Prozent, stieg aber zu konstanten Wechselkursen um 20 Basispunkte. Der Ebit selbst wird mit 6,44 Milliarden Franken und damit praktisch gleich hoch wie im Vorjahr beziffert, der Reingewinn sank leicht (-2,5 Prozent) auf 4,52 Milliarden Franken, wie der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern am Donnerstag mitteilte.
Mit den vorgelegten Zahlen wurden die Schätzungen der Analysten (awp-Konsens) bei der wichtigsten Zahl, dem organischen Wachstum, klar übertroffen, während die Gewinnzahlen etwas unter den Schätzungen ausfielen. Die Prognosen lagen für das organische Wachstum bei +4,2 Prozent (RIG +1,9 Prozent). Der Umsatz wurde bei 43,0 Milliarden Franken, der Ebit bei 6,51 Milliarden Franken und der Reingewinn bei 4,75 Milliarden Franken gesehen.
Alle geographischen Regionen trugen laut Mitteilung zum Wachstum bei: Dieses lag bei 6,6 Prozent in Nord- und Südamerika (AMS), bei 3,4 Prozent in der neuen Region Europa, Naher Osten und Nordafrika (EMENA) und bei 2,2 Prozent in Asien, Ozeanien und Subsahara-Afrika (AOA). Die Industrieländer wuchsen derweil organisch um 2,2 Prozent und die aufstrebenden Märkte um 7,3 Prozent.
Nutrition erzielt höchste Profitabilität
Auch alle Produktkategorien erzielten positive Wachstumsraten, wobei etwa Süsswaren mit +8,5 Prozent oder die Kategorie Nutrition und Health Science mit +7,3 Prozent hervorstachen. Nur relativ schwach wuchsen derweil die Bereiche Milchprodukte und Speiseeis oder Fertiggerichte (je +0,8 Prozent). Bezüglich Profitabilität zeigten sich Nutrition (Marge 23 Prozent) und Tiernahrung (21 Prozent) besonders stark.
CEO Paul Bulcke gibt sich in der Mitteilung denn auch zufrieden: «Die Ergebnisse der ersten Jahreshälfte entsprachen unseren Erwartungen. Sie waren breit abgestützt durch sämtliche Kategorien und geografischen Regionen, solide selbst unter schwierigen Umständen und in Einklang mit unserer starken langfristigen Leistung.» Die Zahlen zeigten die Stärke der strategischen Ausrichtung sowie die Disziplin bei der entsprechenden Umsetzung.
Die Märkte China und Indien sind noch immer problematisch
Einige Problembereiche hat der Konzern allerdings weiterhin, es sind dies etwa das US-Tiefkühlgeschäft sowie das Geschäft in China. In den USA führte Nestlé laut Mitteilung einen Relaunch der Marken für Tiefkühlmahlzeiten durch, wobei die ersten Ergebnisse «vielversprechend» seien. Und in China hätten die Anstrengungen, das Produktportfolio an die sich ändernden Verbraucherwünsche und das niedrigere Wirtschaftswachstum anzupassen, zu «graduellen Verbesserungen» geführt.
In Indien, wo der Konzern bekanntlich von einem Produktions- und Verkaufsstopp für Maggi-Nudeln wegen vermeintlich zu hoher Bleiwerte gebremst wird, blieb das organische Wachstum negativ und werde es auch in der zweiten Jahreshälfte bleiben, heisst es. Man kooperiere dort vollumfänglich mit den Behörden, während man an der Wiedereinführung des Produktes arbeite. Gemäss aktuellen Berichten aus Indien hat ein Gericht dort Nestlé allerdings Recht gegeben, so dass der Produktions- und Verkaufsstop für Nudel-Produkte bald zu Ende sein könnte.
Nestlé ist vorsichtig optimistisch
Für die weitere Zukunft gibt sich der Konzern vorsichtig optimistisch und bestätigt wie erwartet den bisherigen Ausblick auf das Gesamtjahr. So wird weiterhin ein organisches Wachstum von rund 5 Prozent, eine Verbesserung der Margen und des nachhaltigen Gewinns pro Aktie bei konstanten Wechselkursen sowie eine erhöhte Kapitaleffizienz angestrebt.
Die Investitionen in die neuen Wachstumsplattformen Nestlé Health Science und Nestlé Skin Health würden sich auszahlen und die «gute Dynamik» des Geschäfts mit Nahrungsmitteln und Getränken ergänzen. Dies erlaube es, den Ausblick auf das Gesamtjahr zu bestätigen, so Bulcke.
(awp/jfr/moh)