Das ist schmerzhaft: 82 Prozent der Finanzchefs (CFOs) relevanter Schweizer Firmen planen Massnahmen im Personalbereich, um die Folgen der Frankenstärke aufzufangen. Das zeigt die vierteljährliche CFO-Umfrage der Beratungsfirma Deloitte. Fast die Hälfte erwägt dabei eine Reduktion der Mitarbeiterzahlen. 61 Prozent setzen auf einen Einstellungsstopp und 57 Prozent auf einen Lohnstopp.

«Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einer Anpassungsphase nach dem Frankenschock vom Januar», so Deloitte. «Unsicherheiten, insbesondere an der Währungsfront, prägen noch immer das Denken und die Handlungsweisen Schweizer CFOs.»

So hätten sich die Aussichten für die Schweizer Konjunktur nach Ansicht der CFOs seit dem starken Einbruch im Vorquartal zwar etwas aufgehellt, wie die «Sonntagszeitung» berichtet hatte. Doch mit 41 Prozent Pessimisten gegenüber 16 Prozent Optimisten, bleiben die Finanzchefs insgesamt ziemlich negativ, was die nächsten zwölf Monate betrifft.

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Tausende Arbeitsplätze fallen weg

Diese Entwicklung zeigt sich auch in den absoluten Zahlen der Jobkürzungen, wie handelszeitung.ch dokumentiert. Während 2014 mindestens 37 Schweizer Firmen Stellen strichen, sind es in den ersten sieben Monaten dieses Jahres bereits 49 Unternehmen, die den Rotstift beim Personal ansetzen. Die Statistik von handelszeitung.ch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Nicht jedes Mal geht es dabei um Massenentlassungen. Doch es fällt auf, dass in der Industrie teilweise massiv abgebaut wird. Zahlreiche mittlere Unternehmen streichen 2015 Dutzende Stellen. Bei der Flugwartungsfirma SR Technics gehen sogar 250 Arbeitsplätze verloren. 200 und mehr Arbeitsplätze in der Schweiz abbauen, wollen auch die britische Grossbank HSBC, das Telekomunternehmen UPC Cablecom und der Tankstellenbetreiber Tamoil.

Mehr Menschen ohne Job

Schon vor dem Frankenschock bekannt waren überdies die Sparpläne bei Syngenta. Der Agrochemiekonzern will rund 265 Millionen Dollar einsparen. Dabei sollen 1800 Stellen abgebaut oder verlagert werden.

Dass sich der starke Franken tatsächlich negativ auf die Arbeitnehmer auswirkt, zeigt der Blick auf die landesweite Statistik. Zwar sank der Anteil der Arbeitslosen im Juni auf 3,1 Prozent zum Vormonat. Zum Vorjahr aber bedeutet dies bei 133'256 gemeldeten Arbeitslosen einen Zuwachs um 5,2 Prozent.

Arbeitslosigkeit nimmt im Herbst zu

In den nächsten Monaten droht sich die Situation noch zuzuspitzen. Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft ist der Juni aus saisonalen Gründen traditionell der Monat mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit. Bis Ende Jahr soll die Arbeitslosenquote nach Berechnungen der Konjunkturforschungsstelle (Kof) der ETH auf knapp 4 Prozent ansteigen.

«Die aufgrund der Wettbewerbssituation im Exportsektor zurückgehende Nachfrage nach Arbeitskräften wirkt, zusammen mit der grossen Unsicherheit angesichts der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, beschäftigungshemmend», so die Kof in ihrer neusten Konjunkturprognose.

Die Schweiz brauche eine stabile Währung und einen realistischen Kurs, schreibt die Unia, und fordert die Einführung eines neuen Mindestkurses. Dass die Arbeitnehmenden die Zeche bezahlen müssten für den Entscheid der Nationalbank, komme «gar nicht in Frage».

Finanzchefs noch pessimistischer

Die CFOs der Unternehmen rechnen allerdings weniger mit der Rückkehr zum Mindestkurs als vielmehr mit einem noch stärkeren Franken. Im Durchschnitt erwarten die Finanzchefs laut Deloitte jetzt in zwölf Monaten einen Kurs von 1,04 Franken für einen Euro, im Vorquartal waren es noch 1,07 Franken.

Damit sind sich über die Risiken der Frankenstärke für einmal sogar die Gewerkschaften mit den Finanzchefs der Firmen einig. Deloitte fordert darum, wenn auch keinen neuen Mindestkurs, «Massnahmen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit».