Während Jahrzehnten galten Aktienfonds als relativ sichere Geldanlage. Das böse Erwachen kam für viele Anleger Ende der 90er Jahre, als viele von diesen bisher nie gekannte Verluste zu verkraften hatten. Die Finanzindustrie reagierte schnell. Anlegern, die den Absturz der Finanzmärkte noch vor Augen hatten und bewusst keine Risiken eingehen wollten, empfahlen die Banken in den letzten Jahren vermehrt reine Obligationen oder so genannte Portfoliofonds. Während Erstere nur Unternehmensanleihen enthalten, handelt es sich bei der zweiten Kategorie um gemischte Fonds mit, neben Aktien, einem Anteil von bis zu 75% Obligationen.
Hohe Risiken
Entgegen einer landläufigen Meinung sind es nicht Banken, die aus selbstherrlicher Geschäftspolitik heraus die Zinssätze festlegen. Vielmehr sind die Banken diejenigen, die das ihnen vorgegebene Zinsniveau an ihre Kunden überwälzen. In der Schweiz geschieht dies durch die Schweizerische Nationalbank.
Dieser hohe Obligationenanteil in Fonds könnte sich nun verhängnisvoll auswirken. Weshalb? Die Zinsen sind historisch gesehen sehr tief, auch aus politischen Gründen. Sollten sie in der Zukunft wieder steigen, sind Obligationen aus der Vergangenheit mit einem niedrigeren Zinssatz plötzlich nicht mehr interessant. Viele sich bereits in einem Fonds befindlichen Obligationen sind nicht mehr gefragt. Als Folge wird der Wert vieler Obligationen- oder Portfoliofonds massiv sinken. Je höher der Obligationenanteil, desto höher ist auch das Verlustrisiko.
Mehr Vorsicht
Was kann ein Anleger tun, um dieses Szenario zu vermeiden? Anleger tun gut daran, sich beim Kundenberater ihrer Bank nach dem Handlungsspielraum der Fondsmanager ihrer Obligationen-, bzw. Portfoliofonds zu erkundigen. Das Problem dabei: Viele auf dem Schweizer Markt vertriebene Anleihefonds und Portfoliofonds räumen dem Fondsmanager in ihren Anlagebestimmungen nicht das Recht ein, zur Begrenzung des drohenden Kapitalverlusts die Duration des Fonds (und damit das Zinsrisiko) ausreichend zu reduzieren, selbst wenn der Fondsmanager mit einem Anstieg der Zinsen rechnet. Mit anderen Worten: Er kann nichts tun, um den Geldverlust zu verhindern. In diesem Fall empfiehlt sich der Ausstieg aus dem Fonds.
Von der direkten Anlage in Obligationen raten wir ab. Diese bietet zwar den Vorteil, dass ihr Besitzer kein Kapital verliert, wenn er sie bis zur Fälligkeit hält. Sie stellt jedoch keine diversifizierte Anlage dar. Wenn das Unternehmen, das die Anleihe emittiert hat, in Schwierigkeiten gerät, wie dies beispielsweise bei Swissair der Fall war, droht dem Obligationenbesitzer ein erheblicher Kapitalverlust. Anlagefonds bieten hingegen selbst bei einem kleinen Portfolio den Vorteil der Diversifizierung.
Doch Vorsicht: Wie bereits erwähnt, sollte der Kunde am Schweizer Markt in Fonds investieren, deren Managern es freisteht, die Duration (das Risiko) gemäss seinen Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung am Zinsmarkt zu erhöhen oder zu senken.
Pierre-Olivier Pourcelot, Direktor Robeco (Suisse) SA, Zürich.
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Restlaufzeit: Was ist die Duration?
Die Duration stellt mathematisch die durchschnittliche Restlaufzeit einer Obligation dar. Bei einer Renditeänderung um einen Prozentpunkt ändert sich der Kurs der Obligation prozentual um den Betrag der Duration. Sinkt beispielsweise das aktuelle Zinsniveau von 5 auf 4%, so erhöht sich der Kurs der Obligation mit einer Duration von 2,4 um rund 2,4%. Nach anderer Betrachtungsweise handelt es sich bei der Duration um die um die Zinszahlungen korrigierte Restlaufzeit. (hz)