Der letzte Schritt ist im Transportgeschäft meist der teuerste. Denn der Weg vom Vertriebszentrum zum Empfänger – die so genannte «letzte Meile» – stellt zugleich die grösste logistische Hürde dar: Plötzlich geht es nicht mehr um Container und Pakete, die preiswert gemeinsam reisen, sondern jedes Teil sucht seinen eigenen Adressaten.

Kunden kümmert das wenig. Sie möchten, dass jede Bestellung zeitnah bei ihnen ankommt, am besten noch am selben Tag. Diese Änderung der Erwartungshaltung verlangt ein hohes Mass an Innovation von Transportunternehmen, die nicht vom Markt abgehängt werden wollen. Zeitgleich bieten sich immer neue, experimentierfreudige Jungfirmen als Partner an, um das Problem der letzten Meile einfallsreich zu lösen – etwa, indem sie traditionelle Arten der Zustellung komplett umgehen.

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Angesichts der überwältigenden Popularität von Startups in der Sharing Economy – siehe Uber, Airbnb & Co. – wäre es verwunderlich gewesen, dieses Konzept nicht auch im Logistikgewerbe zu finden. Mit Anbietern wie Roadie, Shyp und Postmates (siehe unten) werden Privatleute nun zu Gelegenheits-Kurieren, und Lieferungen finden effizient und kostengünstig ihren Weg zum Empfänger. Auch wenn die Hürde der letzten Meile damit genommen scheint, sollten wir fragen, worauf wir uns dabei einlassen und was uns womöglich verlorengeht.

Bedenken, die Kritiker generell zur Sharing Economy äussern, gelten schliesslich auch hier: Plötzlich ist nicht mehr ein einziges Unternehmen für den gesamten Transport verantwortlich, sondern die Aufgabe wird – ganz oder in Teilen – Amateurboten überlassen – die oft genug weder durch Sozialleistungen noch Versicherungen geschützt sind, sollte einmal etwas schiefgehen.

Gleichwohl dürfte der Trend zur Sharing Economy auch in der Logistik anhalten, das Geschäft noch deutlich wachsen. Hier einige der innovativsten Startups aus dem digitalen Transportgeschäft:

Amazon und Uber

In den USA experimentiert der weltgrösste Versandhändler bereits damit, den Carsharing-Dienst Uber für Lieferungen einzusetzen. Fahrer erhalten pauschal sieben Dollar (gut 6,50 CHF) pro Päckchen oder Paket – deutlich weniger, als Amazon an Kurierdienste wie UPS oder FedEx überweisen muss. Schliesslich fallen bei den traditionellen Lieferfirmen Personalkosten mit Sozialabgaben und Versicherungsleistungen an.

Roadie

Das Startup aus Atlanta bringt Fahrer, die Zeit haben, zusammen mit Kunden, die dringend etwas von A nach B schicken möchten. Per App koordiniert Roadie, wo und wann Versender und Kuriere sich für die Übergabe treffen – etwa in einem Restaurant der Kette Waffle House, seit kurzem ein offizieller Partner des Logistik-Newcomers.

Deliv

Einkäufe Schleppen soll mit Deliv ein Ende haben: Der Kunde zahlt und Händler senden die Ware per Privatkurier nach Hause. Die Zustellung lässt sich in Echtzeit auf dem Smartphone verfolgen. Deliv setzt dabei auf Teilzeit-Fahrer, genau wie Roadie, doch Zielgruppe sind hier vorwiegend Einzelhändler, die nach neuen Wegen suchen, Kunden zu locken. «Gemeinsam können wir Amazon mit seinen eigenen Mitteln schlagen», verspricht Deliv seinen Auftraggebern.

Shyp

Schluss mit Kistenkaufen, Packen und langem Warten in der Schlange bei der Post. Mit Shyp genügt es, ein Foto des Artikels aufzunehmen, der versandt werden soll, und die Lieferadresse einzugeben. Anschliessend holt der neuartige Kurierdienst das Päckchen ab und kümmert sich um den lästigen Rest. Gegen eine Gebühr, die Zeitersparnis und Annehmlichkeit in Rechnung stellt, versteht sich.

Postmates

Läden, die eigentlich keinen Lieferservice besitzen, bietet sich Postmates als Alternative an. Von Pizza, Medikamenten und Elektronik bis hin zum Blumenstrauss übernimmt das Start-up aus San Francisco Zustellungen in derselben Stadt. Nützlich für Händler und Firmen, die keinen eigenen Botenservice unterhalten möchten – aber auch für grosse Ketten: Starbucks lässt neuerdings in Seattle Kaffee und Kuchen von Postmates zustellen.

PiggyBee

Mit PiggyBee wird die Welt zum Dorf: Das Start-up bringt Menschen, die etwas verschiffen möchten, mit anderen zusammen, die auf Reisen gehen und noch Platz im Koffer haben. Die App macht es leicht, Privatkuriere für bestimmte Reiseziele zu finden und sie zu kontaktieren, um ein Treffen für die Übergabe zu organisieren.

Nimber

Wer nicht aktiv nach Kurieren suchen möchte, kann mit Nimber das Prinzip von PiggyBee ins Gegenteil verkehren: Der Kurierdienst nutzt ebenfalls Reisende, die ohnehin unterwegs sind, macht aus dem Transport aber einen Bieterwettbewerb. Versender lassen wissen, was sie wohin schicken möchten, und Nimber-Kuriere melden sich mit Preisvorstellungen und Terminen.

Cargomatic

Sie möchten etwas Extragrosses verschicken? Dann bietet Cargomatic an, Ihnen einen Lkw-Fahrer in der Nähe zu vermitteln, der noch Platz für Ihren Transport hat.

Mitarbeit: Ilona Tschopp, Karsten Lemm

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