106 leitende Angestellte des Baustoffkonzerns Sika haben sich mit einem offenen Brief an die Führung von Saint-Gobain gewendet. In diesem fordern sie den Chef des französischen Unternehmens auf, den Entscheid zum Kauf von Sika zu überdenken.
Mit diesem Brief an Saint-Gobain-Chef Pierre-André de Chalender vom 3. Februar wollen sie ihrer Besorgnis über die «unfreundliche Übernahme» ihres Unternehmens durch Saint-Gobain Ausdruck geben, wie die Unterzeichner schreiben. Der Brief liegt der Nachrichtenagentur sda vor.
Bedenken wegen Führungskulturen
Bedenken haben die leitenden Angestellten gemäss dem Brief vor allem wegen den unterschiedlichen Führungskulturen, die sich auch direkt auf der Erfolg der Unternehmen auswirke. Sika wachse darum so schnell, weil es ein dezentral geführtes Unternehmen sei, in dem die Länderchefs grosse unternehmerische Freiheit genössen.
Saint-Gobain dagegen werde zentralistisch und bürokratisch geführt. Entsprechend langsam agiere das Unternehmen. Der Geschäftserfolg sei wenig überzeugend, heisst es.
Eine Zusammenführung der Unternehmen würde darum Sika ernsthaft schaden. Sowohl der Teamgeist wie der Arbeitsstil im Unternehmen würden zerstört. Eine beträchtliche Anzahl von leitenden Angestellten habe bereits signalisiert, das Unternehmen bei einer Übernahme zu verlassen.
Für beide Seiten unvorteilhaft
Die Unterzeichner des Briefs bitten deshalb Pierre-André Chalendar, die Kaufpläne zu überdenken. «Eine Übernahme ist für keines der beiden Unternehmen von Vorteil.»
Die Sika-Gründerfamilie Burkard hatte Anfang Dezember angekündigt, sie verkaufe ihre Anteile am Unternehmen für 2,75 Milliarden Franken an Saint-Gobain. Die Erben kontrollierten bislang mit 16,4 Prozent des Kapitals eine Stimmenmehrheit von 52,6 Prozent.
Die Sika-Führung spricht von einer feindlichen und strategisch unsinnigen Transaktion und hat das Stimmrecht der Gründerfamilie bis auf weiteres auf fünf Prozent beschränkt. Diese wehrt sich mit juristischen Mitteln dagegen.
(awp/sda/ccr)