Das Kerngeschäft der Klimabewegten ist das Ankleben auf dem Strassenbelag, das Besetzen von UBS-Schalterhallen oder Velodemos für netto null Emissionen. Neuerdings hat die nationale Klimastreik-Bewegung ihre Aktivitäten ausgedehnt und mischt sich nun mit medialer Unterstützung in die Schweizer Industriepolitik ein. Im Einklang mit den Gewerkschaften fordern sie staatliche Subventionen für die schwer defizitären Werke in Gerlafingen und Emmenbrücke, schliesslich seien diese Fabriken für «den ökologischen Umbau in der Schweiz grundlegend», schliesslich muss mit dem rezyklierten Stahl das Zugnetz erweitert sowie Windräder gebaut werden. «Ohne Stahlwerker*innen kann es keine ökologische Wende geben», ist Sebastian Killer vom Klimastreik Bern überzeugt.

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Tönt zwar fast nach Kreislaufwirtschaft, aber die Behauptung ist ziemlich weit weg von der Realität. Denn die bedrohten Stahlschmieden arbeitet gar nicht für die Energiewende in der Schweiz, sondern fürs Ausland. Swiss Steel setzt bloss 1,6 Prozent vom produzierten Stahl in der Schweiz ab, der Grossteil geht in den Export und wird vorab in Deutschland weiterverarbeitet, und zwar in der Automobilindustrie. Ähnlich bei Gerlafingen: Dieser Stahl wird vorab nach Italien geliefert, wo er ebenfalls in neuen Lastwagen und Personenwagen verbaut wird, übrigens auch für SUV, welche die Schweizer Klimaaktivisten eigentlich verbieten wollen.  

Dieser Kreislauf – Schweizer Stahl für die Autoherstellung in Europa – müsste eigentlich den Klimaaktivisten schwer zu denken geben. Zumal die Öfen in Gerlafingen und Emmenbrücke vorab mit Atomstrom und fossilem Brennstoff betrieben werden. Dabei sind es doch die Klimastreikenden, die für ihre Forderung «netto null Emissionen» Strassen und Flugpisten blockieren.  

Ihre plötzliche Sympathie für die alles andere als nachhaltige Stahlbranche geht noch weiter. Sollte sich die Politik in Bern nicht zu Subventionen durchringen, verlangen sie, muss die Schweizer Stahlproduktion der Marktlogik entzogen werden und die «Vergesellschaftung der Stahlwerke» umgesetzt werden. Erst mit der Übernahme durch den Staat könnten die Stahlwerke sozial und ökologisch verträglich gegen die weltweite Überproduktion ankämpfen, weiss Anna Lindermeier vom Klimastreik Zürich.

Lindermeiers Forderungen werden die Grossaktionäre von Swiss Steel und der Beltrame Group, Eigentümerin von Gerlafingen, gerne hören. Die italienische Industriellenfamilie Beltrame sowie Amag-Besitzer Martin Haefner, Sulzer-Grossaktionär Viktor Vekselberg und der Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler täten wohl nichts lieber, als ihre unrentablen CO2-Schleudern subito der Eidgenossenschaft zu verkaufen. Dann müssten sich die Behörden in Bern mit Überkapazitäten, mit Millionendefiziten und mit der Billigkonkurrenz aus China rumschlagen. Die saftige Rechnung beglichen am Ende die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, zu denen die jungen Klimakleber*innen kaum gehören. Ganz nach dem Motto: Zuerst die Betriebe vergesellschaften, dann die Verluste.