Als globales Schwergewicht unter den Telefonanbietern besitzt Skype kein einziges Verbindungskabel. Uber – der weltgrösste Taxidienst-Anbieter – kommt ohne eigene Autos aus. Diese und viele weitere Unternehmen stehen für die Machtübernahme des Digitalen.

Diese sei längst Realität, auch wenn viele im Silicon Valley, den USA und der Welt sie noch als Zukunftsvision diskutierten. Das sagte Sandy Carter, Start-up-Chefin bei IBM, unlängst auf einer Veranstaltung. Sie untermauerte ihre These mit einem Chart, das seinen Weg in die sozialen Netzwerke fand.

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Schlüsselbranchen längst im Wandel

Acht Schlüsselbranchen nennt Carter, in denen eine oder mehrere digitale Technologien bereits die herkömmlichen Anbieter überrundet haben (siehe Bildergalerie). Kennzeichnend für die digitale Disruption ist genau das Phänomen, für das Uber steht wie der chinesische Riese Alibaba. Ein Unternehmen stellt ein Produkt zur Verfügung, mit dessen Hilfe Nutzer statt auf herkömmlichem Wege digital auf Dienste zugreifen können, oft zu einem günstigeren Preis.

Auch Airbnb ist ein gutes Beispiel: Die Gründer Brian Chesky, Joe Gebbia and Nathan Blecharczyk boten die Vermittlung von Privatzimmern für Nutzer, die nicht in Hotels übernachten und oft auch weniger zahlen wollten. Und landeten damit einen Welterfolg: Der Umsatz liegt nach Schätzungen des «Wall Street Journals» 2015 bei 900 Millionen Dollar, wert ist die Firma mitterweile fast 26 Milliarden US-Dollar.

Hoteliers fürchten Airbnb

Airbnb bringt damit weltweit die Hoteliers ins Schwitzen, auch in der Schweiz. Sie spüren den Gästeschwund an vielen Stellen. Ihnen geht es wie der Taxibranche, die den Erfolg von Uber beklagt und sich mit Streiks vergeblich gegen die digitale Unterwanderung wehrt.

Ein Kennzeichen der digitalen Machtübernahme ist dabei die Geschwindigkeit des Wandels. Software verbreitet sich rasant, ein Markteintritt ist oft innert weniger Monate geschafft. Bestes Beispiel ist das Google Smartphone-Betriebssystem Android, das 2008 von dem Unternehmen lanciert wurde.

Google – Weltmarktführer als Neueinsteiger

Als Google das Open-Source-System ankündigte, war der Suchmaschinen-Anbieter absoluter Neuling auf dem Handymarkt. Heute ist Android das am meisten genutzte Betriebssystem weltweit. Diese rasante Übernahme der globalen Pole-Position ist ein Kennzeichnen der digitalen Disruption: Das die Tech-Unternehmen lediglich die Vermittlung, nicht aber das Produkt selbst anbieten, braucht es häufig eine entprechende Verbreitung. Auch Google liefert für Handys lediglich die Software, die Apps entwickeln andere, am offenen Quellcode kann jeder Programmierer mitschreiben.

Die digitale Machtübernahme ist in diesem Bereich geglückt – auch wenn Google dafür im Kerngeschäft der Branche auf die Nase gefallen ist. Der Riesenkonzern wollte sich auch im klassischen Handy-Geschäft etablieren und eigene Produkte herausbringen. Darum kaufte Google Motorola für stolze 12 Milliarden Dollar. Drei Jahre später gab das Unternehmen dieses Vorhaben auf – die Integration des Herstellers in das digitale Unternehmen war misslungen.