Neues Jahr, neue Preise. Seit diesem Jahr kosten neue Rolex-Uhren im Uhrenhandel mehr. Und zwar auf der ganzen Welt, die Schweiz inklusive.
Im Durchschnitt hat der mit Abstand grösste und umsatzstärkste Uhrenhersteller der Schweiz die Preise um 3,4 Prozent angehoben, wie zuerst «Professional Watches» berichtet hat. Was zunächst nach einer subtilen und nicht gerade inflationstreibenden Preispolitik klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als durchaus strategisch gesteuerte Preiserhöhung. Denn: Rolex hat jene Modelle, die bei Uhrenfans besonders beliebt und begehrt sind, deutlich stärker verteuert als seine weniger beliebten Referenzen. Im Klartext: Die Trophy-Uhren sind jetzt viel teurer, die Ladenhüter nur ein bisschen. So geht Margenausweitung.
Ein Beispiel: Die Stahl-Submariner ohne Datum mit schwarzem Zifferblatt und schwarzer Lünette (Referenz 124060) kostet statt 8100 Dollar neu 8950 Dollar, ein Plus von 10,5 Prozent. Ähnliche Preissteigerungen haben auch die Modellreihen Daytona und GMT-Master II erfahren.
Neupreise auch für den Secondhand-Markt relevant
Man mag nun einwenden, dass Preiserhöhungen für neue Rolex-Uhren keine grosse Relevanz hätten, weil die meisten Uhrenfans für ihre Rolex-Modelle ohnehin auf den Secondhand-Markt angewiesen sind, wo die Preise ein Vielfaches betragen. Das stimmt allerdings nur zum Teil: Bei vergangenen Preiserhöhungen war jedenfalls zu beobachten, dass die offiziellen Verkaufspreise auch die Preise auf dem Secondhand-Markt nach oben gedrückt haben. Richtig aber ist: Viele Modelle von Rolex kosten als Occasion deutlich mehr als neu. Ebenso richtig ist, dass die Preise auf dem Secondhand-Markt deutlich stärker steigen als die offiziellen Verkaufspreise.
Tim Stracke, Chef von Chrono24, sagte es kürzlich gegenüber «Robb Report» so: «Die Preise sind fast überall um 30 Prozent gestiegen. Und das nicht nur bei den Rolex-Sportmodellen, sondern bei allen Modellen, von den Damenuhren bis zu den Datejusts und Cellinis». Und fügte an: «Die Werte ticken weiterhin sehr stark nach oben.»
Verknappung oder Nachfrage-Explosion?
Das Problem: Die Nachfrage nach Rolex-Modellen ist in den letzten Jahren viel schneller gewachsen als das Angebot. Allerdings beteuert Rolex, im Gegensatz zu vielen Luxusgüter-Herstellern keine bewusste Verknappungspolitik zu betreiben. «Die Verknappung unserer Produkte ist keine Strategie unsererseits», hält das Unternehmen, das einer karitativen Stiftung gehört, fest.
Und ergänzt: «Unsere derzeitige Produktion kann die bestehende Nachfrage nicht vollständig befriedigen, zumindest nicht ohne die Qualität unserer Uhren zu mindern – was wir ablehnen, da die Qualität unserer Produkte niemals beeinträchtigt werden darf.» Und schliesslich: «Alle Rolex-Uhren werden an unseren vier Standorten in der Schweiz entwickelt und hergestellt. Sie werden mit äusserster Sorgfalt von Hand zusammengebaut, um die einzigartigen und hochwertigen Qualitäts-, Leistungs- und Ästhetikstandards der Marke zu erfüllen. Dies schränkt verständlicherweise unsere Produktionskapazitäten ein, die wir jedoch so weit wie möglich und stets nach unseren Qualitätskriterien ausbauen.»
Eine Submariner kauft nur im Laden, wer Geduld hat und Geld für viele andere Uhren
Wer für eine Rolex auf dem Occasions-Markt nicht zu viel bezahlen will, braucht erstens allerbeste Beziehungen zu einem offiziellen Rolex-Händler wie Bucherer oder Watches of Switzerland. Zweitens ein paar Jahre Geduld, weil Wartelisten bestehen. Drittens ganz viel Geld, um beim Rolex-Händler regelmässig andere Uhren zu kaufen, weil Rolex-Händler die heissen Modelle nur an gute und treue Stammkunden verkaufen. Viertens schliesslich braucht es Frustrationstoleranz: Bestellungen von Rolex-Uhren sind im Normalfall unverbindliche Anfragen. Das heisst: Ob sie je geliefert werden, ist keineswegs sicher. Egal, ob man als Kunde nun auf einer Warteliste ist oder nicht. Und sollten sie dann doch geliefert werden, kommt der dann empfohlene Verkaufspreis zur Anwendung.
Tröstlich immerhin: Egal, ob man eine neue oder eine gebrauchte Rolex kauft, man muss bei vielen Modellen nicht mit einem Wertverlust rechnen. Im Gegenteil: Eine Rolex ist (auch) ein Asset. Und bei heissen Modellen ziehen die Wiederverkaufspreise den Ladenpreisen locker davon.
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