BILANZ: Verstehen Sie, dass sich Schweizer Studierende durch die zunehmende Zahl von Deutschen an den Unis gestresst fühlen?

Stefan Lake: Ja, das kann ich nachvollziehen. Das Problem ist, dass sich die Deutschen und die Schweizer gar nicht so nahe sind, wie man meinen könnte. Die Schweizer sind sehr konsensorientiert. Dagegen wirken die Deutschen mit ihrer direkten Art manchmal sehr schroff.

Was empfehlen Sie den Deutschen, die hier bei uns studieren?

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Sie sollten sich stärker an die Gepflogenheiten des Landes anpassen. Vielen Deutschen fehlt diese Sensibilität. Jeder, der zur Ausbildung in die Schweiz geht, sollte sich als Markenbotschafter seines Landes sehen und einen entsprechenden Eindruck erwecken.

Welche Qualitäten zeichnen die deutschen Studierenden aus?

Die Deutschen sind fleissig und haben Lust am Leistungsdruck. Sie messen sich gerne mit anderen.

Genau das sorgt an den Schweizer Hochschulen für Unmut.

Klar. Man kann nicht abstreiten, dass die Deutschen die Schweizer in dieser Hinsicht unter Druck setzen. Da kann ich nur empfehlen, sich dem globalen Wettbewerb anzupassen.

Ein hohes Salär steht bei den Befragungen der Deutschen an oberster Stelle, wenn es um die Wünsche für den künftigen Job geht. Wie erklären Sie sich das?

Ein hohes Gehalt ist in Deutschland mit mehr Prestige verbunden als in der Schweiz. Bei den Schweizern gehört ein gutes Salär einfach wie selbstverständlich zum Gesamtpackage.

Absolut gesehen liegen die Gehaltsvorstellungen der Deutschen aber deutlich unter jenen der Schweizer. Ein Problem im War for Talents?

Ich glaube, ja. Wenn die Deutschen mit weniger Gehalt zufrieden sind, kann das die Schweizer Arbeitgeber dazu verführen, die Deutschen zu bevorzugen.

Deutschen ist eine sichere Anstellung deutlich wichtiger als Schweizern. Herrscht in Deutschland eine Beamtenmentalität?

(lacht) Das muss ich energisch dementieren. Trotzdem ist die Feststellung interessant. Für mich ist das Umfrageresultat eine Reaktion der Generation Y auf die Krisenjahre 2008/2009. Erstmals wurde den Jungen bewusst, dass es mit der Wirtschaft nicht immer aufwärtsgehen muss. Das hat Ängste geweckt, die nun zum Ausdruck kommen.

Teilzeitmöglichkeiten scheinen bei den Deutschen nicht so gefragt. Warum?

Wo das Angebot kleiner ist, ist auch die Nachfrage kleiner. In Deutschland ist man zudem rasch weg vom Fenster, wenn man am Arbeitsort nicht genug Präsenz markiert.