Nach dem angekündigten Einreisestopp der USA gegenüber EU-Bürgern inklusive der Schweiz rufen Fluggesellschaften nach Hilfe: Der europäische Luftfahrtverband «Airlines for Europe» (A4E) forderte Unterstützung. «Es wird die europäischen Airlines Zeit und harte Arbeit kosten, sich von dem Schaden zu erholen, den der Ausbruch von Covid-19 verursacht hat», erklärte A4E. Zusätzliche Belastungen zum Klimaschutz wie neue Luftfahrtsteuern sollten verschoben werden. Die Coronavirus-Epidemie müsse ausserdem als ausserordentlicher Umstand gelten, damit keine Entschädigungen an Fluggäste fällig werden.
Der internationale Airline-Verband IATA forderte ebenfalls von den Regierungen Kreditlinien und Steuererleichterungen, um die Fluggesellschaften zu stützen. «Ohne einen Rettungsring von den Regierungen kommt zum Gesundheitsnotstand obendrein noch eine Finanzkrise der Branche», warnte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac.
Der Luftfahrtkoordinator der deutschen Bundesregierung, Thomas Jarzombek, erklärte, staatliche Kredithilfen der Förderbank KfW und Bürgschaften könnten für die Luftfahrt bei Bedarf kurzfristig ausgeweitet und flexibler gewährt werden. Neben dem Swiss-Mutterkonzern Lufthansa ist auch der Ferienflieger Condor von Flugbeschränkungen in die USA betroffen.
USA ist wichtiger Markt
Für die Lufthansa-Gruppe sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Auslandsmarkt ausserhalb Europas. Bei den Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines machen Transatlantikflüge nach Amerika ein Drittel des Umsatzes aus. Von Januar bis September waren das 5,4 Milliarden Euro. Die Flugbegleitergewerkschaft UFO, die nach harter Auseinandersetzung mit der Lufthansa um neue Tarifverträge ringt, erklärte: «Wir stehen jederzeit zur Verfügung, um hier auch sehr kurzfristig und unkonventionell mit dieser aussergewöhnlichen Situation umzugehen.» Die Lufthansa prüft bereits Kurzarbeit.
Wie reagiert der Flughafen Zürich auf die Corona-Krise? Flughafenchef Stephan Widrig nimmt hier Stellung im Videointerview.
In die USA einreisen dürfen nur US-Bürger und Ausländer mit dauerhaftem Wohnsitz in den Vereinigten Staaten mit ihren engsten Angehörigen. Flüge sind noch zu US-Flughäfen mit strengen Ankunftskontrollen der Passagiere möglich. Air France KLM erklärte, zunächst sieben Zielflughäfen in den USA im Programm zu lassen und mit den US-Behörden über drei weitere im Gespräch zu sein. Norwegian Air Shuttle, grösster Anbieter von Billigflügen aus Europa in die USA, streicht 4000 Flüge und schickt die Hälfte der Belegschaft vorübergehend nach Hause.
40 Prozent der Langstreckenflieger bleiben am Boden
Die US-Airlines werde das «extrem hart» treffen, sagte der Präsident des amerikanischen Airline-Verbandes Nicholas Callio. Auch der Tourismus in den USA wird unter der Abschottung leiden. Der US-Reiseverband erklärte, im März vergangenen Jahres stammten 29 Prozent aller Reisenden und 3,4 Milliarden Dollar Umsatz aus Europa. «Das wird die ohnehin schon starken Auswirkungen des Coronavirus auf die Reisebranche und die 15,7 Millionen Amerikaner, deren Arbeitsplätze vom Reisen abhängen, noch verschärfen», erklärte der Präsident des US-Reiseverbands Roger Dow.
(tim/Reuters)
Swiss fliegt weiterhin nach Chicago und New York
Die Swiss hat ihren Sonderflugplan für Strecken in die USA präsentiert. Sie fliegt weiterhin Chicago und Newark bei New York an. Fluggäste, die von den verschärften Einreisebestimmungen nicht betroffen seien, könnten über die beiden angeflogenen Drehkreuze weiterhin sämtliche Ziele innerhalb der USA mit einem Anschlussflug der Partnerairline United Airlines erreichen. Das Angebot dürfte sich primär an US-Staatsbürger richten, die in ihr Heimatland zurückkehren wollen.
Alle anderen US-Flüge würden ab dem 14. März aufgrund der Restriktionen der US-Administration vorerst eingestellt. Auch der tägliche Flug zwischen Genf und New York (JFK) sei hiervon betroffen. Die Swiss und die Lufthansa flögen hingegen bis auf weiteres unverändert alle Ziele in Kanada an.
Lufthansa fliegt trotz des Einreisestopps der USA gegenüber Europäern weiterhin Ziele in den Vereinigten Staaten an. Bei ihr blieben nebst Chicago und Newark auch Washington im Programm.
Zuvor hatte die Swiss zusammen mit der Lufthansa weitere Einschnitte vorgenommen. Bis Anfang April würden alle Flüge nach und von Italien ausgesetzt. Betroffen sind rund 90 wöchentliche Verbindungen von Zürich nach Mailand, Rom, Venedig, Florenz, Neapel, und Brindisi.