Aktivistische Investitionsgesellschaften üben vermehrt Druck auf Geschäftsleitungen aus. Laut einer Zusammenstellung der US-Investmentbank Lazard haben weltweit Investitionsgesellschaften im dritten Quartal 2018 mehr Unternehmen ins Visier genommen, als im gesamten Jahr zuvor.

Die Investmentbank zählte im letzten Jahr 169 Druckversuche von aktivistischen Investmentfonds auf Firmen. Allein im dritten Quartal 2018 soll es dagegen deren 174 gegeben haben. Zu den sehr aktiven Fonds gehören laut Lazard in erster Linie US-Gesellschaften wie Elliott oder Third Point. In Europa und in der Schweiz fällt der schwedische Investitionsfonds Cevian mit gehäuften Druckversuchen auf.

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Alle diese Fonds zeichnen sich durch ihre unzimperliche Vorgehensweise aus. Sie zögern nicht, öffentlich Manager mit deutlichen Worten zu kritisieren und zu massregeln, deren Leistung sie als ungenügend betrachten. Das jüngste aus Sicht der Fonds erfolgreiche Beispiel dafür ist Ulrich Spiesshofer. Der ABB-Chef hat nach längerer Weigerung den Druckversuchen von Cevian nachgegeben. Hitachi kauft vorerst 80 Prozent der Stromnetzsparte von ABB für rund 9,1 Milliarden Dollar.

Das gleiche Vorgehen wendete auch Veraison beim Röntgenspezialist Comet, Cevian bei Panalpina und Third Point bei Nestlé an. Der Investmentfonds hat den Vorschlag von Comet für das Verwaltungsratspräsidium als «enttäuschend» bezeichnet. Cevian hat mit heftigen Angriffen bei Panalpina erwirkt, dass der Verwaltungsratspräsident Peter Ulber abtritt. Third Point fordert, dass Nestlé das Portfolio strafft und seine Anteile am Kosmetikspezialisten L'Oréal verkauft.

Retter oder Wölfe?

Ob die Fonds mit ihren Aktivitäten Werte schaffen oder zerstören, darüber gehen die Meinungen auseinander. «Dass Fonds versuchen, Einfluss zu nehmen, ist nicht unbedingt schlecht», sagte der emeritierte Finanzprofessor der Universität Neuenburg Michel Dubois auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. «Wenn Kontrollstrukturen fehlen oder Verwaltungsrat und Geschäftsleitung sich zu nahe sind, ist das Eingreifen von Fonds gerechtfertigt.»

Brian Bolton von IMD sieht die Einmischung von Fonds dann als gerechtfertigt, wenn diese langfristige Ziele verfolgen. Wenn ein Fonds jedoch nur kurzfristig auf die Renditemaximierung ziele, sei das egoistisch und schädlich für das betroffene Unternehmen, sagte er gegenüber AWP.

Ethos-Direktor Vincent Kaufmann sieht das kritischer. «Das Ziel von aktivistischen Investmentfonds ist einzig die Gewinnmaximierung», sagte er. Dafür opferten sie unter anderem auch Forschungs- und Nachhaltigkeitsprogramme, die den langfristigen Erfolg eines Unternehmens ermöglichten. Pensionskassen dagegen, die zum Teil ebenfalls beträchtliche Anteile an einzelnen Unternehmen halten, seien stärker am langfristigen Erfolg interessiert. «Sie haben zum Beispiel auch alles Interesse daran, Arbeitsplätze in der Schweiz zu halten, anstatt sie zu verlagern.»

(sda/ccr)