Der Zeitpunkt für den Knall kam überraschend: Am Donnerstagvormittag teilte Migros mit, sich neben Interio und M-Way auch von der Warenhauskette Globus zu trennen. «Mit der verstärkten strategischen Ausrichtung von Globus auf das Premium- und Luxus-Segment entfernt sich Globus weiter von der DNA der Migros», so die Erklärung.
Zwar betont Migros bei ihrer Tochtergesellschaft das starke Wachstum im Onlinegeschäft und die «stetig steigenden Marktanteile» an. Doch das seit 1997 zum Migros Genossenschaftsbund gehörende Unternehmen schreibt seit Jahren Verluste. Erst für 2018 musste Migros wegen Globus 90 Millionen Franken abschreiben.
Im März gab Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen den Warenhäusern eine vermeintliche Gnadenfrist. Innert zwei Jahren müsste Globus in die schwarzen Zahlen kommen. Doch offenbar glaubte bei Migros am Ende niemand mehr an eine erfolgreiche Trendwende.
Migros weist keine separaten Gewinnzahlen für Globus aus. Doch das Handelsgeschäft, zu welchem die Warenhauskette gehört, schrieb im letzten Jahr einen Betriebsverlust von 152 Millionen Franken – trotz starken Zugpferden wie Denner und Migrolino.
Fokus auf Luxus
Globus-Chef Thomas Herbert setzte auf mehr Luxusbrands und eine generelle Aufwertungsstrategie für die Warenhäuser. Doch Globus habe ein «beinahe schon historisches Problem mit seiner inkonsistenten Positionierung, die auch unterschiedliche Kundenschichten zur Folge hat», schrieb die «Bilanz» im Juni.
So erwirtschaftet die Delicatessa weit über 80 Prozent der Verkäufe im Segment Luxus, bei der Mode dagegen seien gut 90 Prozent im Premium anzusiedeln. Gastronomie und Accessoires liegen noch tiefer zwischen Premium und Mittelklasse. Doch für Herbert steht die Entwicklung der Luxus- und Premium-Segmente im Vordergrund, das zeigt die zunehmende Anzahl von Luxusmarken in den Läden von Globus.
Mit Brands wie Tom Ford, Gucci oder Prada entfernte sich Globus indes immer weiter vom bodenständigen Image der restlichen Migros-Unternehmen.
Weniger Angestellte, mehr Online
Die Firmenzentrale schrumpfte unter Herbert von 450 auf 320 Stellen. Die gesamte Belegschaft wurde von 4500 auf 3500 reduziert. Dafür sollen die Mitarbeiter in den Läden künftig glaubhaft den Luxusstil verkörpern, den die Produkte im Laden ausstrahlen.
Laut Migros werden inzwischen rund 10 Prozent des Umsatzes von 800 Millionen Franken im Netz gemacht. Dieses Jahr sollen es schon 100 Millionen Franken werden. Mittelfristig soll der Umsatz dank der Onlinestrategie auf eine Milliarde Franken ansteigen, was die Gruppe vor ihrer Schrumpfungsstrategie im stationären Handel schon 2014 beinahe erreicht hatte.
Innerhalb der Migros ging Thomas Herberts Strategie nicht auf. Ob Globus aber ausserhalb der Migros tatsächlich «bessere Erfolgsaussichten» hat, wie es in der heutigen Mitteilung heisst, wird vom Käufer der Warenhauskette abhängen.
Mit dem Globus-Verkauf macht Fabrice Zumbrunnen das Richtige. Zur falschen Zeit. Lesen Sie den Kommentar von Andreas Güntert zum Knall bei Migros hier.