Die Corona-Krise lässt die Arbeitslosenzahlen explodieren. Zehntausende haben ihre Stelle verloren, dabei rollt die grosse Entlassungswelle erst an. Im Herbst wird es zum Abbau im grossen Stil kommen.
Inmitten dieses Sturms gibt es aber auch jene, die Stellen schaffen. Sie sind die Jobmacher! Das zeigt eine Umfrage unter den 30 grössten Arbeitgebern im Land.
Migros stockt auf
Beispiel Migros: Über 100’000 Personen stehen im Sold des orangen Riesen. Sie teilen sich 76’000 Stellen – Tendenz steigend! Das Kerngeschäft hat während der Corona-Krise einen Schub bekommen. Noch grösser ist der Aufwind aber im Online-Business. Und auch Kleinformate wie Migrolino und Denner legen zu.
Beispiel Fenaco: Im ersten Halbjahr 2020 hat die Bauerngenossenschaft und Landi-Mutter, die über 10’000 Leute beschäftigt, 135 Vollzeitstellen geschaffen. 208 Personen sind zusätzlich eingestellt worden. Und da geht noch mehr. «Trotz der Corona-Pandemie erwarten wir per Ende Jahr eine leichte Zunahme beim Personalbestand», so ein Sprecher.
Berner Energiekonzern schafft 100 Stellen
Beispiel Planzer: Der Logistiker hat innert eines halben Jahres 40 neue Jobs aus dem Boden gestampft. Er profitiert von einem erhöhten Bedarf an Transportleistungen. Und davon, dass es zu einem Päckli-Boom gekommen ist, der bis in den Sommer anhält.
Beispiel BKW: Der Berner Energiekonzern hat 100 neue Vollzeitstellen geschaffen. In sechs Monaten. Das ist ein Job alle zwei Tage. Und es soll so weitergehen. Die Firma steht unter Strom. «Bis Ende Jahr rechnet die BKW mit einem weiteren Ausbau von Vollzeitstellen», so ein Sprecher.
Versicherer legen zu
Beispiel Ruag: Der Konzern hat sich auf Anfang Jahr in zwei Teile gespalten – einen internationalen und einen Schweizer Teil. Gemeinsam kommen sie auf knapp 4200 Vollzeitstellen. Das sind 150 mehr als vor der Krise. Über 100 weitere Jobs kommen im Verlauf des Jahres noch dazu. Vorwiegend Verwaltungsjobs. «Im Zuge der Entflechtung mussten verschiedene Querschnitts- und Konzernfunktionen neu aufgebaut werden», sagt ein Sprecher.
Beispiel Axa und Zurich: Beide Versicherer haben nach der Krise klar mehr Leute auf der Lohnliste als vorher. Alleine Zurich hat seit Anfang 2019 bis Juli 2020 über 110 neue Kundenberater-Stellen kreiert. Aus dem Homeoffice heraus. 60 weitere Kundenberater will Zurich noch anstellen.
300 Jobs schafft Nespresso. Der Kapselkaffeeproduzent baut in der Westschweiz aus. Er gehört zum Nestlé-Konzern, wo zum Höhepunkt der Krise höchstens 200 Leute am Hauptsitz am Genfersee waren. Der Rest sass im Homeoffice. Normalerweise arbeiten alleine in Vevey VD 2000 Leute in der Konzernzentrale.
Die Kehrseite
Unterm Strich ist das Bild klar: Händler, Logistiker, Versicherer und Stromfirmen segeln mit Rückenwind durch die Krise. Ihre Grösse und ihr Geschäftsmodell schützen sie vor den wirtschaftlichen Verwerfungen. Dieses Ergebnis wird gestützt durch eine Umfrage von JobCloud, die uns exklusiv vorliegt.
Das Stellenportal hat 254 Arbeitgeber in der Deutsch- und in der Westschweiz gefragt, ob neues Personal rekrutiert werde – trotz Krise. Die Antwort ist eindeutig: Bei drei von vier Unternehmen herrscht alles andere als Kurzarbeit im Personalbüro. Von einem Einstellungsstopp keine Spur, vor allem bei Grosskonzernen. Gemeint sind Firmen mit über 2000 Angestellten. Hier sagen 84 Prozent, dass sie weiterhin rekrutieren.
Alles gut also? Nein. Es gibt sie auch, die Verlierer. Sie sind gross und klein. Sie sind staatlich und privat. Die SBB haben als Folge der Corona-Krise einen Einstellungsstopp für die Verwaltungsbereiche verhängt. Die Swisscom baut ab. Der VW-Importeur Amag leidet. Und selbst die SRG kämpft – gegen einen Rückgang im Werbemarkt, mitten im Grossumbau.
Dieser Artikel erschien zuerst beim «Blick» unter dem Titel: Das sind die Jobmacher der Schweiz.