Sie kennen das, Sie haben es oft genug erlebt. Sie stecken im Stau und hören im Radio die Staunachrichten. Am Kamener Kreuz, am Hattenbacher Dreieck, auf der A8 von Karlsruhe nach Stuttgart, auf der A3 rund um Köln, auf dem Berliner Ring und auf der A9 von München nach Nürnberg.
Es wird Ihnen empfohlen, die Staustrecken weiträumig zu umfahren. Aber wenn Sie das tun, geraten sie bald in den nächsten Stau, es sei denn, Sie entscheiden sich für eine der wenigen stauarmen Strassen, die von West nach Ost führen, von Kassel nach Halle oder von Eisenach nach Erfurt. Aber da wollen Sie nicht hin.
Nach einer Stunde im Stau werden sie langsam nervös, und es fällt ihnen ein Film ein, den sie vor Jahren gesehen haben: «Falling Down», mit Michael Douglas in der Hauptrolle. Der steckt im Stau, verliert irgendwann die Nerven, steigt aus, lässt sein Auto stehen und beginnt einen Amoklauf durch die Stadt.
Meine Lieblingsszene ist die, in der er ein Restaurant von McDonald’s auseinandernimmt, weil man ihm nach 11 Uhr kein Frühstück mehr servieren will. Der Film endet tragisch, er zeigt aber sehr anschaulich, wozu ein Stauopfer fähig ist, wenn das Schicksal einen aus der Bahn geworfen hat.
Wie ein Luftkissenboot aus dem Stau erheben
In solchen Momenten bin auch ich versucht, das Auto stehen zu lassen, aber zu faul und zu feige, um es wirklich zu tun. Ich stelle mir nur vor, wie schön es wäre, wenn es im Auto einen Knopf oder einen Schalter gäbe, den ich nur drücken müsste, damit das Fahrzeug sich wie ein Luftkissenboot aus dem Stau erhebt und in einigen Metern Höhe davonschwebt.
Ich weiss, dass so etwas nicht möglich ist. Denn wenn es ein solches Auto gäbe, wäre ich bestimmt nicht der Einzige, der es besitzen würde. Und dann würden sich Dutzende von Autos zugleich in die Luft erheben, was sofort zu einem Stau über statt auf der Erde führen würde.
Dennoch wird zur Zeit an mindestens sechs Orten ernsthaft und intensiv an der Entwicklung eines fliegenden Autos gearbeitet, um den erdgebundenen Verkehr zu entlasten. Im Emirat Dubai am Persischen Golf will man einen Teil des Personenverkehrs in die Luft verlegen, mit ferngesteuerten Drohnen, die eine Nutzlast von 125 Kilo 100 Kilometer weit transportieren können. Die Piloten sitzen in einer Luftleitzentrale und greifen im Notfall per Fernsteuerung ein.
Die Zahl der Autos muss reduziert werden
Der Mitfahrtanbieter Uber arbeitet an einem Senkrechtstarter, der seine Nutzer «abseits fester Routen direkt von A nach B fliegen» soll. Dafür müssten aber erst Landeplätze in den Städten eingerichtet werden, etwa auf den Dächern von Parkhäusern.
Auch der Airbus-Konzern will demnächst kleine Einheiten produzieren, anfangs selbstfliegende Ein-Personen-Taxis, später einen City-Airbus, der mehrere Personen durch die Luft transportieren soll.
Ich finde das alles sehr eindrucksvoll, aber wenig überzeugend. Wenn es darum geht, Staus und Stress auf den Strassen abzubauen, muss die Zahl der Autos reduziert werden. Den Verkehr in die Luft zu verlegen, würde nur eine weitere Stau- und Stressebene erzeugen. Und noch mehr soziale Ungleichheit.
Die einen könnten sofort abheben, die anderen müssten sich erst ein freies Stück Strasse als Start- oder Landebahn suchen. Aber man soll sich dem Fortschritt nicht in den Weg stellen. Ohne die Raumfahrt gäbe es keine Teflonpfanne. Vielleicht bekommen wir bald fliegende Dixi-Klos. Dann hätte sich der Aufwand wirklich gelohnt.
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