«Wir verschenken nichts», meinte Polo Hofer etwas bockig, als er letztes Jahr gefragt wurde, warum seine Musik nicht auf Spotify sei. Das könnte sich nun bald ändern. Wobei das nichts mit dessen Ableben Ende Juli zu tun hat, sondern vielmehr mit den neuen Bedingungen.
Am Freitag kündigte der Streaming-Marktführer unter Gründer und CEO Daniel Ek nämlich offiziell an, sich des Schweizer Musikschaffens anzunehmen. Die Rede ist von «kuratierten Playlists speziell für die Schweiz».
Apple Musik mit beliebten Mundart-Playlists
Im Gegensatz zum Konkurrenten Apple Music produzierte Spotify bislang keine der beliebten Playlists mit Mundartmusik. Die Sammlungen heissen laut Spotify «Top Hits Schweiz», «New Music Friday Schweiz», «Schwiiz Rap» und «Swiss Made».
Offenbar wirkte der Druck des Musiklabel-Verbands IFPI Schweiz. Für Geschäftsführer Lorenz Haas ist das «ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verbesserung der Vermarktungsmöglichkeiten für regionale Musik im Streaming-Segment». Spotify hat in der Schweiz einen doppelt so hohen Marktanteil wie Apple Music.
Playlists und Empfehlungen auf den Portal-Startseiten sind die härteste Währung im jährlich zweistellig wachsenden Streamingbusiness. Die Portale sprechen damit neue Nutzer an, und die Künstler erhalten mehr Aufmerksamkeit. Eine lukrative Förderfunktion, die früher gänzlich den Musiklabels vorbehalten war.
Widerstand der hiesigen Künstler bröckelt
Zwar gibt es auf Spotify weiterhin die eingeschränkte Möglichkeit, Gratismusik zu konsumieren. Doch dank der Mundart-Playlists bröckelt jetzt der Widerstand der hiesigen Künstler. Neben Polo Hofer zählt Züri West zu den wichtigsten Musikern, deren umfangreiches Repertoire auf dem Portal fehlt.
Beide sind bei Sound Service unter Vertrag. Label-Chefin Sylvie Widmer will die Situation jetzt in Absprache mit den Bands und Rechte-Inhabern überprüfen. Die Qualität spiele eine grosse Rolle: «Für uns ist wichtig, dass sich die Leute, die Spotify-Playlists erstellen, seriös mit den Künstlern auseinandersetzen.» Ein Spotify-Sprecher bestätigt, man werde «eng mit der lokalen Musikbranche zusammenarbeiten».