Philippe Gaydoul hat kein Interesse an Globus. Der schwerreiche Ex-Denner-Chef will die kriselnde Warenhausgruppe nicht übernehmen. «Ich habe kein Interesse an einem Globus-Kauf», sagt er zur «Handelszeitung».
Die Globus-Eigentümerin Migros hat ihr Sorgenkind vor vier Wochen ins Schaufenster gestellt. Die Verluste wurden zu gross. Die Gruppe belastete die Rechnung der Migros-Gruppe zuletzt mit einem Abschreiber von rund 90 Millionen Franken.
Seither brodelt die Gerüchteküche. Globus-Chef Thomas Herbert, der mit 2,7 Prozent am Unternehmen beteiligt ist, machte seine Ambitionen wenige Tage nach der Verkaufsankündigung kund. Er werde «auf jeden Fall» ein Angebot einreichen, sagte er zur «Sonntagszeitung». In welcher Form und mit welchem Partner war noch offen.
Gaydoul und der Navyboot-Globus-Deal
Es dauerte nicht lang, bis Philippe Gaydoul als möglicher Interessent genannt wurde. Er hätte sicherlich die nötige finanzielle Schlagkraft, um ein derartiges Vorhaben zu stemmen. Die «Bilanz» schätzt das Vermögen der Familie Gaydoul-Schweri auf bis zu 1,5 Milliarden Franken.
Den Grundstein für den Reichtum legte Grossvater Karl Schweri, indem er die Discount-Kette Denner aufgebaut hatte. Gaydoul verkaufte das Erbe 2007 für geschätzte 980 Millionen Franken an die Migros. Ein Jahr später übernahm er den Schuhhändler Navyboot von den Gebrüdern Bencivenga. Dieses Unternehmen verkaufte er aber erneut an die Migros. Genauer: an Globus.
Ein Jahr ist das her. Es ist der letzte Deal, den Gaydoul mit dem Detailhandelsgiganten gezimmert hat. Es war auch das letzte grosse Engagement im Retail-Bereich. Bereits 2015 trennte sich Gaydoul vom Strump-Label Fogal. Noch engagiert ist er beim Sportmodelabel Jet Set. Der Grossteil des Gaydoul'schen Vermögens steckt mittlerweile in Betongold. Der einstige Discountladen-Besitzer ist Eigentümer diverser Immobilien an Zentrumslagen. Zudem ist er an der Neuen Helvetischen Bank von Nationalrat Thomas Matter beteiligt. Mit seiner Gaydoul Stiftung unterstützt er auch das Kinderspital Zürich.
Käufer aus Österreich?
Bleibt die Frage: Wer kauft Globus? Wer getraut sich, eine verlustbringende Warenhausgruppe zu kaufen? 46 Globus-Filialen gibt es schweizweit. Diverse Ableger befinden sich an bester Lage, etwa an der Zürcher Bahnhofstrasse oder der Genfer Rue du Rhône. Die Gruppe verzeichnete 2018 einen Umsatz von 808 Millionen Franken.
Immer wieder im Gespräch ist der Name René Benko und dessen österreichische Signa-Gruppe. Ernst-Dieter Berninghaus führt deren Retailbereich – das ist der ehemalige Handelschef der Migros-Gruppe. Zum Benko-Imperium gehören bereits die deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof. Zudem ist das Unternehmen an der Berliner Warenhaus-Ikone KaDeWe beteiligt.
Signa hat sich bisher nicht offiziell dazu geäussert, ob das Unternehmen Interesse an Globus hätte. Kenner der Firma gehen jedoch davon aus, dass Signa nicht interessiert ist – oder höchstens am Globus-Flagschiff an der Bahnhofstrasse. Dieses dürfte die Migros jedoch kaum allein und inklusive Immobilie verkaufen.
Und die Primark-Besitzer?
Bisher kaum erwähnt wurde die Weston-Familie. Ihnen gehört via Wittington Investments ein grosser Teil von Associated British Foods und damit an Primark, dem britischen Textilhändler, der mit Billigmode besonders erfolgreich ist. Zum Imperium der Weston-Familie gehört auch Selfridges, Fortnum & Mason und De Bijenkorf («der Bienenkorb») in Holland.
Die Familie ist eine ziemliche Warenhaus-Grossmacht. In der Schweiz ist sie grösstenteils unbekannt. Am Limmatplatz, wo der Migros-Genossenschaftsbund seinen Hauptsitz hat, kennt man die Wettbewerber aus dem Ausland aber bestens. Sie sind zuweilen sogar Vorbild, wie Migros-Handelschef Beat Zahnd an der Pressekonferenz zum Globus-Verkauf offiziell sagte.
Konkret verwies Zahnd auf den holländischen Bienenkorb. Dieser sei online besonders gut unterwegs. Will heissen: 25 Prozent und mehr des Umsatzes stammt aus dem Netz. Über ein Interesse der Weston-Familie an Globus ist nichts bekannt.