Deutschland ist das Land der Drogeriemärkte. Gleich drei Riesen buhlen dort um Kunden: DM, Rossmann und Müller. Bei Schweizer Einkaufstouristen sind alle drei beliebt. Grenznahe Drogeriefilialen werden von Schweizer Konsumenten auf der Jagd nach günstiger Handseife, Zahnpasta und Sonnencrème förmlich überrannt. Je nach Wochentag kommen die Angestellten kaum nach beim Auffüllen der Gestelle.
Trotzdem hat nur einer der drei Drogerie-Riesen den Schritt über den Rhein gewagt. Müller – mit rund 4 Milliarden Euro Umsatz der kleinste der grossen Drei – betreibt hierzulande 56 Läden. Die deutsche Nummer 1, DM, ist in der Schweiz nur Online über Galaxus.ch präsent. Und Rossmann, mit gut 10 Milliarden Euro Umsatz nur unwesentlich kleiner als DM, bearbeitet den Markt ebenfalls nicht selbst.
Aber durch die Hintertür baut das Familienunternehmen Rossmann die Präsenz in der Schweiz stetig aus. 2020 hat der Online-Händler Brack.ch bekannt gegeben, Rossmann-Produkte ins Sortiment aufzunehmen. 80 Prozent der Produkte – allesamt Rossmann-Eigenmarken – soll es laut laut Micha Schmitt von Brack in der Schweiz exklusiv bei Brack geben. Brack verkauft die Rossmann-Produkte im Onlineshop unter einer eigenen Rubrik namens «Gut & günstig». Ziel sei es, so Sprecher Daniel Rei, den Kunden eine grosse Auswahl zu bieten. Und «Convenience»: Sie könnten mit dem gleichen Päckli Lippenbalsam und Festplatten gleichzeitig bestellen.
Der erste Schritt ging dabei von den Schweizern aus, so Rei weiter. Brack-Leute seien nach Burgwedel bei Hannover in die Rossmann-Zentrale gereist, um dort die Idee einer Kooperation beliebt zu machen. Mit Erfolg.
Die anderen 20 Prozent des Rossmann-Sortiments von Brack gibt es auch bei Denner. Der Migros-Discounter setzt bereits seit Sommer 2017 auf die Eigenmarken von Rossmann im Bereich Körperpflege. Seit 2019 sind auch Rossmann-Bioprodukte bei Denner erhältlich.
«Wir arbeiten nur mit Leuten, die wir als Menschen mögen»
Eingefädelt hat die Kooperation mit Denner damals Raoul Rossmann, der Sohn von Firmengründer Dirk Rossmann und mittlerweile Geschäftsführer des Unternehmens. Gründer Rossmann sagte im Frühling 2019 gegenüber der Handelszeitung zum Deal: «Die Zusammenarbeit ist eine tolle Sache.» Und er ergänzte: «Wir machen ganz grundsätzlich nur Geschäfte mit Leuten, die wir als Menschen mögen. Bei Denner ist das der Fall.»
Rossmann bei Brack, Rossmann bei Denner: Warum kommt der deutsche Riese nicht gleich selbst in die Schweiz? Der Schritt wäre nicht überraschend. Schliesslich ist Rossmann selbst in Polen, Ungarn, Tschechien, der Türkei, in Albanien und im Kosovo aktiv. Der Umsatz ausserhalb Deutschland trägt rund 30 Prozent zum Gruppenumsatz bei.
Doch die Schweiz lässt Rossmann links liegen. Warum? Patron Rossmann hat es im Frühling 2019 gegenüber der Handelszeitung so erklärt: «Bezahlbare Ladenlokale in einer Grösse, wie wir sie benötigen, in der Schweiz zu bekommen ist sehr schwer. Da arbeiten wir lieber mit Partnern zusammen.» Im Handel brauche man eine gewisse Grösse, um Erfolg zu haben. «Wenn wir nur einen Laden in der Schweiz hätten, würden wir Verluste ohne Ende machen.»
Dieser Text erschien erstmals am 14.01.2020.