Frau Gaugler, rechnet sich aktives Fondsmanagement für Anleger? Viele Studien widerlegen das.
In unserem Fall schon, aber die Beweislast liegt bei uns. Doch es stimmt schon, viele Fondsmanager schlagen ihre Benchmark nicht, was nicht zuletzt an den hohen Kosten der Fonds liegt.
Sie managen einen Fonds, der auf die Überalterung der Gesellschaft setzt. Ergeben derartige Megatrends überhaupt Sinn, oder sind sie nur ein Marketinginstrument?
Sie machen massiv Sinn. Ich glaube mehr denn je daran. Die Demografie ist die Mutter aller Megatrends. Innerhalb der Demografie gibt es noch den besonders aussichtsreichen Trend der Überalterung. Trends blind kaufen sollte man jedoch nicht. Denn gegen Ende des Zyklus entstehen bei Trendthemen und Megatrends Blasen. Kritisch sehe ich Trendfonds, die sich zu stark aufs Wachstum fokussieren. Bewertungen spielen oft keine Rolle mehr. Mir gefällt Wachstum, aber nur, wenn es nicht zu teuer ist.
Unter SMI-Werten sind Kurs-Gewinn-Verhältnisse von mehr als 20 verbreitet. Beunruhigt Sie das?
Nein. Wir befinden uns in einer neuen Welt. Zu Aktien gibt es wenig Alternativen, und das wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern. Die Indizes mit historischen Bewertungen zu vergleichen, ist nicht mehr zeitgemäss.
EZB-Chef Draghi hat das Anleihenrückkaufprogramm wieder gestartet. Wird das die Aktienkurse weiter nach oben treiben?
Das vorherzusagen, ist schwieriger denn je. Zentralbanken stützen die Börsen ein Stück weit, aber die Lage bleibt binär. Eskaliert der Handelsstreit, sehen wir 2020 eine Rezession in den USA. Dann geht es dem Rest der Welt auch nicht gut. Derzeit preist der Markt eine Beilegung des Konfliktes ein und rechnet in Europa mit fiskalischem Stimulus. Für 2020 werden bessere Konjunkturdaten erwartet. Kommen sie nicht, werden die Kurse fallen.
Gesundheit bildet einen Schwerpunkt in Ihrem Portfolio. Was halten Sie von Roche?
Sehr viel. Die Aktie zählt zu unseren «High Conviction»-Anlagen. Sie ist sehr attraktiv bewertet, und Roche hat die stärkste Pipeline im Pharmabereich. Roche ist einer potenziellen Gesundheitsreform in den USA weniger ausgesetzt, als viele Anleger realisieren. Das Unternehmen hat als eines von wenigen verstanden, dass das System bei alten Medikamenten sparen muss, um Luft und Geld für neue zu schaffen.
Dieses Interview erschien in der Oktober-Ausgabe 10/2019 der BILANZ.