Die Reisezeit steht bevor, an der Zapfsäule notiert 1 l bleifreies Benzin 95 derzeit um 1.78 Fr. Was bezahlen wir in einigen Wochen?
Ramon Werner: Eine Prognose ist schwierig abzugeben. Der Säulenpreis ist von diversen Faktoren abhängig, von der Preisentwicklung beim Rohöl, vom Wechselkurs Dollar zu Franken, von den Frachtbedingungen und schliesslich vom lokalen Wettbewerb. Was ich sagen kann: Der Rohölpreis dürfte sich auf dem heutigen Niveau einpendeln.
Spekulative Investoren setzen auf einen weiter steigenden Rohölpreis. Werden wir bald 2 Fr. pro Liter Benzin bezahlen?
Werner: Das ist möglich.
Werden dann vermehrt Auto-mobilisten aus den umliegenden Euroländern Schweizer Tankstellen stürmen, um vom tiefen Franken zu profitieren?
Werner: An gewissen grenznahen Tankstellen ist dieser Trend bereits heute zu beobachten, allerdings gibt es den «Tanktourismus» auch zwischen den Euroländern, etwa Deutschland und Österreich.
Seit Juni läuft die Hurrikansaison in der Karibik. Was geschieht, wenn wie bereits 2005 Wirbelstürme zahlreiche Raffinerien ausser Betrieb setzen?
Werner: Die Branche investiert massiv in Raffineriekapazitäten. Trotzdem ist die Lage nach wie vor angespannt. Würde ein Wirbelsturm mit derselben Stärke wie «Kathrina» auftreten, käme es erneut zu deutlichen Engpässen.
Wie gross werden die Preis-schwankungen sein, die von internationalen Krisen und Terroranschlägen verursacht werden?
Werner: Vor rund zehn Jahren stand der Ölpreis bei 10 Dollar pro Fass, heute erreichen wir Spitzenwerte von über 75 Dollar. Zwar werden diese in absehbarer Zeit wohl nicht mehr auf 10 Dollar fallen, doch grössere Schwankungen im zweistelligen Prozentbereich sind durchaus möglich. Ein Grund sind spekulative Investoren.
Der Heizölpreis in der Schweiz hat sich seit Jahresbeginn um rund 20% verteuert. Wie ist derzeit die Nachfrage auf der Verbraucherseite?
Werner: Wir haben einen milden Winter hinter uns, die Nachfrage ist eher tief. Deshalb ist der Wettbewerb innerhalb der Branche intensiv. Man kommt derzeit relativ günstig zu Heizöl.
Weil viele Immobilienbesitzer auf noch halbvollen Tanks sitzen?
Werner: Ja. Doch ich erwarte, dass in einigen Monaten die Nachfrage rapide steigen wird. Auch weil der Bund ab 2008 eine CO2-Steuer auf Brennstoffe einführen will.
Die Klimadebatte trifft auch und besonders die Erdölbranche. Welche Massnahmen ergreift Ihr Unternehmen in der Schweiz?
Werner: Wir versuchen von unserer Seite aus, Energie zu sparen. Unter anderem sind einige unserer Tankstellen mit Solarpanels ausgerüstet und wir setzen Energiesparlampen ein. Wir bieten zudem neue Produkte an, etwa schwefelarmes Heizöl und Premium-Treibstoffe, die mehr Leistung bei weniger Emissionen und Verbrauch erbringen.
Wollen die Konsumenten wirklich mehr Geld für solche Premium-Treibstoffe bezahlen?
Werner: Bis vor einigen Jahren waren die Konsumenten vielleicht noch nicht so weit. Heute hingegen je länger, je mehr. Das beweisen unsere Absatzzahlen.
Können Sie das präzisieren?
Werner: Zahlen geben wir keine bekannt. Doch der Absatz des neuen Benzins Ultimate 98, das wir vor zwei Monaten lanciert haben, liegt bereits über dem des herkömmlichen 98er Benzins. Derzeit ist das neue Produkt an rund 60 Tankstellen erhältlich, bis zum Ende des Sommers werden wir das Angebot auf 200 Stationen ausdehnen.
Welche Potenziale orten Sie bei Biofuels wie Biodiesel und -ethanol?
Werner: Eine vollständige Substitution von fossilen Treibstoffen durch Ethanol halte ich für keine gute Sache, weil damit die Nahrungsmittelindustrie – Stichwort Getreidepreise – in Mitleidenschaft gezogen wird. Hinzu kommt eine schlechte CO2-Bilanz. Was Sinn macht, ist eine Beimischung von Biofuels wie Ethanol bis zu 5% zu fossilen Treibstoffen. Wenn die Spezifikationen für alternative Treibstoffe vom Bund definiert sind, werden wir an vorderster Front dabei sein.
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BP in der Schweiz
Neuer Chef
Ramon Werner (37) ist seit Januar 2007 Generaldirektor und Manager Tankstellenbereich von BP (Switzerland). Er trat die Nachfolge von Werner Lohrberg an, der sich in den Ruhestand begab. Werner ist Schweizer und begann seine Karriere in der Erdölbranche 1998 bei Mobil Oil (Switzerland). 2000 wechselte er zu BP (Switzerland).
Ausblick 2007
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Werner mit einem positiven operativen Ergebnis, unter anderem auch dank neuen Produkten. Allerdings sei die «Umsatz- und Margenentwicklung aufgrund der internationalen Rahmenbedingungen schwer abschätzbar», betont Werner.