Geht es nach Amazon, gibt es bald nichts mehr, was nicht in irgendeiner Weise mit dem digitalen Sprachassistenten Alexa zu tun hat. «Wir wollen, dass unsere Kunden überall Zugriff auf Alexa haben – in der Küche, im Wohnzimmer, im Büro und jetzt auch im Auto», sagte Amazon-Manager Tom Taylor am Donnerstag in der Firmenzentrale in Seattle.
Mit einer ganzen Reihe von neuen Alexa-Geräten macht sich Amazon auf, den Alltag seiner Nutzer zu erobern. Neben einem neuen Echo-Dot, der kleinste und günstigste smarte Lautsprecher von Amazon, gibt es einen neuen Echo Plus und einen neuen Echo-Show-Lautsprecher mit Display. Für einen besseren Bass führt Amazon ausserdem einen Subwoover ein.
Darüber hinaus stellte das Unternehmen ein kleines Gerät vor, das den Echo ins Auto bringt, eine Wanduhr, Mikrowelle und Steckdose, die sich mit einem Echo verbinden können, eine kleine Scheibe mit der Bezeichnung Echo Input, die jeden Lautsprecher mit Bluetooth oder einem Klinkenstecker Alexa-fähig macht und einen Verstärker mit der Bezeichnung Echo Link Amp, der ein Hifi-System mit Alexa anreichert.
Die neuen Echo-Lautsprecher sollen eine bessere Tonqualität haben als ihre Vorgänger. Ausserdem verfügen der neue Echo Plus und Echo Show nun über den Zigbee-Standard und bekommen damit Zugriff auf deutlich mehr vernetzte Geräte als in der Vergangenheit.
Der Echo Plus hat zum ersten Mal auch einen Temperatursensor, so dass er die Raumtemperatur ansagen oder auch eine Regel abarbeiten kann: Steigt die Temperatur im Wohnzimmer über 25 Grad, schalte den Ventilator ein.
Der Echo Show ist etwas schlanker geworden und hat nun ein zehn Zoll grosses Display. Der Vorgänger hatte nur einen Sieben-Zoll-Bildschirm. Nach wie vor ist auf dem Gerät kein YouTube verfügbar. Google will seinen Videodienst nicht für das Alexa-Gerät freigeben.
Kein Youtube, aber Telefonate per Skype
Dafür sollen Nutzer auf dem Echo Show aber künftig auch Video-Telefonate über Skype führen können. Bislang war dies nur zwischen Echo-Geräten oder mit Smartphones über die Alexa-App möglich. Wann die Skype-Funktion zur Verfügung stehen wird, sagte Amazon nicht.
Echo Dot, Echo Plus, Echo Sub, Echo Show und die Steckdose Amazon Smart Plug sollen den Angaben zufolge im kommenden Monat in Deutschland verfügbar sein, der Echo Input erst später. Die Preise liegen je nach Gerät zwischen 30 und 230 Euro. Zur Verfügbarkeit des Echo Link Amp, der Mikrowelle und Wanduhr in Deutschland hat Amazon keine Angaben gemacht.
Auch ob der Echo Auto nach Deutschland oder in die Schweiz kommt, ist unklar. In den USA ist er vorerst nur mit Einladung zu kaufen. Das kleine Gerät verfügt über acht Mikrofone, damit es den Nutzer trotz Fahrgeräusche, Lüftung und Musik noch verstehen kann.
Echo Auto hat die Grösse einer kleinen Powerbank und bekommt seinen Strom im Auto über USB oder den Zigarettenanzünder und verbindet sich über Bluetooth oder einem Klinkenkabel mit dem Audiosystem des Fahrzeugs. Zugleich stellt es eine Verbindung zum Smartphone des Nutzers her und greift dort auf die Alexa-App und die Internetverbindung zu.
Künftig können zwei Echos zu einem Stereo-Lautsprecher-Paar drahtlos verbunden werden. Zusammen mit dem Subwoofer lässt sich so ein 2.1-Tonsystem bilden. Tatsächlich fielen die Echo-Lautsprecher in der Tonqualität im Vergleich zu Konkurrenzsystemen wie beispielsweise von Sonos zurück.
Während der Präsentation in Seattle stellte Amazon ausserdem eine Sicherheitsfunktion vor, die künftig per Update auf die Echo-Lautsprecher kommen soll. Verlässt der Nutzer seine Wohnung oder sein Haus und aktiviert diese Funktion mit der Bezeichnung «Guard Mode», gehen die Echo-Lautsprecher in einen Überwachungsmodus.
4,1 Millionen Alexa-Geräte verkauft
Wenn sie Geräusche hören, die von einem zerbrochenen Fensterglas oder einem Rauchmelder stammen, nehmen sie die Geräusche auf und schicken sie als Datei an das Smartphone des Nutzers.
Der Konzern hatte seine ersten Echo-Lautsprecher vor vier Jahren vorgestellt. Die Geräte wurden schnell zu einem Erfolg. Zwar nennt das Unternehmen keine Verkaufszahlen, doch der Marktforscher Canalys geht davon aus, dass Amazon im vergangenen Quartal 4,1 Millionen Echo-Geräte verkauft hat.
Der digitale Sprachassistent Alexa arbeitet inzwischen in einer Vielzahl von Geräten, die von verschiedenen Herstellern stammen. Dazu gehören die Lautsprecher-Hersteller Sonos, Bose, Lenovo und Ultimate Ears.
Aber auch Fernseher, Smartphones, Tablets und Autos haben Alexa eingebaut. Die Anzahl der Marken, die Alexa nutzen, verdreifachte sich in den letzten acht Monaten nahezu von 1200 auf 3500 Marken verriet kürzlich Amazon-Manager Daniel Rausch.
Amazon ging es bisher weniger darum, seine Echo-Geräte zu verkaufen, als die Plattform weiter auszubauen. Deswegen unterstützt das Unternehmen auch andere Hersteller und Entwickler, wenn sie Alexa nutzen wollen.
Mehr als 50'000 Alexa-Skills in den USA
Inzwischen gibt es in den USA mehr als 50'000 Anwendungen, die Skills genannt werden. Nutzer können sich per Zuruf ein Taxi bestellen, eine Pizza ordern oder auch nur die Wettervorhersage vorlesen lassen.
Mit Hilfe des Assistenten lassen sich bereits 20'000 Geräte im vernetzten Zuhause steuern. So können Nutzer auf Zuruf das Licht an- oder ausschalten, die Heizung regulieren oder die Rollos öffnen. Die Zahlen des Marktforschers Canalys zeigen jedoch, dass sich Amazon nicht ausruhen kann, denn auch andere Hersteller sind mit ihren digitalen Assistenten erfolgreich. So soll Google mit seinen Google-Home-Lautsprechern und dem eingebauten Assistant inzwischen sogar Amazon bei den Verkaufszahlen überholt haben.
Wenige shoppen per Alexa
Auch die chinesischen Unternehmen Alibaba und Xiaomi holen mit eigenen smarten Lautsprechern schnell auf. Ingesamt wächst der Markt schnell. Im zweiten Quartal legte er demnach um 187 Prozent zu.
Beobachtern zufolge erhofft sich Amazon, dass Kunden die smarten Lautsprecher nutzen, um auf Amazon einzukaufen. Ist die Funktion aktiviert, lässt sich nämlich der Warenkorb einfach per Zuruf füllen. Doch offenbar geht diese Rechnung nicht auf. Nach einem Bericht der Technologie-Website «The Information» haben 2018 nur zwei Prozent der Alexa-Besitzer auf diese Weise einen Einkauf per Sprachbefehl durchgeführt.
Und nur jeder Zehnte von ihnen hat so ein zweites Mal eingekauft. «The Information» beruft sich in dem Bericht auf zwei mit den Geschäftszahlen vertraute Personen.
Dieser Artikel ist zuerst bei «Die Welt» erschienen unter der Überschrift «Das sind Amazons neue Alexa-Geräte».