Den Menschen in Vals läutet da gewiss etwas. Da kommt ein erfolgreicher Unternehmer aus der Ferne zurück in seinen Heimatort, im Schlepptau ein Stararchitekt von internationalem Format, und kündigt ganz Grosses an: Er werde im Dorf das höchste Gebäude Westeuropas bauen.

So geschah es 2015 im Bündnerland, als der Immobilien- und Multi-Unternehmer Remo Stoffel die Gemeinde Vals mit seinem Projekt «Femme de Vals» verblüffte. 381 Meter hoch solle der Turm werden, 300 Millionen werde er kosten.

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Die Menschen in Brande, einem 7’000-Seelen-Ort in Jütland, Dänemark, werden sich vielleicht bald schon bei den Valsern informieren, wie es denn so läuft. Oder umgekehrt.

Vero Moda, Jack & Jones

Denn in Brande plant ein anderer Unternehmer einen 320-Meter-Turm, der denselben Anspruch hat: Der «Bestseller Tower» soll das höchste Gebäude in Westeuropa werden. Der Entwurf, erarbeitet von der Stararchitektin Dorte Mandrup, ähnelt sogar äusserlich der «Femme de Vals»: Es ist ein sehr, sehr schlanker Wohn- und Büroturm.

Hinter dem Plan steckt Anders Holch Povlsen, reichster Mann von Dänemark. Er besitzt die Modekette Bestseller, zu der wiederum Marken wie Vero Moda und Jack & Jones gehören.

Wie der «Guardian» unter Berufung auf den Head of Construction der Bestseller-Gruppe berichtet, wolle Povlsen seinem Heimatort etwas zurückgeben – «to give something back to the town.

Remo Stoffel, CEO des Projektes 7132, orientiert an einer Medienkonferenz in Kloten, am Mittwoch, 25. Maerz 2015, ueber das Projekt 7132 in Vals. Der Immobilien-Investor Remo Stoffel plant im Buendner Bergdorf Vals eine Hotelanlage, deren Kern ein 381 Meter hoher Turm ist. (KEYSTONE/Walter Bieri)

Remo Stoffel bei der Präsentation des Hochhausprojekts in Vals, März 2015.

Quelle: Keystone | Walter Bieri

Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zum Fall in der Schweiz: Die Dänen machen entschlossen vorwärts mit ihrem Projekt. Der Bürgermeister fand die Idee prima («grosser Aktivposten»), die Gemeindeversammlung winkte das Baugesuch Ende Februar durch, noch dieses Jahr sollen die Bagger auffahren.

Und so mag es manchen im Bündnerland etwas frustrieren, dass die Dänen bei ihren Ankündigungen («höchster Turm Europas») das 60 Meter ehrgeizigere Projekt in Vals kaltschnäuzig übergehen. Als ob es Bergluft sei.

«Gut Ding will Weile haben»

Auf der anderen Seite erwächst der «Femme de Vals» bekanntlich gerade in der Region viel Widerstand. Und ebenso bekanntlich ist Investor Remo Stoffel derzeit stark damit absorbiert, seine Firmen und Kreditverpflichtungen umzustrukturieren. 

Gegenüber dem «Bündner Tagblatt» wollte er sich jedenfalls unlängst nicht auf einen Zeitrahmen festlegen: «Gut Ding will Weile haben», sagte er. Ein Projekt dieser Grössenordnung brauche eben seine Zeit, bis es realisiert werden könne.

Trend zu Dorf-Hochhäusern?

«Gut Ding will Weile haben», das heisst auf dänisch: noch vier Jahre. Spätestens 2023 soll der «Bestseller Tower» eröffnet werden.

Immerhin brachte der Turmbau zu Brande auch das Valser Projekt wieder ein bisschen auf die Weltbühne: Jetzt berichtete sogar die «Washington Post» darüber, erinnerte dabei auch an die Stoffel-Pläne und werweisste, ob sich hier ein Trend zu Dorf-Hochhäusern ankündige.

(rap)