Noch selten hat es für eine Schweizer Bank ein härteres Verdikt gegeben: Am 24. Mai gab die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) die Auflösung der Tessiner Bank BSI bekannt. Hintergrund ist der Geldwäschereiskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB. Zum Glück, nicht zuletzt auch für die rund 1900 Mitarbeiter der BSI, ist die Fusion mit der Privatbankengruppe EFG International bereits seit Monaten aufgegleist – so darf der Partner die BSI unter die Fittiche nehmen und das Geschäft eingliedern.
Was zuerst wie ein Schock auf beide Banken wirkte, zeigt bei näherer Betrachtung auch einige Vorteile – vor allem für die EFG unter CEO Joachim Strähle.
Grünes Licht für die Fusion
Da ist zunächst die Tatsache, dass die Finma gleichzeitig mit der Schliessung der BSI auch grünes Licht für die Fusion gab – früher als erwartet. Aus dem Umfeld der Finma verlautet, man habe dies bewusst gemacht, um die Unsicherheit zu dämpfen. Strähle zeigte sich hocherfreut und dankte der Finma für die «gute Zusammenarbeit und die schnelle Behandlung».
Das ist nicht der einzige Vorteil. Weil mehrere BSI-Topmanager zurücktreten müssen (unter anderem warf CEO Stefano Coduri per sofort das Handtuch), ist die Führungselite der BSI dezimiert. Das erlaubt es Strähle, ab sofort ohne die bei Fusionen oft vorkommenden Widerstände im Management durchzuregieren. Zudem dürfte EFG Millionen an Abgangsentschädigungen sparen: Eine Million Franken betrug im Schnitt das Salär der zehn Konzernleitungsmitglieder für das Jahr 2015.
Reduzierter Kaufpreis
Auch der Kaufpreis für BSI reduziert sich. Von den abgemachten 1,33 Milliarden Franken werden zunächst die 95 Millionen abgezogen, die BSI als Busse zahlen muss. Im Vertrag gibt es eine Klausel, die weitere Reduktionen ermöglicht, abhängig von Faktoren wie zum Beispiel den Kundengeldabflüssen. Abflüsse sind bei Fusionen nicht unüblich, könnten nun aber auf den Skandal zurückgeführt werden – und rabattpflichtig werden. Auf die Frage, wie hoch eine solche Reduktion ausfallen dürfte, wollten weder EFG noch die ehemalige BSI-Besitzerin BTG Pactual Stellung nehmen. Bei BTG Pactual hiess es allerdings, man werde in jedem Fall Regress nehmen auf die Vorbesitzerin, die italienische Versicherungsgruppe Generali, unter deren Ägide die Missstände ihren Anfang nahmen.