Nach sieben Jahren an der Spitze der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) gibt Präsident Patrick Odier sein Amt ab. Odier habe sich entschlossen, sich am Bankiertag vom 15. September nicht mehr zur Wiederwahl zu stellen, teilte die SBVg am Montag im Anschluss an eine Sitzung des Verwaltungsrats mit.

Odier will künftig wieder mehr Verantwortung für die eigene Bank übernehmen. Der 61-Jährige ist Verwaltungsratspräsident sowie geschäftsführender Teilhaber der Genfer Privatbank Lombard Odier.

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Suche nach Nachfolger gestartet

«Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel im Präsidium, da viele Herausforderungen gemeistert wurden und der Finanzplatz Schweiz für die Zukunft gut aufgestellt ist», wird Odier im Communiqué zitiert. «Ich freue mich darauf, gemeinsam mit meinen Teilhabern und meinen Teams die Entwicklung unserer Bank weiter voranzutreiben und auf diese Weise zu einem erfolgreichen Finanzplatz beizutragen.»

Der Verwaltungsrat habe Odiers Entscheid mit Bedauern und Verständnis zur Kenntnis genommen, heisst es im Communiqué. Eine Findungskommission unter der Führung von SBVg-Vizepräsident und CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner sei mit der Suche nach einem Nachfolger beschäftigt.

Periode grossen Druckes auf die Schweiz

Odiers Wirken als Bankierpräsident fiel in eine für den Finanzsektor entscheidende Zeit, die mit der Beerdigung des Bankgeheimnisses für ausländische Kunden ihren Höhepunkt fand.

Den Posten an der Spitze der Bankiervereinigung übernahm Odier 2009 von Pierre Mirabaud, einem anderen Genfer Privatbankier. Dies war der Zeitpunkt, als die globale Finanzkrise langsam abebbte und die Schweiz immer stärker unter internationalen Druck geriet, in Steuersachen neue internationale Standards anzuwenden.

«Mehr Bankiers und weniger Banker» als Motto

Odier setzte sich während seiner Amtszeit für eine Verbesserung der Reputation des Schweizer Finanzplatzes ein. Dazu brauche es «ein hohes ethisches Verhalten jedes Bankiers» sowie wieder «mehr Bankiers und weniger Banker», hatte er beim Amtsantritt gesagt.

Es sei es ein grosses Verdienst von Odiers konsensorientiertem Handeln, dass der Übergang zum automatischen Informationsaustausch mit dem Ausland 2013 reibungslos vonstatten gegangen sei, würdigte die Bankiervereinigung ihren abtretenden Präsidenten.

Genau an diesem auf Vermittlung basierenden Führungsstil nahmen einige Kritiker jedoch auch Anstoss. Dieser führe zu zeitraubenden Entscheidungsprozessen mit unklaren Resultaten, hiess es in verschiedenen Medienberichten.

Vom Steuerstreit bis Renminbi

Im Steuerstreit mit den USA setzte sich Odier früh für eine umfassende Lösung ein. Wiederholt forderte der Bankenpräsident den Bundesrat zu einem raschen Handeln auf, damit die Schweizer Banken ihre Situation mit den US-Behörden regeln könnten. Die betroffenen Banken einigten sich schliesslich mit der amerikanischen Justiz durch die Bezahlung teilweise erheblicher Bussgelder.

Unter der Ägide von Odier verschärften zudem die Banken die Selbstregulierung, um einer Überhitzung im Schweizer Immobiliensektor entgegenzuwirken. Wachstumsimpulse für den Finanzplatz Schweiz konnte Odier auch durch die Öffnung gegenüber der chinesischen Währung Renminbi geben: Es gelang, die Schweiz als Hub für Geschäfte rund um die chinesische Währung zu etablieren.

Weitere hohe Posten

Odier hat einen Abschluss der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Genf und einen MBA in Finanzen der University of Chicago. Er trat 1982 in die Lombard Odier ein und beendete seine Ausbildung in Zürich, New York und Montreal, bevor er 1986 geschäftsführender Teilhaber der Bank wurde.

Seit Juli 2008 ist Odier Senior Partner der Genfer Privatbank. Daneben ist er einer von drei Vizepräsidenten des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse.

(sda/jfr)