Beschwingt war Andreas Meyer schon länger nicht mehr, eher wirkte er nachdenklich und zerknirscht. Zu viel war in den letzten Monaten passiert: Ein tragischer Unfall mit einem Zugbegleiter, technische Probleme, Verspätungen, Debatten über seinen Millionenlohn. Meyer wurde ein Getriebener.
Statt selbstkritisch zu sein, legte er sich mit Politikern oder mit Zuglieferanten an. Waren Entschuldigungen oder Empathie gefragt, schickte er andere vor. Meyer, der die SBB nach seinem Amtsantritt 2007 dynamisch und mit ausgeprägtem Führungsanspruch gelenkt hatte, hat längst seine Bestform verloren. Sein Abgang ist also nur folgerichtig.
Profi-Verwaltungsrat Meyer?
Meyer, der einst sogar als Kandidat für den Chefposten bei der Deutschen Bahn galt, wird problemlos eine nächste (grosszügig bezahlten) Herausforderung in einem Logistik-Unternehmen finden. Wenn er denn überhaupt will. Möglich wäre auch eine Karriere als Profi-Verwaltungsrat. Denn Meyer ist sowohl in der Schweiz wie in Deutschland bestens vernetzt. Und ausgeruht dürfte er auch sein: Juni und Juli gönnte er sich eine Auszeit, um sich um «Eltern, Familie und Freunde» zu kümmern.
Grämen wird sich Jeannine Pilloud. Die langjährige Nummer zwei im SBB-Führerstand verabschiedete sich vor ein paar Monaten aus dem Staatsbetrieb und heuerte in der Privatwirtschaft an. Bei der Techfirma Ascom ist sie als VR-Präsidentin und nun auch als Interim-CEO voll gefordert.
Zweifellos wäre sie sehr am SBB-Topjob interessiert, schliesslich hat sie sich mit dem dominanten Meyer jahrelang einen Kleinkrieg geliefert – der so weit ging, dass der Verwaltungsrat Meyer in ein Coaching schickte.