Schon immer war der US-Konzern Apple geschickt darin, im Vorfeld der alljährlichen Herbstpräsentation einer neuen iPhone-Generation die Erwartungen von Kunden, Analysten und Aktionären zu schüren. So auch in diesem Jahr. Kurz vor der Vorstellung Mitte September notierten die Aktien auf historischem Höchst, das wertvollste Unternehmen der Welt wurde mit 852 Milliarden Dollar bewertet. Die Billion sei, so meinte mancher, nur eine Frage von Wochen. Doch in den Tagen nach der von CEO Tim Cook (56) mit dem üblichen Trara präsentierten Show büssten die Aktien deutlich an Boden ein.
Die Kommentare der Tech-Journalisten zu den neusten Apple-Gadgets fielen wohlwollend aus, Begeisterung aber tönt anders. Zum zehnten Geburtstag des iPhones hat der Markt einen grösseren Wurf erwartet. Das Jubiläums-iPhone X lässt zwar die Herzen vieler Fans höherschlagen. Doch der Verkaufspreis – in der Schweiz ab 1199 Franken – ist im Konkurrenzvergleich ausgesprochen hoch, ein Flop lässt sich nicht ausschliessen. Das verunsichert die Anleger, denn Apples Erfolg hängt trotz Computern und iPad vom Paradeprodukt ab: Im dritten Quartal steuerte das iPhone mehr als die Hälfte zum Konzernumsatz und wohl gut zwei Drittel zum Gewinn bei.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die Rekordjagd der Aktien ins Stottern geraten ist. Anfang November kommt das iPhone X in die Läden. Bis erste Absatzzahlen bekannt werden, dürfte der Kurs unter Druck bleiben. Einige Analysten erwarten sogar eine Korrektur um zehn Prozent. Auf lange Sicht bleibe ich positiv für Apple. Fürs nächste Geschäftsjahr erwartet UBS-Analyst Steven Milunovich ein Gewinnplus von gegen 20 Prozent. Das dürfte die Aktien beflügeln. Ein Einstieg eilt aber nicht.
AMS: Attraktive, doch auch riskante Anlage
Auch das Geschäft von AMS ist abhängig von Smartphones. Zwar betont der österreichische Hersteller von analogen Halbleitern und Lichtsensoren, dass kein Hauptkunde – wohl Apple und Samsung, Namen dürfen keine genannt werden – mehr als 30 Prozent an den Umsatz beisteuert. Allerdings werden über 50 Prozent vom Konzernumsatz mit Sensoren für Handys und Tablets erwirtschaftet. Diese Abhängigkeit birgt Risiken, zahlt sich aber so lange aus, wie die Nachfrage nach diesen Produkten hoch bleibt.
Zwar schwächen sich die Verkaufszuwächse bei Smartphones ab, doch das Geschäft läuft immer noch rund. Zudem versteht es AMS-Chef Alexander Everke (54), das Angebot laufend über Akquisitionen und Innovationen auszubauen. Allerdings belasten Übernahmen sowie Forschung und Entwicklung die Erträge. Für dieses Jahr erwartet die Bank Vontobel einen Umsatzzuwachs von 80 Prozent, während der Reingewinn um über die Hälfte einbrechen soll. Danach jedoch werde es mit dem Gewinn rasant nach oben gehen: ein Plus von 360 Prozent 2018 und von 38 Prozent im Jahr danach.
Das ist Musik für die Anleger. Die an der Schweizer Börse kotierten Aktien schossen in diesem Jahr um 160 Prozent in die Höhe. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 23,5 für das nächste Jahr sind die Valoren satt bewertet, doch für 2019 stellt sich diese Kennzahl bereits auf 17,1. AMS sind eine zwar attraktive, doch auch riskante Anlage.
Bossard ist keine Niete
Nach den Rekordzahlen für 2016 hat Bossard auch im ersten Semester dieses Jahres überzeugt: Der Umsatz stieg um 15, der Gewinn um 45 Prozent. Dazu beigetragen hat ein Immobilienverkauf, doch auch ohne diesen Posten hätte der Gewinn um 30 Prozent zugenommen. Grösster Umsatztreiber des Zuger Händlers von Verbindungsteilen wie Schrauben, Muttern oder Nieten ist Tesla. In einem Elektroauto des kalifornischen Herstellers sind rund 700 Teile von Bossard im Wert von etwa 650 Franken verbaut.
Eine Erfolgsgeschichte, fraglos. Andererseits ist damit ein gehöriges Klumpenrisiko verbunden. Denn Bossard vertreibt die Verbindungsteile, stellt sie jedoch nicht selbst her. Tesla-Chefpilot Elon Musk (46) könnte eines Tages auf die Idee kommen, Schrauben und Muttern direkt – sprich kostengünstiger – bei den Produzenten zu beziehen. Doch der wichtigste Kunde kann nicht ohne weiteres auf die Schweizer verzichten; sie haben bei Tesla ein intelligentes Behältersystem eingerichtet, das automatisch meldet, wenn an einem Arbeitsplatz Nachschub benötigt wird. Ausserdem wurde der Vertrag jüngst bis 2020 verlängert.
Zumindest mittelfristig ist Bossard anhaltend gutes Wachstumspotenzial zu bescheinigen. Und wenn die Absatzprognosen von Musk für das Modell 3 nur einigermassen eintreffen, ist für die Zuger sogar Boom angesagt. Die Anleger freut es, haben die Aktien im Jahresvergleich doch gut 70 Prozent zugelegt. Allerdings sind die Titel mit einem für 2018 geschätzten KGV von 20,9 vorderhand ausgereizt, bleiben langfristig jedoch attraktiv.
Zur Rose ist für Geduldige
Der Börsengang der in der Schweiz und Deutschland aktiven Online-Versandapotheke Zur Rose ist ein Flop. Nach einem fulminanten Start stürzten die Titel weit unter den Ausgabepreis. Offensichtlich wurde dieser zu hoch angesetzt. Auch hat sich mancher Anleger aus lauter Freude, dass endlich wieder ein IPO anstand, auf die Aktien gestürzt, ohne die finanzielle Situation des Unternehmens zu studieren. Und diese ist wenig berauschend. 2016 rutschte die Firma in die roten Zahlen, und daran dürfte sich auch in diesem und dem kommenden Jahr nichts ändern. Erst 2019 fällt gemäss Schätzungen der Zürcher Kantonalbank wieder ein Mini-Gewinn an.
Die Titel der Online-Versandapotheke haben sich mittlerweile etwas erholt. Für deutlich höhere Kurse muss CEO und Mitgründer Walter Oberhänsli (59) zuerst bessere Resultate liefern. Doch dazu wird zu viel Geld verbrannt: Die Firma steuert in Deutschland, wo sie unter der Marke DocMorris operiert, einen aggressiven Wachstumskurs. Danach folgt die von teuren Werbegeldern unterstützte Expansion nach Frankreich. Nur erfordert der Verkauf von Medikamenten im Internet wenig Innovation. Je erfolgreicher Zur Rose ist, desto schneller sind Nachahmer zur Stelle. Mich reizen die Aktien nicht.
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