Adrian Grossholz tritt als Chef von Karl Vögele zurück. Das steht in einem Schreiben, das der Schuhhändler am Mittwoch an seine Geschäftspartner verschickt hat. Karl-Vögele-Sprecherin Doris Rudischhauser bestätigt gegenüber der «Handelszeitung» den Abgang.
Karl Vögele wurde vor knapp über einem Jahr an die polnische CCC-Gruppe verkauft. Das Unternehmen betreibt mit den Marken Vögele Shoes, Bingo und Max Shoes knapp 200 Filialen in der Schweiz. Über 1000 Angestellte arbeiten für die Firma.
Adrian Grossholz leitet das Unternehmen seit über vier Jahren. Er tritt auf Ende Juli ab. Der aktuelle Finanzchef Max Bertschinger wird Karl Vögele ab Juli lenken.
Unternehmen wird stärker von Polen aus gesteuert
Grossholz tritt ab, weil der neue Eigentümer zunehmend Aufgaben von der Konzernzentrale in Uznach nach Polen verlegt. «Mit dem aktuellen Stand der Integration haben sich der Verwaltungsrat der Karl Vögele AG und Adrian Grossholz dahingehend verständigt, dass sich das Aufgabengebiet des CEO verändern wird», heisst es im Schreiben an die Geschäftspartner, das der «Handelszeitung» vorliegt.
«Die kommerziellen Themen werden zunehmend aus der CCC-Gruppe heraus gesteuert, während die rückwärtigen Dienstleistungen auch in Zukunft in einem gewissen Masse in der Schweiz erfolgen werden», heisst es weiter. Grossholz habe deshalb sein Amt niedergelegt. Er werde der Firma künftig als Berater zur Verfügung stehen. Der genaue Umfang dieses Beratungsmandats sei aber noch nicht definiert, sagt Sprecherin Rudischhauser auf Anfrage.
Der Chefwechsel fällt mitten in eine Phase des Grossumbaus. Karl Vögele hat in den letzten Jahren diverse Filialen geschlossen. Das Unternehmen spürt die Krise des stationären Detailhandels und litt zuletzt auch unter der Pleite des Kleiderhändlers Charles Vögele. Der Schuhhändler war in einigen Filialen von Charles Vögele eingemietet. Diverse Verträge wurden als Folge der Charles-Vögele-Pleite nicht verlängert.
Sinkender Umsatz
Karl Vögele ist hinter Dosenbach die Nummer zwei im Schweizer Schuhmarkt. Die Polen zahlten 10 Millionen Franken für einen 70-Prozent-Anteil am Unternehmen, was in der Branche als Spottpreis taxiert wurde. Zu jener Zeit stand Karl Vögele mit 219 Läden im Markt. Per Ende 2018 waren es noch 205. Der Umsatz von Karl Vögele sank 2018 von 183 auf 160 Millionen Franken, wie Zahlen des Marktforschungsinstituts GfK zeigen. Das Umsatz-Minus fiel mit 12,6 Prozent dabei prozentual doppelt so hoch aus wie der Abbau der Fläche.
Der Abgang von Grossholz folgt auf den Rücktritt von Max Manuel Vögele als Präsident, wie aus einem Eintrag des Handelsregisters hervorgeht. Demnach präsidiert der Pole Dariusz Milek seit diesem Frühling das Unternehmen. Max Manuel Vögele bleibt Vizepräsident. Er ist mit 30 Prozent am Unternehmen beteiligt. Nach 2021 hat die CCC-Gruppe das Recht, auch dieses Aktienpaket zu kaufen.
Milek gehört zu den reichsten Polen. Er ist ein Self-Made-Millionär mit dem Slogan «Der Preis macht Wunder wahr». Innert weniger Jahre zimmerte er ein europäisches Handelsimperium, was ihm den Übernamen «Schuhkönig» eintrug. Die CCC-Group verfügt heute über ein Netz von knapp 1000 Filialen in 22 Ländern und beschäftigt rund 13'000 Mitarbeiter. Die Polen verkaufen jährlich rund 50 Millionen Paar Schuhe und erzielten im Jahr 2018 einen Umsatz von 4,7 Milliarden Zloty. Das sind rund 1,2 Milliarden Franken.
Umbau in der Zentrale
Seitdem Milek am Ruder ist, weht ein neuer Wind. Vier Filialen sind umgebaut: Wil, Haag, Tenero und Emmen. Am Konzernsitz in Uznach kommt es derweil zu grösseren Restrukturierungen im Bereich Unternehmensfinanzen. «Es wurden neue Finanzierungsvereinbarungen per ersten Juli 2019 getroffen», heisst es in einem weiteren Schreiben, das vor einer Woche an die Geschäftspartner von Karl Vögele ging. «In der jetzigen Übergangszeit können leider keine Zahlungen ausgeführt werden», heisst es weiter.
Sprecherin Doris Rudischhauser bestätigt auch die Echtheit dieses Schreibens. «Es ist tatsächlich so, dass im Rahmen der Mehrheitsübernahme durch die CCC Group vor gut einem Jahr in der Zwischenzeit die Unternehmensfinanzierung überprüft und entschieden wurde, die Finanzierung neu aufzustellen. In diesem Zusammenhang kommt es im Monat Juni zu einer Zwischenlösung», so Rudischhauser.
Die Löhne für die Mitarbeitenden würden weiter im Juni bezahlt, versichert die Sprecherin. «Allerdings hat CFO Max Bertschinger die Geschäftspartner gebeten, in der Übergangszeit bis Anfang Juli, bis die neue Unternehmungsfinanzierung steht, auf Zahlungen für erbrachte Leistungen in Juni zu warten.»