Julius Bär verfolgt seit Jahren einen aggressiven Wachstumskurs: 2012 erwarb die Bank das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft von Merrill Lynch für rund 700 Millionen Franken, zuletzt kaufte Julius Bär die Mehrheit am italienischen Vermögensverwalter Kairos und die Commerzbank Luxemburg.

Beobachter sorgt der aggressive Zukauf-Kurs. Er hat Spuren in der Bilanz hinterlassen, denn die Kosten der Akquisitionen und deren Integration hat die Eigenkapitalquote empfindlich sinken lassen. «Für weitere Zukäufe fehlt meiner Meinung Julius Bär das Geld», warnt daher Andreas Venditti, Bank-Analyst bei Vontobel.

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Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen

Doch Daniel Sauter, Verwaltungsratspräsident von Julius Bär, sieht in der dünneren Eigenkapitaldecke der Privatbank kein Hindernis für weitere Zukäufe: «Sollte sich eine passende Übernahmegelegenheit bieten, so schliesse ich explizit eine Kapitalerhöhung nicht aus», sagte Sauter zu «Bilanz».

Per Ende 2015 wies Julius Bär eine harte Eigenkapitalquote berechnet nach den Basel-III-Regeln von 12,2 Prozent aus - das ist weniger als bei der Grossbank UBS mit 14,5 Prozent. Sauter ficht das nicht an: «Die laufenden Gewinne werden es uns erlauben, die Kapitalquoten über unseren eigenen Mindestzielen von 15 und 11 Prozent zu halten.» Trotz grösseren Investitionen liege die Kapitalquote zudem heute deutlich über den regulatorischen Anforderungen.

Neues IT-System kommt

Die Bank kündigte auch an, organisch weiter stark wachsen zu wollen und netto 100 neue Berater einstellen zu wollen. Doch Bank-Insider befürchten, dass die alten IT-Systeme von Bär allein das geplante organische Wachstum nicht mehr bewältigen könnten. Die Einführung eines neuen IT-Systems wurde vor drei Jahren zurück gestellt, um die Grossübernahme der internationalen Vermögensverwaltung von Merill Lynch stemmen zu können. Nun verspricht Sauter: «Die neue Plattform startet Anfang nächstes Jahr in Asien und wird sukzessive auf die ganze Bank ausgerollt.»

Bank-Kenner bemängeln auch, dass Verwaltungsratspräsident Sauter zu wenig kritische Distanz zu seinem CEO Collardi halte. Ein Vorwurf, den Sauter gegenüber «Bilanz» widerspricht; er sehe sich sehr wohl in der Rolle eines Coaches für den Vorstandschef, ergänzt dann aber selbst: «Collardi ist ein rechter Selbstläufer, der braucht im Grunde nur wenig Coaching.»

Image-Skandale belasten die Bank

Neben solchen operativen Herausforderungen belasten grössere und kleinere Image-Skandale die Bank, etwa die Frage, ob auch bei Julius Bär Korruptionsgelder der Fifa oder des brasilianischen Ölkonzerns Petrobras gewaschen worden sein könnten. Und Bank-Präsident Sauter spielt eine umstrittene Rolle im Übernahme-Krimi um den Baustoff-Konzern Sika, deren Verwaltungsrat er ist.

 

Was Collardi und Sauter auf die Kritik erwidern und mit welchem Verhalten die Bank-Führung intern Kredit verspielt, lesen Sie in der neuen «Bilanz», ab Freitag am Kiosk oder mit Abo jeweils bequem im Briefkasten.