Novartis-Chef Vas Narasimhan ist nach Stein in den Aargau gekommen. Novartis feiert die Eröffnung seiner Manufaktur für Zell- und Gentherapie. Ein Lokaltermin in der Provinz mit Händeschütteln, Politprominez aus Basel und Bern und einem Gemeindepräsidenten, der über Radwege, Zugsverbindungen und Naherholungsgebieten referiert. Und darüber, dass er hier, wo nun in steriler Umgebung in aufwendiger Handarbeit Blutzellen für Krebspatienten genetisch verändert werden, vor Jahrzehnten mit seinem Bruder Zuckerrüben angepflanzt habe.
Doch eigentlich ist Narasimhan in höheren Sphären unterwegs. Sechs grosse Übernahmen mit einem Gesamtvolumen von 27,8 Milliarden Dollar hat der Arzt und ehemalige Entwicklungschef in den knapp zwei Jahren, in denen er Novartis führt, getätigt. 24,4 Milliarden Dollar davon stehen für sogenannte Pipeline-Deals: Übernahmen von Unternehmen, die zum Übernahmezeitpunkt noch keine Wirkstoffe oder Therapien auf dem Markt hatten. Es sind Wetten auf die Zukunft.
Man kauft Unwägbarkeiten
Narasimhan, der junge Star unter den Big-Pharma-Bossen, ist der König dieser für Biotech typischen Wetten, bei denen stets viele Unwägbarkeiten mitschwingen. Pharma-Analysten versuchen, dem mit Berechnungen zu Eintretens-Wahrscheinlichkeiten, klinischen Endpunkten, Mortalitätsraten, Rückfallquoten, mutmasslichen Patientenpopulationen und Preisspannen für die Produkte beizukommen.