Am Donnerstag gab die Swiss bekannt, dass sie drei weitere Boeing 777 als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Airbus A340-300 kaufen will. Schon im Frühling 2013 hatte die Swiss sechs Maschinen des Typs Boeing 777-300ER bestellt. Und dies, nachdem die Swiss zuvor für Langstreckenflüge jahrelang ausschliesslich Flugzeuge von Konkurrent Airbus eingesetzt hatte.
Was steckt hinter dem Wechsel zu Boeing? Kehrt die Swiss nun langfristig Airbus den Rücken? Keineswegs, sagt Swiss-Sprecher Mehdi Guenin. «Der Entscheid für Boeing ist kein Entscheid gegen Airbus.» Die Swiss setze ihre Zusammenarbeit mit Airbus konsequent fort. Zum Beispiel würden ab Ende 2019 über zehn Flugzeuge vom Typ Airbus A320neo und fünf weitere Airbus A321neo zur Kurz- und Mittelstreckenflotte dazustossen.
Airbus A350 war keine Option
Trotzdem hat die Swiss bisher bei der Erneuerung ihrer Langstreckenflotte voll und ganz auf Boeing gesetzt. Der neue Airbus A350, das europäische Alternativprodukt zur Boeing 777 war keine Option im Evaluationsprozess der Swiss, schreibt Mehdi Guenin. Als die Swiss die Bestellung der ersten sechs B777-300ER ankündigte, war der Airbus A350 noch nicht in der Luft.
«Die Boeing B777-300ER verfügt über die ideale Grösse und Reichweite für unsere Marktabdeckung aus der Schweiz», so Guenin. Besonders wichtig für die Swiss ist die Grösse. Im Gegensatz zur A340 mit 219 Plätzen, bietet die B777-300ER Raum für über 330 Sitzplätze. Viele Mitbewerber hätten bereits solche grossen Flugzeuge im Einsatz, sagt die Swiss. Die Investition in eine moderne Flotte sei entscheidend für die Zukunftsfähigkeit.
Synergien im Lufthansa-Verbund
Herausgestrichen wird von der Swiss auch die Reduktion des Treibstoffverbrauchs mit der B777. Dabei werden Einsparungen von 23 Prozent pro Sitzplatz gegenüber der A340-300 möglich. Dazu kämen Synergien im Lufthansa-Verbund. Austrian-Airlines und Lufthansa-Cargo fliegen bereits seit einiger Zeit mit der Boeing 777.
Insgesamt werden ab 2016 15 angejahrte Airbus A340-300 aus dem Verkehr gezogen. Neun davon sollen wie jetzt bekannt ist durch Boeing 777 ersetzt werden. Laut der Website der Swiss sollen sie auf ultralangen Strecken zum Einsatz kommen. Die Swiss nennt San Francisco, Los Angeles, Sao Paulo, Bangkok, Hongkong, Shanghai, Peking, Johannesburg und Singapur.
Keine Infos zur laufenden Evaluation
Weiterhin offen bleibt die Frage nach dem Ersatz der restlichen sechs A340. Auch von Swiss-Sprecher Mehdi Guenin ist in dieser Sache nichts Neues zu erfahren. Weil aber die Boeing 777 für einige Langstreckenverbindungen der Swiss zu gross sein dürfte, werden die Karten zwischen Airbus und Boeing hier nochmals neu gemischt. Laut dem Aviatik-Portal Aerotelegraph gibt es bei beiden Herstellern mögliche Favoriten.
In Frage kämen beispielsweise kleinere Versionen der Boeing 777 oder Airbus A330, sowohl in der Neo als auch in der alten Variante. Dabei ist jeweils klar, dass die älteren Typen schnell und preiswert erhältlich wären, dafür aber im Betrieb weniger sparsam sind als die neusten Flugzeugmodelle.
Frankenstärke belastet
Die Swiss kann Flugzeuge gut brauchen, die im Betrieb günstiger sind. Zwar resultierte 2014 ein Gewinnspring um 31 Prozent auf 347 Millionen Franken. Doch die Aufwertung des Frankens kommt auch der Fluggesellschaft ungelegen. Der starke Franken sei für die Swiss eine harte Tatsache, sagte Konzernchef Harry Hohmeister in einem Interview mit handelszeitung.ch. «Wir erzielen über 60 Prozent unserer Einkünfte in Fremdwährung», so Hohmeister.
Der Kauf der Boeing 777 ist laut Swiss auch ein gutes Zeichen an die Mitarbeiter. Mit der Ankunft der neuen Bombardier CSeries für die Kurzstrecke und den Boeing 777-300ERs werde die Fluggesellschaft zwischen 2015 und 2017 rund 1000 neue Stellen schaffen können, sagt die Swiss. Laut Swiss benötigt man für den Betrieb eines einzigen Langstreckenflugzeuges etwa 300 Personen.