Wer hätte das vor Jahresfrist gedacht: ABB legte 2016 mit einem Plus von 24 Prozent die zweitbeste Performance aller SMI-Werte aufs Parkett. Die Stärke der Aktien ist erstaunlich, denn der in Energie- und Automationstechnik aktive Konzern steckt in einer veritablen Wachstumsschwäche. In den ersten neun Monaten ging der Umsatz um fünf Prozent zurück, der Auftragseingang um elf Prozent. Operativ dagegen macht sich der seit drei Jahren laufende Umbau, verbunden mit einem Kostensenkungsprogramm, positiv bemerkbar. Im dritten Quartal 2016 stieg die Ebitda-Marge auf 12,4 Prozent – ein Plus seit acht Quartalen.
Was bleibt, ist die Umsatzschwäche. Die magere Nachfrage in der Öl- und Gasbranche sowie im Bergbau drückt auf den Auftragseingang. CEO Ulrich Spiesshofer (52) geht das Problem nun mit dem Segen von VR-Präsident Peter Voser (58) an. So will er den Divisionen Stromnetze, Elektrifizierungsgüter, Industrieautomation und Antriebe sowie Prozessautomation mehr Autonomie einräumen. Auch soll die Dachmarke ABB konsequenter umgesetzt und das digitale Potenzial besser genutzt werden.
Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch weit nötiger ist eine Markterholung. Neben besseren Konjunkturaussichten könnte der Industriegigant von den Plänen Donald Trumps (70) profitieren, Milliarden in die Infrastruktur des Landes zu stecken. Dazu zählt insbesondere das Stromnetz. Zusätzlichen Schub verliehen hat den Aktien das angekündigte Rückkaufprogramm im Umfang von drei Milliarden Dollar. Nach den Kursgewinnen sind die Papiere mit einem für 2017 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18,8 nicht mehr günstig. Ich warte zu, bis ABB auf den Wachstumspfad zurückfindet.
Empfohlene Bieraktien
Damit der weltgrösste Braukonzern AB InBev von den Wettbewerbsbehörden grünes Licht für die Megaübernahme von SAB Miller erhielt, musste er Marken abstossen. Zugegriffen hat die Asahi Group. Der japanische Brauereikonzern erwarb europäische Paradebiere wie Peroni, Grolsch und Pilsner Urquell. Die Einkäufe kosteten gut zehn Milliarden Euro. Ein hoher Preis. Asahi jedoch kann endlich auch im Ausland zulegen; obwohl der Welt zehntgrösster Brauer, werden ausserhalb Japans gerade mal 13 Prozent des Umsatzes aufgeschäumt.
Der Börse dagegen behagt die Expansion wenig. Seit über einem Jahr tendieren die Aktien seitwärts. Dabei läuft es für Japans führende Brauerei mit Nebenaktivitäten in den Sektoren Spirituosen, Softdrinks und Nahrungsmittel gut. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2016/17 dürfte zwar minim zurückgehen, doch zieht der Gewinn pro Aktie um gut zehn Prozent an. Fürs nächste Geschäftsjahr wird ein Gewinnplus von 17 Prozent prognostiziert. Auf Basis dieser Schätzung stellt sich das KGV auf 17,3, eine tiefe Bewertung im langjährigen Vergleich. Die Mehrheit der Finanzanalysten empfiehlt die Bieraktien denn auch zum Kauf. Mir gefällt Asahi auch, nicht zuletzt wegen der neuen Wachstumsmöglichkeiten in Europa.
Highflyer Zweitwerte
Die Zweitwerte unter den Schweizer Aktien performten 2016 bekanntlich weitaus besser als mancher Blue Chip. Feintool beispielsweise legten über die letzten zwölf Monate mehr als 50 Prozent zu. Und dies mit gutem Grund: Das Geschäft läuft rund, in den ersten neun Monaten 2016 stieg der Umsatz um 11,4 Prozent. Darin spiegelt sich vor allem die gute Autokonjunktur, denn diese Branche ist Hauptkunde des Feinschneide- und Umformungskonzerns aus Lyss BE. Ertragszahlen werden keine vorgelegt. Doch auch hier sieht der Trend positiv aus: Für das gesamte Jahr stellt das Management eine Ebit-Marge von 7,5 Prozent in Aussicht. Damit würde der Betriebsgewinn um rund 25 Prozent zunehmen.
Obwohl sich das Wachstum über die letzten Monate etwas abgeschwächt hat, ist bei Feintool auch über die nächsten Jahre ein erfreulicher Geschäftsgang zu erwarten. Mir gefällt zudem, dass mit Michael Pieper (70) als Mehrheitsaktionär ein ausgewiesener Unternehmer an Bord ist, der als Industrieinvestor einen langen Atem beweist. Das bringt der Firma zusätzlich eine gewisse Stabilität. Mit den ganz grossen Kursgewinnen ist es vorderhand zwar wohl vorbei. Doch die Aktien dürften angesichts eines für 2017 geschätzten KGV von 15,9 auch in den nächsten Monaten den Gesamtmarkt überflügeln. Auf lange Sicht bieten Feintool erst recht erfreuliche Kurschancen.
Ablösung bei DKSH
Seit 15 Jahren steht Jörg Wolle an der Spitze von DKSH. An der Generalversammlung vom 23. März 2017 will sich der 59-Jährige aufs VR-Präsidium zurückziehen. Wolle zählt mit einem Jahressalär von 5,8 Millionen Franken zu den bestbezahlten Managern – und wurde deshalb oft angegiftelt. Verdient er den Lohn, den er verdient? Nein, wenn ich seine Leistung am Aktienkurs messe.
Zumindest über die letzten drei Jahre war mit den DKSH-Titeln kein Geld zu verdienen. Wolle selbst kann sich nicht beklagen: Als Manager hat er sich ein Vermögen von 200 bis 250 Millionen geholt und figuriert damit im «Bilanz»-Ranking der 300 Reichsten in der Schweiz. Schon mehrmals hat der Konzernchef die Aktionäre durch Verkäufe grosser Aktienpakete aufgeschreckt.
Sein Nachfolger Stefan Butz (49), der vom britischen Warenprüfer Intertek eingewechselt wird, tritt kein leichtes Erbe an. Der machtbewusste Wolle wird weiter sehr präsent sein. Zudem kommt DKSH, die für andere Unternehmen Dienstleistungen wie Verteilung und Marketing von Waren mit Schwerpunkt in Asien übernimmt, nur langsam in Fahrt. Nach Jahren stagnierender Umsätze und rückläufiger Erträge sind die Ergebnisse fürs erste Semester 2016 gemischt ausgefallen. Vor allem die schlechte Konsumstimmung in Thailand, Malaysia und Hongkong drückt auf das Geschäft und die Erträge.
Trotz der schlechten Zahlen haben die Aktien seit Sommer ein Fünftel zugelegt. Für 2017 stellt sich das geschätzte KGV auf 22,5. Die Papiere sind für meinen Geschmack zu teuer. Zwar mag ich das Geschäftsmodell. Doch zuerst muss DKSH wieder bessere Zahlen erwirtschaften – und das Gespann Wolle/Butz beweisen, dass es harmoniert.
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