Abo-Geschäfte sind nicht neu. Menschen abonnieren seit vielen Jahren Zeitungen und Zeitschriften – und in den 1970er- und 1980er-Jahren gab es einen Boom bei Musikbestellungen, bei denen Abonnenten jeden Monat eine neue Schallplatte oder Kassette per Post erhielten.
Früher waren Unternehmen der «alten» Wirtschaft wie Hersteller von Aufzügen, die lebenslange Serviceverträge anboten, oder Gilette, das Rasierer praktisch verschenkte und die Klingen dazu teuer verkaufte, in diesem Bereich führend. Jetzt sind Geschäfte mit wiederkehrenden Umsätzen bei innovativen Technologieunternehmen in Mode gekommen.
Drei potenzielle Vorteile
Digitale Plattformen und das Aufkommen von Cloud-Computing haben dem Abonnementmodell eine neue Dimension verliehen, indem sie intelligenten, dynamischen Unternehmen drei potenzielle Vorteile bieten: Erweiterung ihrer adressierbaren Märkte, Reproduzierbarkeit des Cashflows und Stärkung der Kundenbindung.
Unternehmen, die ein abonnementbasiertes Modell anwenden, haben gute Wachstumsaussichten und das Potenzial, eine bessere Vorhersehbarkeit und auch Transparenz in Bezug auf ihre Gewinne zu erzielen. Die Transparenz der Gewinne ist ein wichtiger Gesichtspunkt für langfristige Anleger.
An diesem Punkt im Konjunkturzyklus wird viel über Wachstum gesprochen. Oder darüber, ob amerikanische gegenüber nicht-amerikanischen Unternehmen im Vorteil seien. Aber das Thema Abonnemente ist eines, das über alle Kategorien hinausgeht und einen langfristigen Trend darstellt. Jedoch florieren nicht alle Abonnementgeschäfte. Selektivität ist entscheidend. Die besten Investitionen sind diejenigen, die einfach weiter für Sie arbeiten.
Hier ein Blick auf einige Branchen, in denen Abonnements eine Chance für Unternehmen und Anleger darstellen:
Streaming hat die Mediennutzung verändert
Dank der verfügbaren Technologie und der vorhandenen Infrastruktur sind Streaming-Medienunternehmen unglaublich schnell gewachsen. In der Tat haben 46 Prozent der amerikanischen Konsumenten in einer Umfrage von McKinsey aus dem Jahr 2018 angegeben, einen Streaming-Dienst wie Netflix, Hulu oder YouTube abonniert zu haben.
Streaming verändert auch die Art und Weise, wie Menschen Musik hören. Nur wenige Jahre, nachdem iTunes die Musikbranche mit der Verbreitung digitaler Downloads umgekrempelt hatte, bewegen sich die Hörer heute massenhaft weg von Downloads und CDs und hin zu Diensten wie Spotify, Pandora, YouTube und Apple Music. Laut der Recording Industry Association of America belief sich der Gesamtumsatz im Bereich des Musikstreamings Ende 2018 auf 7,4 Milliarden Dollar, was mehr als 75 Prozent des gesamten Umsatzes mit digitaler Musik in den USA ausmacht.
In der Cloud sind die Chancen für Softwaredienste himmelhoch
So wie mobile Plattformen den Rückenwind für konsumentenorientierte Unternehmen wie Netflix und Amazon boten, hat das Aufkommen des Cloud-Computing bereits eine enorme Nachfrage nach Dienstanbietern für Online-Software ausgelöst.
Anstatt grosse Investitionen in die eigene IT-Infrastruktur zu tätigen, können Unternehmen über die Cloud zu einem Bruchteil der Kosten auf Daten und Softwareanwendungen zugreifen.
Cloud Computing hat bereits dazu geführt, dass Unternehmen ihre Infrastrukturausgaben kürzen konnten, und den Anstoss dafür gegeben, Geschäftsmodelle zu transformieren. Da sich die Verlagerung von IT-Workloads in die Cloud in den kommenden Jahren beschleunigen wird, wird wahrscheinlich auch die Nachfrage nach Amazon Web Services und Microsoft Azure, den derzeit führenden Anbietern von Cloud-Infrastrukturen, steigen.
In den nächsten zehn Jahren werden auch Unternehmen, die sich auf die Bereitstellung von Software als Dienstleistung für Unternehmen in der Bankenbranche, in der Pharmabranche und in der Industrie konzentrieren, erhebliche Chancen haben. Durch die Verlagerung weg vom Verkauf von Hardware und Softwarewartung hin zu einem abonnementbasierten Online-Modell erweitern viele Dienstleister ihre adressierbaren Märkte erheblich. Dies stört etablierte Geschäftsmodelle und eröffnet denjenigen, die diese Technologien frühzeitig anwenden, erhebliche Chancen.
Etwa ServiceNow, ein Anbieter von abonnementbasierter Software, mit der Personal, Helpdesk und andere IT-Supportdienste verwaltet werden können. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als «Digital Workflow-Unternehmen» und zählt laut dem «Future 50»-Bericht der Zeitschrift «Fortune» für 2018 zwei Fünftel der 2000 grössten globalen Unternehmen zu seinen Kunden.
Innerhalb der Finanzbranche bietet das Schweizer Unternehmenssoftwareunternehmen Temenos Software-Dienstleistungen für Privat- und Gemeinschaftsbanken weltweit an. Das Unternehmen mit Sitz in Genf hat mehr als 3000 Kunden in 150 Ländern und verlagert sein Geschäft zunehmend auf ein cloudbasiertes Abo-Modell. Temenos ist gut aufgestellt, um seinen Anteil an den IT-Ausgaben der Banken zu erhöhen. Banken, oft das Ergebnis von Fusionen, haben häufig IT-Systeme, die nicht miteinander kommunizieren können.
Die Umstellung auf ein Abonnementmodell kann sich auszahlen
Die zunehmende Tendenz einiger Technologieunternehmen, Anleger mit regelmässigen Dividendenzahlungen zu belohnen, ist teilweise von der Verlagerung von Verkäufen zu einem cloudbasierten Abonnement- und Servicemodell abhängig gewesen.
Ein Beispiel ist Microsoft, einst der weltweit führende Anbieter von Desktop-Software. Im Jahr 2011 wechselte das Unternehmen mit der Einführung von Office 365, einem cloudbasierten Angebot seiner Produktivitätssoftware mit Microsoft Word, Excel und PowerPoint, zu einem Abonnementmodell. Darüber hinaus ist Azure, ein Dienst des Unternehmens, im Bereich von cloudbasierter IT-Infrastruktur einer der Marktführer.
*Von Anne-Marie Peterson ist Aktien-Portfoliomanager bei der Capital Group.